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All Inclusive-Anthropologie

Veröffentlicht: 27.09.2017

Lieber doch kein All Inclusive

Gestern haben wir noch die Vorteile des AI-Urlaubs gelobt, und nun stellen wir an Tag vier fest, dass wir damit doch nicht wirklich warm werden. Vielleicht ergeht es uns irgendwann anders - die Hoffnung stirbt zuletzt -  denn es ist ja tatsächlich super entspannt, in den Tag hineinzuleben und sich um rein gar nichts Gedanken machen zu müssen. Vielleicht ist es noch nicht unsere Zeit, die Lebensumstände noch nicht die richtige Grundlage, um alle Vorzüge dieser Erholungsart auszukosten. Aber dazu später mehr.

Sehr idyllisch, aber immer etwas diesig

Wir müssen hier mal raus - Sonne, Strand und Meer

Wir warten auf die Freunde


Den Tag haben wir wie selbstverständlich mit einem tollen Frühstück zu sechst begonnen, wobei Ria und Ida mehr Zeit mit Verstecken spielen als mit Essen zugebracht haben.

Vollgefuttert und zufrieden trennten sich unsere Wege für heute. Die Schweizer haben die Insel per Auto aufs Korn genommen und auch wir konnten nach mittlerweile sage und schreibe 3!!! Tagen Hotel-Aufenthalt eine gewisse Fluchttendenz nicht weiter unterdrücken. Also direkt zur Rezeption und für morgen und übermorgen einen Mitsubishi Splash gemietet, um einerseits den Rest der Insel zu Gesicht zu bekommen und andererseits eine Möglichkeit zu haben, um zur Fähre zu kommen und nach Split überzusetzen. 1700 Jahre alte Altstadt, UNESCO Weltkulturerbe und ein römischer Palast warten auf uns. Kann so schlecht nicht werden...

Es ist witzigerWEISE günstiger ein Auto für einen ganzen Tag zu mieten, als sich mit dem Taxi 30 Minuten vom Hotel nach Supetar zur Fähre und zurück fahren zu lassen. Außerdem verfügt der Mietwagen über einen Kindersitz, den man hier in den Taxen vergeblich sucht. Warum auch? Kinder können ja auf dem Schoß mitfahren. Hier wird Sicherheit noch GROß geschrieben!

Puk, die Stubenfliege

Nach einer hochspannenden und faszinierenden Partie Minigolf-Hockey über 9 Bahnen, welche Ida klar für sich entscheiden konnte, ging es für uns zu einer kleinen Bucht, die Lena ausgespäht hatte. 

Liza Minelli, formally known as Ida war sogar bereit, in ihrer Sänfte zur Abkühlung und Erholung chauffiert zu werden. Ein kleiner Kompromiss zum fehlenden Mittagsschlaf.

Auf zum Strand


Ohne große Mühe haben wir ein halbnacktes österreichisches Paar verscheucht, sodass wir die gesamte Bucht für uns hatten. Kinder sind manchmal schon praktisch... Es wurden Steine ins Wasser geschnippt, geplanscht, Steinburgen gebaut und Einsiedlerkrebse untersucht, Sonne getankt und die Ruhe genossen. Wunderbar! 

Steine schnippen, Sonne tanken
"Da wohnt ja jemand!"
Planschen geht immer
"Komm mit, Papa!"
Es geht wieder zum Hotel zurück
Die kleine Bucht, ohne großen Andrang


Fütterungszeit!!!

Zurück im Hotel wollten wir die Zeit totschlagen und sind zum Pool gewandert, wo es selbst für Hotelverhältnisse ungewöhnlich voll war. Nachdem sich Ida mit einem Eis in ihren Stuhl zurückgezogen hat, nutzen Lena und ich die Zeit, unser Anthropologie-Studium fortzusetzen. 

Bei Öffnung der Futterschleuse erklärte sich dann auch der Trubel: hauptsächlich adipöse deutschsprachigen Touris, haben wie Aasgeier auf die nächste Fuhre gewartet. Das Mittagessen war ja auch schon zwei Stunden her, da kann man wieder was nachschieben. Um fair zu bleiben: Natürlich machen es die kroatischen, skandinavischen und englischen Gäste genauso. Aber die versteht man ja nicht, bzw. eher schlecht. Und eine globale Studie würde unseren Zeitrahmen sprengen. Also den Schwerpunkt auf das tennissockentragende Sandalengeschwader gelegt. 

Besonderen Fokus legen wir hier auf das sympatische Trio am Nebentisch, bestehend aus ihm (von nun an Dieter genannt) und seinen zwei Begleiterinnen (sagen wir Ingeborg und Renate). Renate bildet die Vorhut, die nach Jalousie-Öffnung den Tisch mit frisch gebackener Pizza versorgt. Um sich unnötige Wege zu sparen, wird jeder Teller direkt mit drei Stücken Pizza belegt. Hier entscheidet offenbar ganz eindeutig das Geparden-Prinzip: Je schneller, desto mehr Futter für mein Rudel!

In der Zwischenzeit geht Dieter an der Wasserstelle eine Runde Pils holen. Cleverer Schachzug, sind doch fast alle anderen von der Pizzajagd abgelenkt. Also freie Bahn...

Ingeborg hat in dieser Kombo den Auftrag, den hart erkämpften Tisch zu bewachen (voll war es ja in der Tat). Dazu gibt es noch ein großes Eis für jeden. Natürlich auf Deutsch bestellt! Denn es gilt die Regel: WO ICH BIN, DA WIRD DEUTSCH GESPROCHEN!

"Machse mir mal drei Vanille-Eis mit Schokosoße. Kann ruhig was mehr sein!" 

Spätestens jetzt hat die Fremdscham Ihren Höhepunkt erreicht und wir können gar nicht mehr hinsehen, ohne peinlich berührt auf unseren Stühlen hin und her zu rutschen. Warum muss ein solches Verhalten sein? Ist das unbedacht? Oder Desinteresse? Vielleicht beim ein oder anderen Dummheit bis hin zu Arroganz, da man sich schließlich All Inclusive auch das Personal erkauft hat? Wir haben bisher keine Antwort darauf gefunden, die uns zufrieden stellt. Es lässt sich weder eine Gehaltsklasse, noch eine Nationalität oder eine Altersgruppe ausmachen, die es besonders übel treibt. Irgendwie tun sich da alle nicht viel.

Sicher haben wir es überspitzt beschrieben, aber von der Sache her läuft es hier täglich so ab, mal mehr mal weniger schlimm. 

Joji, Ria, Joba, Lars, Lena und Idamarittebremskes* (v. links)


Umso mehr haben wir uns also gefreut, als unsere neuen Freunde wieder aufgetaucht sind, die bereits ähnliche Beobachtungen angestellt haben, aber auch keine bahnbrechenden Erkenntnisse zu den Hintergründen diesen Verhaltens hatten. Um also weiteren Ärgernissen aus dem Weg zu gehen, haben wir uns auf den Balkon zurückgezogen und dort in Ruhe gegessen, ohne die Buffetschlacht mit ansehen zu müssen. 

Völlig erschlagen von Wind und Sonne schleichen wir nun ins Bett und freuen uns auf einen ereignisreichen neuen Tag. 

* Ob gefragt oder nicht, Ida stellt sich aktuell jedem mit diesem Namen vor. Wer sie auf einer anderen Sprache anspricht, bekommt prompt die Antwort: "Idamarittebremskes und meine Freundin heißt Lenia Ma-Ri-A!"

Antworten (1)

Holger
Herrlich! Weiter so...