Veröffentlicht: 06.02.2023
Ein Hoch auf die Rezeptionistin Vicky! Nach einer Nachtschicht an der Rezeption schafft sie es auch noch eine Gruppe von 15 jungen Schwedinnen einzeln abzurechnen. Jede der Schwedinnen scheint individuelle Wünsche zu haben. Die eine oder andere ist skeptisch und will alles noch einmal selbst durchrechnen. Vicky tut mir an dieser Stelle furchtbar leid. Sie meistert es aber mit Bravour und mit einem unbeirrbaren Lächeln im Gesicht. In den letzten Tagen war sie mir stets eine Hilfe und wir haben auch immer wieder einmal geschäkert und getratscht. Ein bisschen werde ich sie vermissen, wenn ich in zwei Tagen nach Saigon (Ho-Chi-Minh-City) aufbreche.
Klassischer vietnamesischer Kaffee lehrt Geduld. Alles beginnt mit einem dickwandigen Glas und einem Kaffeefilter aus Aluminium. Der Kaffeefilter besteht aus vier Teilen: einer flachen Schale mit feinen Löchern, einem Becher ebenfalls mit feinen Löchern, einer kleinen Platte mit feinen Löchern und einem mittigen Griff und einem Deckel mit seitlichen Griff. Die Schale und den Becher stellt man auf das Glas. Nun gibt man drei gehäufte Teelöffel Kaffeepulver in den Becher. Mit der Platte drückt man den Kaffee fest in den Becher und lässt diese dann auf dem Kaffee liegen. Nun gießt man eine kleine Menge kochendes Wasser auf die Platte - etwa zwei Esslöffel. Man lässt nun das Kaffeepulver quellen. Sobald das Kaffeepulver das Wasser aufgenommen hat, gießt man heißes Wasser bis an den Rand in den Becher und legt den Deckel auf. Nun kommt der wichtigste Teil: das Warten. Bis das Kaffeewasser seinen Weg in das Glas gefunden hat, können gut 10-15 Minuten vergangen sein. Da kann man noch so sehr in Eile sein, der Kaffee hat seinen eigenen Willen und lässt sich nicht hetzen. Jedoch wird man am Ende mit einem wohlschmeckenden, magenfreundlichen Kaffee belohnt, der noch dazu die perfekte Trinktemperatur hat. Wer hätte gedacht, dass man von einem Heißgetränk etwas über das Leben lernen kann?
Für den heutigen Tag hatte ich keine konkreten Pläne. Nach dem Frühstückskaffee lieh ich mir ein Fahrrad vom Hotel und fuhr damit in Richtung Coconut Village, wo ich vor ein paar Tagen den Kochkurs hatte. Auf dem Weg dorthin aß ich bei einer Straßenverkäuferin My Ga, Reisnudeln mit Huhn. Nach einer Weile bog ich aus einer Laune heraus von der Hauptstraße in eine Seitengasse um näher am Fluss zu sein. Keine zwei Minuten später kam ich zu einem Kajakverleih, wo ich mich spontan dazu entschloss, mir für zwei Stunden ein Kajak zu leihen.
Das Paddeln durch die Mangroven- und Kokoswälder war unglaublich entspannend. Außer dem einen oder anderen Fischerboot waren mein Kajak und ich ganz allein. Ich lauschte dem Rauschen des Windes, der durch die Palmwedel strich. Neben mir flogen Libellen ganz nah am Wasser. Ich beobachtete Schmetterlinge, die knapp über meinem Bug vorbei flatterten. Aus dem Dickicht erhob sich immer wieder ein Reiher, der sich auf einer der anderen Inseln ein neues Plätzchen suchte. Hin und wieder machte ich auf einer Sandbank Halt, an der dichtes Schilf wuchs, einfach nur um dem Wind zuzusehen, wie er kleine Wellen über die Wasseroberfläche schlug. Einmal kam ich an einem kleinen Strand vorbei, wo sich dutzende Enten sammelten und ich flachen Wasser nach Essbarem suchten. Ich wäre am liebsten ewig so weiter getrieben, doch die zwei Stunden waren bald zu Ende.
Mit dem Fahrrad fuhr ich weiter zum Meer, wo ich am Hidden Beach eine kleine Pause einlegte und auch eine kurze Abkühlung im Meer fand.
Zurück zur Altstadt von Hoi An fuhr ich an Reisfeldern vorbei. Die tief liegende Sonne verwandelte die kleinen Flüsse, die die Reisfelder speisen, in silberne Spiegel.
In der Altstadt angekommen, gönnte ich mir eine wohltuende Massage. Nach einer Dusche und einem Telefonat mit meiner lieben Mama ging ich zum Abendessen in das berühmte Restaurant Morning Glory.