Veröffentlicht: 30.06.2019
Ab Mitte Juni beginnt für den Bergbauern an sich eine arbeitsreiche Zeit. (Quatsch, eigentlich ist das ganze Jahr sehr arbeitsreich. Auch im Winter endet ein Arbeitstag oft erst gegen 22h mit der Stallarbeit.) Aber es beginnt die anstrengendste Zeit draußen. Darum wurden wir als Freiwillige wohl auch ab Mitte Juni dazugebucht. Die erste Woche war das Gras noch nicht hoch genug, Samstag regnete es. Der Mai war hier oben eher kühl und nass. Aber nun ist es endlich sonnig und warm und es kann los gehen! Ab 6h brummt es jetzt draußen auf den Wiesen und man weiß im Halbschlaf: Andi ist schon draußen unterwegs und mäht oder wendet oder schneidet die Kanten. Der Teil für uns Laien beginnt dann meist erst am Nachmittag, wenn es schön heiß und trocken ist. (vorher haben wir gemistet, Futter vorbereitet, Kühe hoch getrieben, die Milchkammer geputzt...) Dann gehen wir bewaffnet mit Rechen und Wasser mit auf die steilen Hänge. Wo mit der Hand gemäht wurde, muss auch per Hand gewendet und runtergeholt werden. Um alle Felsen und Bäume, an den ganz steilen Stücken, in engen Passagen. Ansonsten wird mit dem Heuwälzer alles auf den nächsten Weg gewälzt, dort per Hand so gelegt, dass es möglichst gut mit dem Heulader aufgenommen werden kann. Nachhelfen muss man natürlich trotzdem. Der Heulader fährt dann ins Stadel und läd dort ab. Mit dem Kran muss es dann in die erste Kammer verladen werden. Wo meine Mutter früher dann noch als Kind auf dem Heu herumspringen musste, um des platt zu machen, drückt der Kran nochmal nach. Aber auch er muss gefahren werden und das Heu per Hand immer wieder so nachgelegt, dass er es gut aufnehmen kann. Viele Arbeitsschritte! Und wie das alles ohne Mäher mit der Sense, ohne Kran mit der Gabel ging, kann ich mir gar nicht vorstellen. Nach einer Woche Heuarbeit mit weiteren Helfern aus dem Freundes- und Familienkreis, aber auch mit Ausfällen,weil uns rundherum alle einmal die Südtiroler Bauchgrippe flachgelegt hat, ist das erste Stadel zu 3/4 gefüllt. Das andere noch leer und vom 2. Schnitt der Wiesen, die nun wieder bewässert werden, redet natürlich noch keiner. Der warme Sommer ist perfekt für die Ernte, die heiße Sonne anstrengend für alle Erntehelfer. Wir trinken Unmengen von Wasser und Saft (Sirup mit Wasser), sind durchgeschwitzt, meine Arme und Beine sehen abends aus wie nach Windpocken und Röteln zusammen. Aber am nächsten Morgen hat sich die Haut wieder beruhigt und mein anfänglicher Heuschnupfen hat eh von alleine aufgegeben. Schocktherapie quasi! Gearbeitet wird, bis die letzte Fuhre drin ist. Egal, dass man um 6h angefangen hat oder um 4:30h im Stall stand oder dass es bereits 21:30h ist. Stöhnen tut hier auch keiner. Hilft ja auch nix- ist da die Haltung. Aber anstrengender als die Hitze oder das Rechen des Heues ist eigentlich das Laufen und Stehen an den steilen Lagen. Wo noch Heu liegt, rutschen wir Flachländer wie auf Schmierseife, habe ich einmal Halt gefunden, reche ich erstmal kreisrund um mich herum oder bahne mir einen Weg. Ich keile meine alten Wanderschuhe so gut es geht in die Wiese, krabbele auf allen 4ren mit meinen Rechen in die steilen Ecken, während Andi und Manuel mit den schweren Mäh- und Wendemaschinen an mir leichtfüßig vorbei schweben! Ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend ist, stöhnt es da doch aus dem kalten Keller von Herrn Altenhofen! Aber hilft ja nix! Da warten noch ein paar weitere steile Hektar.