Veröffentlicht: 09.06.2018
Nach einer wind- und regengeprägten Nacht wurden wir am Morgen mit einem fotogenen Sonnenaufgang und Regenbogen begrüßt. Der blaue Himmel lud zum Frühstücken im Freien ein. In aller Ruhe starteten wir in den Tag. Mit der Zeit gesellte sich die Bekanntschaft von gestern Abend und ein weiteres deutsches Paar dazu. So saß eine Gemeinschaft aus sechs Deutschen gemütlich zusammen und das mitten in Neuseeland. Es stellte sich heraus, dass die Beteiligten aus den verschiedensten Regionen und Städten kamen - von Berlin, Köln, Leipzig und München bildeten wir mit Frankfurt den Mittelpunkt. Es wurden Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht. Dabei stellte sich heraus, dass unsere geplante Route mit einem der Paare übereinstimmte. Mehr oder weniger verabredeten wir uns für den Abend.
Wir verließen „Collingwood“ und legten unseren ersten Halt an zwei unerforschten Höhlen ein. Die Straße dorthin führte, wie so oft in abgelegenen Gegenden, über eine Gravel Road. Tiefe Spurrillen und große Schlaglöcher, die wegen der vergangenen Nacht mit Regenwasser gefüllt waren, bestimmten die Straße. Am Parkplatz erblickten wir ein weiteres Auto, das es tatsächlich hierhergeschafft hatte. Wir packten unsere Rucksäcke und starteten den Walk. Zu Beginn kreuzten wir eine kleine Koppel und befanden uns kurz darauf mitten im Busch. Kein Wegweiser oder Ähnliches gab uns einen Anhaltspunkt, wie lange es noch dauern könnte. Eines war klar: Der Weg führte auf einen Berg hinauf. Ein Ende war jedoch nicht in Sicht. Wir liefen und liefen und waren völlig vertieft ins Vorankommen. Aus dem Nichts raschelte es laut hinter uns und ein Jogger versuchte vorsichtig auf sich aufmerksam zu machen - dies funktionierte nur bedingt, wir erschreckten uns trotzdem. Nach gut einer Stunde standen wir endlich vor der ersten Höhle. Die „Stafford's Cave“ ist laut Internetgemeinde für ihren heftigen Abstieg berüchtigt. Auch wir waren überfordert und entschlossen uns dazu, zuerst die „Ballroom Cave“ aufzusuchen. Diese war nach wenigen Minuten erreicht und wesentlich einladender. Denn ihr Einstieg war nahezu ebenerdig. Nach wenigen Schritten standen wir im Mittelpunkt der Höhle. Es verschlug uns die Sprache. Die Höhle glich einem Ballsaal. Von der Decke hingen kleinere und größere Stalagtiten. Ein kleiner Bachlauf verursachte einen matschigen Untergrund - die Wanderausrüstung (Schuhe und Hose) haben sich wieder einmal bezahlt gemacht. Wir drangen noch etwas weiter in die Höhle ein. Doch als wir einen schmalen Gang durchquerten, war Schluss. Also kehrten wir zurück in den weitläufigen Ballsaal. Die Dimensionen beeindruckten. Nachdem wir, so gut es eben ging, mit unserer Digitalkamera ein paar Bilder geschossen hatten, stiegen wir aus der Höhle hinaus. Dabei bemerkten wir erst, wie schön der Einstieg von innen aussah. Die vielen, grünen Pflanzen am Höhleneingang, der blaue Himmel und die scheinende Sonne erzeugten ein schönes Gesamtbild. Ein letztes Mal drehten wir uns herum und schauten in die große Höhle hinein. Anschließend traten wir den Rückweg zur ersten Höhle an.
Zugebenerweise brauchen wir immer einen Augenblick, um uns auf solche Abenteuer einzulassen. Doch die erste Höhlenforschung machte Mut und die Ängste ließen nach. Voller Neugier wagten wir uns an den anspruchsvollen Abstieg der Stafford's Cave. Kletterarbeit und vor allem Konzentration war nun gefordert! Den schwierigsten Teil bildete ein Abschnitt, an dem es gefühlt drei bis vier Meter senkrecht in die Tiefe ging. Zur Unterstützung wurde hier ein stabiles Seil angebracht und zwei lange Holzstämme verankert. Dennoch musste man sehr vorsichtig sein, wohin man tritt, um nicht auf dem matschigen Untergrund aus- oder gar abzurutschen. Mit dem Rücken zur Höhle kletterten wir nacheinander, langsam hinab. War gar nicht so leicht, den richtigen Halt zu finden. Doch als die Passage erfolgreich gemeistert war, hieß es aufatmen. Der schlimmste Teil war geschafft. Der restliche Abstieg in die Höhle ließ sich ohne Probleme bewältigen. Feuchtfröhlich wurde es an einem kleinen Wasserfall, der hinabgeklettert werden musste, um weiter voran zu kommen. Auch hier diente ein Seil zur Unterstützung. Schon bald war die tiefste Kammer der Stafford's Cave erreicht. Die Gänge wurden schmaler und flacher. Trotz anfänglicher Hemmungen hat das Erkunden der Höhle großen Spaß gemacht! Sogar vereinzelte Glowworms waren an der Decke zu finden. Erneut schossen wir auf dem Rückweg ein paar Bilder und kamen schon bald am hohen Höhleneingang an. Bergauf war die schwierige Kletterpassage wesentlich einfacher zu meistern. Oben angekommen, klatschten wir uns ab und genossen die frische Luft.
Nach über drei Stunden waren wir zurück am Auto und legten eine kleine Snackpause ein. Als nächstes folgten wir dem Geheimtipp eines Locals. „Manny“ erzählte uns von einem wunderschönen Straßenabschnitt, der zu beiden Seiten vom Meer umgeben ist. Wichtig sei hierbei, dass zum Zeitpunkt des Befahrens Flut ist. Dadurch wäre das Wasser besonders nah an der Fahrbahn. Passenderweise war genau zur Mittagszeit der Höhepunkt der Flut angekündigt. Schon bald erreichten wir den von ihm empfohlenen Abschnitt und verstanden, wovon er schwärmte. Die einspurige Fahrbahn war zur linken und rechten Seite umgeben von Wasser. Es war zwar ein schöner Streckenabschnitt, welchen wir aber nicht vollends genießen konnten. Die Qualität der Gravel Road war zum Fürchten. Wegen zwei tiefer Spurrillen bildete sich in der Mitte der Fahrbahn ein langgezogener, hoher Steinhügel. Mit unserem relativ tiefliegenden Auto setzten wir leider oft mit dem Unterbau auf. Trotz aller Bemühungen dies zu vermeiden, mussten wir feststellen, dass wir uns einen Schaden eingehandelt hatten. Angsteinflößendes Klackern munterte während der starken Vibration beim Befahren der Gravel Road nur wenig auf. Unsere Befürchtung, dass die Frontstoßstange auf dem Boden schliff, wurde zum Glück nicht bestätigt. Dennoch erkannten wir, dass ein Teil des Unterbaus tiefer hing als sonst. Wir versuchten, entspannt zu bleiben und erreichten nach einer niemals enden wollenden Fahrt die asphaltierte Straße. Das Klackern und Scheppern wurde allerdings nicht leiser. Trotz alldem setzten wir die geplante Fahrt in den Norden der Südinsel fort. Der Campingplatz war nach einer gefühlten Ewigkeit, die dreißig Minuten dauerte, gefunden. Wir peilten gerade den Stellplatz an, da begrüßte uns ein freudenstrahlender, wartender, deutscher Backpacker aus Collingwood. Er und seine Freundin wollten sich in dem Augenblick zu einem nahegelegenen Strand aufmachen und fragten uns, ob wir mitkommen möchten. Gemeinsam brachen wir auf und berichteten jeweils von den heutigen Erlebnissen. Der Wanderweg zum „Wharariki Beach“ war weder lang, noch sonderlich anstrengend. Er führte über grüne Hügel, durch Schafsweiden und hohe Sanddünen. Kurz bevor wir den Strand erreichten, wiesen Hinweisschilder auf Robbenbabys hin, die sich gelegentlich am Strand tummeln könnten. An diesem Abend sahen wir keine, dafür einen der größten und weitläufigsten Strände Neuseelands. Trotz gnadenloser Windböen, die sogar den Sand aufwirbelten, zog der Wharariki Beach uns sofort in seinen Bann.
Der Strand zählt nicht nur zu den Schönsten in ganz Neuseeland, sondern schmückt sogar einen Windows 10 Hintergrund. ;)
Die Felsformationen, die sich vor der Küste bildeten, luden nur so zum Fotografieren ein. Wir spazierten am Meer entlang und entdeckten zur linken Seite eine kleine Höhle. Diese gab etwas Schutz vor Wind und Nieselregen. Da der Sonnenuntergang nicht allzu spektakulär ausfiel, begaben wir uns zu viert zurück auf den Campingplatz.
Zum Abendessen traf man sich in der Gemeinschaftsküche. Den restlichen Abend unterhielten wir uns mit Natalie und Benni und fielen am späten Abend müde und erschöpft ins Bett.