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Thwa-me-naw Myanmar!

Veröffentlicht: 06.11.2016

Das bedeutet "Goodbye and see you again" auf burmesisch. Dass ich dieses faszinierende und wunderschöne Land wieder besuchen werde, davon bin ich jetzt schon überzeugt. Ich hoffe nur, dass dieses Wiedersehen ohne zu große Veränderungen ausfallen wird.

Es soll so bleiben, dass die auf der Straße herumtollenden Kinder in Mandalay uns lachend und herzlich zuwinken und mit leuchtenden Augen neugierig um uns herumspringen.

Es soll so bleiben, dass Einheimische in Kalaw ein paar Schritte mit uns gehen, um ihr Englisch aufzubessern, ihre Neugier zu stillen (Where are you from? Do you like Myanmar? How long are you staying in our country?..., Fragen wie diese hört man als Tourist fast an jeder Ecke) oder sich über ihr Lieblingsthema unterhalten: Europäischen Fußball! Begeistert erzählen sie von ihrer Lieblingsmannschaft, ihren Lieblingsspielern oder präsentieren voller Stolz ihren Wissensstand zum letzten Champions League Spiel.

Es soll so bleiben, dass die Besitzerin des Guesthouse in Hsipaw uns zum Abschied umarmt, sich fürsorglich darum kümmert, dass wir auch wirklich den richtigen Bus Richtung Pyin Oo Lwin erwischen und inmitten der Einheimischen auch bequem sitzen und winkend an der Tür steht, bis unser Bus im Getümmel der vielen Mopeds hinter der nächsten Straßenecke verschwindet.

Es soll so bleiben, dass kleine Streetfoodlokale und Garküchen mit über der Feuerstelle dampfenden Suppen und Curries das Bild der Straßen und Gassen von Yangon zieren und nicht von Fastfoodlokalen oder riesigen Foodcourts verdrängt werden.

Es soll so bleiben, dass keiner einen Rucksack stiehlt, in dem sich Pässe, Kreditkarte und Geld befinden, wenn man ihn für 20 Minuten im Fahrradkorb vor einem riesigen Markt vergisst, weil die Leute viel zu ehrlich und rücksichtsvoll sind, Fremden etwas wegzunehmen.

Es soll so bleiben, dass der alte freundliche Handwerker in seiner kleinen, verstecken Werkstatt in Mandalay geduldig mein kaputtes Leih-Fahrrad repariert und lächelnd, aber bestimmt eine Bezahlung für seine Hilfe verweigert und nur nach langem Überreden als Dankeschön ein paar Kyats dafür annimmt.

Das ist Myanmar, mit all seinen freundlichen und herzensguten Menschen, wunderschönen Plätzen und der faszinierenden Kultur.

Dass das Land in manchen Gebieten aber nach wie vor gebeutelt ist von Unruhen, fehlender Akzeptanz von ethnischen Minderheiten, von Vertreibung und Gewalt, haben wir in der entlegenen Kleinstadt Hsipaw hautnah miterlebt. Mit dem gefühlt langsamsten Bummelzug der Welt sind wir letzte Woche von dem sich in der Nähe von Mandalay befindlichen  Pyin Oo Lwin Richtung Norden aufgebrochen, 141km in 7,5 Stunden - eine Durchschnittsgeschwindigkeit also, die nah an unseren Rekord für die Busfahrt nach Ngapali herankommt :-). Ein Highlight dieser wunderschönen Zugfahrt, vorbei an auf Feldern grasenden Wasserbüffel, Reisterrassen und einsamen Dörfern, ist das berühmte Gokteik-Viadukt, eine riesige Eisenbahnbrücke, die sich mit 793 Meter Länge 111m über die Gokteik-Schlucht spannt. Sobald sich der Zug der einst von britischen Kolonialherren für Waffenlieferungen nach China erbauten Brücke nähert, stürzen dutzende Touristen zum Fenster, um den besten Blick zu erhaschen, wenn der schaukelnde Zug im Schneckentempo die riesige Schlucht überquert.

In Hsipaw angekommen waren wir überwältigt von der traumhaften Landschaft dort, grüne Bergketten umgarnen das Tal, riesige Reisfelder erstrecken sich von einem kleinen Dorf zum nächsten, perfekt also für uns, die Gegend mit dem Fahrrad zu erkunden und in der Abendsonne in Mrs. Popcorn's Garden (Mrs. Popcorn, eine alte, aber rüstige Burmesin, macht ihrem Namen alle Ehre und serviert herrliches organic Food inmitten von Maisfeldern und Blick auf die umliegenden Wiesen) mit anderen Backpackern um umgerechnet nicht einmal zwei Euro eine riesige Portion Curry zu genießen.

Am nächsten Tag sind wir dann zu einer eintägigen Wanderung in die umliegenden Palaung- und Shan-Bergdörfer aufgebrochen.  Unser Guide, der dem Palaung-Stamm angehört, hat uns auf der fünfstündigen Tour viel über seine Herkunft, die Geschichte und Kultur seiner Volksgruppe erzählt. Er hat uns darüber aufgeklärt, welche Pflanzen wie als Heilmittel verwendet werden, auf welchen Steinen die sich sonst im Dickicht des Urwalds  lebenden Kobras am liebsten in der Sonne räkeln,  wie Grillen und Zikaden am geschmackvollsten zubereitet werden und wie das Fleisch der auf einem kleinen Dolch aufgespießten Kröten, die der uns entgegen kommende Bauer soeben gefangen hat, schmeckt. Je mehr uns der Guide erzählt hat und je weiter wir in die Berge gewandert sind, umso bewusster ist uns geworden, dass in diesem Teil des Landes nach wie vor kein Frieden herrscht. Obwohl die Palaungs friedlich neben den Shans leben, sogar einige Palaung-Männer mit Shan-Frauen verheiratet sind (oder umgekehrt) und man Waren miteinander austauscht, kämpft eine selbsternannte Armee des einen Stammes gegen die des anderen. Nach wie vor machen Landminen es unmöglich, das Gebiet alleine zu erkunden, erst vor sechs Monaten wurde ein ganzes Dorf überfallen, Häuser niedergebrannt und die Bewohner leben momentan als Flüchtlinge in Hsipaw, mit eigenen Augen haben wir schwer bewaffnete Soldaten durch die Dörfer streifen sehen. Bis vor zwei Jahren konnten sich Eltern die Schule für ihre Kinder nicht leisten und mussten sie stattdessen zum Arbeiten in die Reisfelder oder Teeplantagen schicken, weil man das Geld brauchte, um sich vor beliebigen Zwangsrekrutierungen der Armee freikaufen zu können. Bei den Bewohnern herrscht Angst, wenn ein Soldat im Dorf vorbeikommt, denn weder die Shans noch die Palaungs wollen oder brauchen diese Armee und nach wie vor spürt man die Unsicherheit und die Sorge vor neuen Unruhen bei den Menschen, die wir getroffen haben .

Erlebnisse und Erfahrungen, die uns zum Nachdenken gebracht haben und die leider zeigen, dass Myanmar noch weit entfernt ist von Stabilität und Frieden, auch, wenn sich die Situation mit der neuen Regierung sicherlich verbessert hat. Nichts soll sich verändern in diesem Land, einen Satz, den ich also am Ende meines Berichts leider revidieren muss...

Mit diesen Eindrücken verabschiede ich mich von Myanmar, wir sind gerade zum kurzen Stopover in Bangkok gelandet, morgen geht es weiter nach Vietnam!

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