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Zwischenstopp: Nusa Lembongan

Veröffentlicht: 27.02.2019

17. - 19.02.2019

No regrets (kein Bedauern) - das ist das Motto meines Zwischenstopps auf Nusa Lembongan. Zum einen kein Bedauern, weil ich mich dazu entschließe, die Reise allein anzutreten ohne Lisa, um die Chance nicht zu verpassen, die Insel zu sehen - anders als bei Lisa ist mein Plan aktuell nämlich Indonesien am 26.02. zu verlassen. Zum anderen kein Bedauern, weil ich das Abenteuer gemeinsam mit Toby angehe, der absolut nichts davon hält, Sachen nicht auszuprobieren und entsprechend auch keine meiner Ausreden gelten lässt. Höhenangst - das ist doch nur eine Erfindung von Losern.

Und genau deswegen stehe ich hier gerade am Abgrund einer Klippe, schaue dem Indonesier - der zwei Köpfe kleiner ist als ich - dabei zu, wie er meine Gurte festzieht, frage mich, wie ich hier nur gelandet bin und warte darauf, dass er mir das Go dafür gibt, mich fallen zu lassen. Zipline nennt sich das und soll laut Toby mega viel Spaß machen. Ich weiß ja nicht wie spaßig das ist, sich an einer Seilbahn in Unmengen von Gurten geschnallt über einen Abgrund gleiten zu lassen. Aber ein Nein ist keine gültige Antwort für ihn. Also Augen zu und durch! Und was soll ich sagen - it was fun :)


Mit Toby zu reisen stellt sich bereits von Anfang an als kleines Abenteuer heraus. Denn bis zuletzt war für mich nicht ganz klar, ob er tatsächlich auf der Insel sein wird oder ich auf mich allein gestellt bin. Wirkliche Klarheit darüber bekomme ich erst, als ich mit meinem Backpack auf der Ladefläche eines Transporters vom Hafen der Insel zu meinem Hostel verfrachtet werde und er ganz zufällig plötzlich hinter uns auf einem Scooter auftaucht.

Aber was will man von einem 26-jährigen Australier erwarten, der nur noch ein paar Tage alleine reist, bevor es dann gemeinsam in Europa mit seiner Frau weitergeht. Er pflegt zu sagen "Ich muss jetzt den ganzen kindischen Scheiß machen, den meine Frau nicht mag, solange ich allein unterwegs bin". Also keine Rücksicht auf mich. Worauf hab ich mich da nur eingelassen.

Oberste Priorität des Kurztrips: Den besten Spot für einen Cliff Jump (Sprung von einer Klippe) zu finden. Das möchte er nämlich unbedingt machen. Es ist aber schon später Nachmittag, sodass ich für heute verschont bleibe und wir uns erstmal auf die Suche nach einem guten Ort machen, um später den Sunset zu genießen. Die Wahl fällt auf einen Beach Club, der sich an einem verlassenen Strand befindet. Wir nutzen den dazugehörigen Pool zu Abkühlung, dösen vor uns hin und schlagen die Zeit tot, indem wir flaschenweise Bintang (das hießige Bier) vernichten. Das ist schon eher nach meinem Geschmack. Später heißt es Dinner-Time. Wir finden ein Sushi-Restaurant in dem ich ungelogen das beste Sushi esse, dass ich jemals in meinem Leben hatte. Wir bezahlen Unsummen für indonesische Verhältnisse und fressen uns ins Koma. Aber das ist es uns wert. Yummy!


Für den nächsten Tag heißt es aber Action, denn wir haben einiges vor. Also Scooter zwischen die Beine geklemmt und los geht's. Unser erster Stopp für den Tag ist der Mangrove Point, welcher sich ganz nördlich auf der Insel befindet und umgeben ist von Mangrovenwäldern. Die Wasserwege, welche sich dazwischen befinden, sind perfekt dazu geeignet, um zu Schnorcheln bzw. mit dem Kajak oder Standup-Paddelboard (SUP) hindurch zu fahren. Wir entscheiden uns für letzteres.

Für mich ist es das erste mal auf einem SUP auf offenem Meer - also bei leichten Wellengang. Das sorgt am Anfang dafür, dass ich ganz schön wackelig unterwegs bin. Außerdem fehlt mir einfach die notwendige Kraft in den Armen, um wirklich zügig vorwärts zu kommen. Schnell wird mir klar, dass Toby nicht wirklich zu der Art von Mann gehört, welche auf einen wartet, wenn man nicht in die Pötte kommt. Deswegen bin ich auch nach kurzer Zeit auf mich alleine gestellt. Das ist gar nicht so ohne. Zwar ist das Wasser nahe an den Mangrovenwäldern nicht tief und die Wellen meist eher klein und zahm, dafür schwebt man mit seinem Board allerdings gefährlich häufig über ganze Mienenfelder voll mit Seeigeln, die einen drohend hinterherstarren. Ich merke richtig, wie sich meine Muskeln verkrampfen, jedes mal wenn ich mich wieder über einem solchen Feld befinde. Mein Mantra: Jetzt bloß nicht fallen!

Aber natürlich kommt irgendwann diese eine große Welle, die ich nicht kommen sehe, und die dazu führt, dass ich das Gleichgewicht verliere. Platsch! Autsch! Ich lande zwar in keinem Nest aus Seeigeln - GOTT SEI DANK! - dafür aber mit vollem Schwung in einer Koralle. Erst später merke ich, dass ich mir zwei ziemlich tiefe Schnitte in der Fußsohle eingefangen hab. Mir reicht es! Ich habe nach knapp 45 Minuten genug, setze mich auf mein Board, genieße die Aussicht und die Sonne auf meiner Haut und warte darauf, dass auch Toby seinen kindlichen Spieltrieb befriedigt hat. Für meine Verletzung hat er im Anschluss nur eine Bemerkung übrig: You're so super clumsy! was so viel heißt wie Du bist die ungeschickteste Person, der ich jemals begegnet bin. Das bekomme ich im Laufe des Trips noch häufiger zu hören.


Danach geht's direkt weiter. Schließlich gibt es noch einiges zu erleben. Wir machen uns daran, die Insel näher zu erkunden. Das ist gar nicht so schwer. Mit seinen etwa acht Quadratkilometern ist die Insel nämlich nicht besonders groß. Mit einer kleinen gelben Eisenbrücke ist Nusa Lembongan außerdem direkt mit der noch kleineren Nachbarinsel Nusa Ceningan verbunden. Es wird Teil unseres Alltags diese mehrere Male am Tag zu überqueren. Wir besuchen traumhafte Strände mit weißen, feinen Sand - schwimmen in Lagunen mit kristallklarem oder türkisblauem Wasser - essen erneut unverschämt gutes Sushi zu horrend hohen Preisen - und genießen den Weitblick an Klippen, an dessen Felsen sich mit voller Wucht die Wellen brechen. Und genau an einer solchen Klippe - am sogenannten Mahana Point - kommt es schließlich auch zum lang ersehnten Sprung. Man kann dort nämlich von einem Steg aus in 10 Metern Tiefe direkt ins Meer springen und muss danach einmal um die Klippen schwimmen, um über eine Leiter wieder aus dem Wasser klettern zu können. Das Herausfordernde daran ist weniger der Sprung an sich, als die Tatsache, dass die Wellen in kurzen Abständen mit voller Wucht an die Klippen schlagen, sodass man entweder ganz schnell Distanz gewinnen sollte oder besser durch diese hindurch taucht.

Für Toby ist der Steg natürlich nicht genug, also schwingt er sich in seinem kindlichen Leichtsinn direkt auf das dazugehörige Gerüst, um sich von dort in die Tiefe zu stürzen. Mir wird vorher noch das Handy in die Hand gedrückt - ein Instragram würdiges Video muss her. Das schaffe ich. Solange er nicht erwartet, dass ich ihm ins Meer folge, bin ich glücklich. Der Sprung ist spektakulär. Alle Anwesenden sind beeindruckt. Ein paar der anwesenden Männer tun es ihm gleich - natürlich ohne dem vorherigen Balanceakt auf dem Geländer. Toby gibt im Anschluss zu, dass der Sprung sich ewig angefühlt hat. Für mich ein gelungener Abschluss, dass auch er mal zugibt, dass etwas selbst für ihn zu viel war.


Nach auftregenden knapp drei Tagen verlasse ich die Insel mit einem fetten Lächeln. Ich hatte eine gute Zeit. Und ich bin unglaublich froh, dass ich den Schritt gewagt hab, die Reise auch alleine anzutreten - auch wenn ich unterm Strich dann ja doch nicht alleine war. Toby's Unnachgiebigkeit und sein Abenteuerdrang haben letztendlich dazu geführt, dass ich mehrmals über mich hinausgewachsen bin. Neben dem Ziplining bin ich beispielsweise nach ewigen Jahren das erste mal nach meinem Unfall wieder selbst Roller gefahren - und das auf einer Insel mit Linksverkehr ohne ersichtliche Verkehrsregeln.

Außerdem hat die Tatsache, dass ich mich mehrere Tage ausschließlich mit einem English native Speaker unterhalten musste ungemein dazu beigetragen, dass ich mich jetzt sehr viel wohler in Konversationen auf Englisch fühle. Ich habe Toby nämlich darum gebeten, mich zu verbessern, wann immer ihm auffällt, dass ich etwas falsch sage - was er sich sehr zu Herzen genommen hat. Und bei Wortschatzlücken musste er aushelfen. Das wird mir auf meiner weiteren Reise sehr weiterhelfen und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Er sieht das vielleicht etwas anders. In seinen Augen bin ich jetzt ein ewig quasselndes etwas, dass auch dann noch ohne Punkt und Komma spricht, wenn schon längst keiner mehr nach meinem Input frägt.


Was ich von der Reise mitnehme: Denke nicht so viel über alles nach. Mache im Zweifelsfall immer das, was dir Spaß macht. Wage neues. Wachse über dich hinaus. Sei neugierig. Und ....

NO REGRETS!

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