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08/05/2018 - Nördlichster Punkt der Südinsel

Veröffentlicht: 12.06.2018

Der neue Tag begann mit einer tierischen Überraschung. Bereits die Tage zuvor hatten Natalie und Benni uns von Pfauen erzählt, die sich auf dem Campingplatz herumtreiben sollen. Bisher hatten wir die farbenprächtigen Tiere noch nicht zu Gesicht bekommen. Doch dies änderte sich, als uns an diesem Morgen gleich drei von ihnen umzingelten. Zwei männliche und ein weibliches Exemplar inspizierten unser Auto ganz genau. Mit ihren langen Hälsen versuchten sie, einen Blick auf unsere Lebensmittelvorräte zu erhaschen. Als die großen Vögel begriffen, dass wir keine Krümel für sie übrighatten, ließen sie von uns ab. 
Der restliche Morgen nahm seinen gewohnten Verlauf. Es gab leckere Brötchen und Spiegelei zum Frühstück. Um 10:00 Uhr verließen wir mit einem immer noch scheppernden Unterbau den Campingplatz. Der Weg führte uns ein stückweit in Richtung Zivilisation. Dabei legten wir den ersten Halt am „Cape Farewell“ ein. Von hier erreicht man nicht nur das Kap, sondern auch den „Puponga Hill Top Track“, welchen wir gestern bereits gehen wollten, uns aber der Fluss einen Strich durch die Wanderung machte. Der kleine Regenschauer ließ allmählich nach und so statteten wir uns mit wetterfesten Klamotten aus, um den Track zu gehen. Nach fünf Minuten standen wir vor Cape Farewell. Dies ist der nördlichste Punkt der Südinsel Neuseelands.

Somit ist unsere Sammlung komplett. Auf beiden Hauptinseln waren wir jeweils an den nördlichsten und südlichsten Punkten. :)

Am Cape Farewell befindet sich kein Leuchtturm. Dafür kommt man, wenn man der Küstenwanderroute folgt, zum „Pillar Point Lighthouse“. Genau dies war unser heutiger Plan. Es ging über grüne Hügel, welche wegen dem Regen ziemlich nass waren, und durch riesen Schafsweiden. Immer wieder erschreckten sich die Tiere vor uns und rannten fluchtartig davon. (Schafe können so unterhaltsam sein. ;)) Außerdem eröffneten sich schöne Ausblicke auf die Küste. Jedoch fällt diese sehr steil ab, weswegen besondere Vorsicht am Rand geboten war.
Nach ungefähr 45 Minuten stand uns ein neues Hindernis im Wege. Die Route verlief mitten durch eine Kuhweide. Die Rinder lagen zum Teil auf dem Wanderweg und setzten sich nur ganz langsam in Bewegung. Irgendwie ist es immer wieder, im Gegensatz zu den deutlich schreckhafteren Schafen, eine Überwindung, die Weide zu überqueren. Doch die Neugier hielt sich in Grenzen und wir konnten durch ihr Revier huschen. Dreißig Minuten später erklommen wir einen letzten Berg, um zum besagten Leuchtturm zu gelangen. Die ganze Zeit über hatten wir dieses Ziel vor Augen und endlich kamen wir an. Doch die Ernüchterung war groß, als wir ihn sahen. Hübsch war der Leuchtturm nun wirklich nicht. Auf dem Hügel befand sich lediglich ein eingezäunter, trostloser Betonklotz mit Lampe auf dem Dach. - Dafür bot sich von hier eine wunderbare Aussicht auf die Küste, welche wir eben noch entlanggewandert sind. Inzwischen hörte es vollends auf zu regnen, wodurch uneingeschränktes Fotografieren möglich war. Die Dimensionen und Weitläufigkeit der Küste und grünen Hügel waren bemerkenswert. Wir spazierten nach einer kurzen Pause noch etwas weiter und bekamen zum ersten Mal „Farewell Spit“ zu sehen. Diese große Landzunge sieht auf der Landkarte wie der Schnabel eines Kiwis aus. Es ist ein Rückzugsort für viele Seevögel und erstreckt sich über eine Länge von mehr als 30 Kilometern. Selbst vom Berg aus konnten wir das Ende von dem Strand, vielleicht auch wegen des diesigen Wetters, nicht erkennen. Einfach gigantisch.
Als wir uns auf den Rückweg zum Auto machten, trafen wir ein letztes Mal auf Natalie und Benni. Die Zwei liefen die selbe Route wie wir, wollten allerdings noch etwas weiter zu einem Café marschieren.

Also war es an der Zeit, Abschied zu nehmen. Wir hatten eine durchweg unkomplizierte und humorvolle Zeit mit den zwei Studenten aus Berlin. Doch Begegnungen auf Reisen sind meist nur auf bestimmte Zeit begrenzt. Natalie und Benni zieht es schon sehr bald auf die Nordinsel, da sie Mitte Juni das Land verlassen werden und ihr Auto noch verkaufen müssen.

Wir wanderten nach dem Treffen den selben Weg zurück und erreichten nach insgesamt drei Stunden den Parkplatz. Nun hieß es erst einmal aufwärmen. Der kalte Wind hatte uns etwas zugesetzt. Als die Hände langsam auftauten, fuhren wir zum Zugangspunkt des Farewell Spits.

Der Name setzt sich aus den englischen Wörtern Farewell = Abschied und Spit = Landzunge zusammen. Die Namensgebung ist auf James Cook zurückzuführen. Es war das letzte Stück Land, das er sah, bevor er zurück nach England fuhr.

Vom Parkplatz aus kann man diverse Wanderungen auf die Sanddüne unternehmen. Allerdings ist der größte Teil des Strandes nicht zugänglich, da dieser ein Vogelschutzgebiet ist!
Wir stapften durch den Sand und wechselten von der Süd- zur Nordseite. Die Dimensionen sind unvorstellbar. Wir benötigten fast dreißig Minuten, um die offene Strandseite zu erreichen. Dort wurden wir abermals vom heftigen Wind begrüßt. Wegen des feinen Sandes entstanden kleinere Sandstürme, welche uns umgaben. Trotzdem genossen wir die Atmosphäre und Aussicht, die ein wenig an die Nordseeküste erinnerte - grün-gelbe Küstengräser, helle Sanddünen und das blaue, weite Meer. Uns zog es zum „Fossil Point“. An diesem Strandabschnitt kann man mit etwas Glück, eine Robbenkolonie antreffen. Es dauerte nicht lange, da sahen wir die ersten Tiere. Traurigerweise waren sie nicht mehr am Leben. Der Ort stellte sich mehr oder weniger als ein Friedhof heraus. Fünf tote Robbenbabys lagen hier verstreut. Darüber hinaus sahen wir zwei ausgewachsene, lebende Seebären auf dem Strand schlafen und einen weiteren im Wasser schwimmen. Wir verließen etwas geschockt den Strandabschnitt. Auch wenn so etwas in der wilden Natur vollkommen normal ist, war es nicht schön mit anzusehen.
Auf dem Weg zurück zum Parkplatz durchquerten wir einen märchenhaften Wald. Das Gras leuchtete in einem intensiven Grün und die Bäume sahen wie gezeichnet aus. Wir passierten eine große Schafsherde, die uns beim Durchqueren fragend anstarrte. Über 30 Augenpaare folgten uns auf Schritt und Tritt, bis wir die Weide verließen. 
Gegen 16:00 Uhr war es geschafft und wir kamen am Auto an. Der lange Spaziergang am Strand schlauchte uns. Trotz allem unternahmen wir noch eine letzte, kleine Wanderung. Wir schleppten uns auf einen nahgelegenen Hügel hinauf, um einen weiteren Ausblick auf Farewell Spit zu ergattern. Auch von hier war kein Ende von dem kilometerlangen Strand auszumachen. Da sich kurz darauf das Wetter verschlechterte, suchten wir so schnell es ging Zuflucht im Auto.
Der wohlverdiente Campingplatz für die kommende Nacht war nach einer 20-minütigen Autofahrt erreicht. In „Pakawau“ legten wir nach dem langen Tag die Füße hoch und genossen den Meerblick aus der Heckscheibe.
Antworten (1)

Wolfgang
Wieder mal viel Lob für die wunderschönen Bilder und Texte!

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