No Fotos!

Jedem Menschen auf dieser Erde sollte nur ein begrenztes Datenvolumen zu Speicherung von Daten, insbesondere Bild- und Videodateien zu Verfügung stehen!
Ich könnte mich mit dieser Forderung der "Fridays for future Bewegung" anschließen. Denn ökologische Auswirkungen hat dieses ständige Fotografieren, Filmen und Speichern angefangen vom Stromverbrauch des aufnehmenden Endgerätes bis zur Bereitstellung von immer größerem Datenvolumen ja auf jeden Fall. Es ließe sich auch kulturpolitisch diskutieren oder soziologisch, psychologisch, warum Menschen so viele und so ständig Bilder machen müssen. Mich nervt es mittlerweile ganz einfach.
Wer uns kennt oder den Blog schon länger verfolgt, weiß: Wir waren nie große Fotografen. Familie Altenhofen hat eine besondere Vorliebe für schlecht Schnappschüsse, die auch mal schick eingerahmt an die Wand gehängt werden. Ich kann weder gut fotografieren, noch hatte ich je Lust dazu. War ich mit mehreren Leuten unterwegs, blieb meine Kamera stets zu Hause und ich ließ mich allenfalls hinterher mit Bildern versorgen. Klar ist es schön, sich an besondere Orte oder Momente mittels Bild erinnern zu können. Aber die Massen, die derzeit an Urlaubsbildern oder - Filmen produziert werden, will doch eh keiner sehen. Ich tippe 95% aller aufgenommenen Daten werden niemals wieder angesehen. Allein unsere Bilder aus Chile und Neuseeland: Die wollte nach unserer Rückkehr auch keiner mehr sehen. Jetzt mal ehrlich: die ungeschriebene Regeln, dass man maximal 5min von einer Reise berichten darf, bevor es insbesondere Menschen, die noch nicht vor Ort waren nervt, gilt doch auch noch in Zeiten nach der Ära der endlosen Diashow-Abende. Und Bilder guckt doch auch keiner (Ihr habt sie ja auch schon alle im Blog gesehen! 😉)
Trotzdem filmen und fotografieren die Leute wie die Irren: Asiaten, die sich gern stundenlang sich, aktuell zu verspeisende Nahrungsmittel und den Hintergrund in Szene stellen. Slowaken, die einfach alles filmen, was Ihnen vor die Kamera kommt: Balkone, Kirchen, Bäume. Am Achensee hielten Araber einfach ohne einmal auszusteigen oder anzuhalten beim Cruisen um den See stundenlang das Handy aus dem Fenster. Deutsche Girlies stürtzten fast in den Milford Sound beim Turnen und oben rum blank ziehen auf einer schmalen, weit hervorstehenden Klippe. Ein Leben für ein gutes Foto! In Bratislava machten in 15min bestimmt 15 Menschen unorginelle Fotos auf einem Schachbrett!!! Ohne Figuren. Einfach ein Muster, dass im Innenhof eines Gebäudes auf dem Boden lag.
Warum?
Muss man alles festhalten, was man so schnell und gar nicht aufmerksam erlebt? Dient es nur der Selbstproduktion in den sozialen Medien? Ich frage mich das wirklich und ich frage mich auch, warum mich das so aufregt.
Ich weigere mich mittlerweile für solche albernen Bilder aus dem Weg zu gehen oder rücksichtsvoll stehen zu bleiben. Ich gucke mir Touri-Highlights nur noch direkt und nicht mehr durch eine Fotolinse an. Ich kann an einer Sehenswürdigkeit absolut nicht mehr das Handy oder die Kamera aus der Tasche holen, wenn alle anderen das auch produzieren. Geht nicht! Vielleicht ist das schon Altersspießigkeit!? Verliert man mit 40 seine Toleranz und Flexibilität!?
Ich habe gar nichts gegen Fotos an sich. Ich bewundere Menschen, die tolle Bilder machen. Die Ahnung vom oder auch einfach nur ein Talent für den Umgang mit einer guten Spiegelreflexkamera haben. Die sich Zeit nehmen für Bilder, einen guten Blick haben. Ich finde es auch schön Bilder von besonderen Momenten im Leben zu haben.
Aber von den meisten Orten an die wir gereist sind, gibt es doch 1000 Bilder im Netz. Von Menschen, denen ich begegnet bin, traue ich mich oft kein Bild zu machen, weil ich das nicht instrumentalisieren möchte.
Was so tun!? Begrenztes Datenvolumen für alle! Wieder auswählen, was wir wirklich festhalten und was wir live und direkt erleben. Momente auch mal mit dem Kopf festhalten. Dafür plädiere ich und verabschiede mich mit diesem Wort zum Dienstag! Ich muss jetzt noch ein paar Bilder von diesem spannenden Campingplatz im Wald machen! 😆