Veröffentlicht: 07.10.2022
Bei strömenden Regen fahren wir in der Bretagne ein. Die grandiose Landschaft lässt trotz Wetter keine schlechte Laune aufkommen. Sandstrände bis zum Horizont, Felsen und Steilküsten, kleine Fischerdörfer mit bunten Booten und unzählige Verkaufsstände an denen Fisch, Muscheln, Austern und alles was sonst noch im Meer kreucht und fleucht angeboten wird. Die Luft riecht nach Meer und Fisch. Die Wälder sind voller Kiefern und die Böden sind mit Heidekraut bedeckt. Ich klebe förmlich an der Windschutzscheibe vor Begeisterung. Am Kap Pointe-Du-Decolle machen wir einen ersten Stop und wandern um den Landzipfel hoch oben über dem Meer. Es ist Mittag und das Meer ist wieder mal weg. Mit sage und schreibe 14 Metern ist hier nach Kanada der größte Gezeitenwechsel auf der ganzen Welt. Wenn die Ebbe kommt, zieht das Meer in einer unglaublichen Strömung das Wasser vom Land ab und ruck zuck liegen alle Häfen im trockenen und die Boote liegen auf dem Sand. Der Wind pfeift uns um die Ohren aber die Aussicht entschädigt für alles
Am Point-de-Bay finden wir einen kostenlosen Womostellplatz und lernen die Deutschen Susanne und Thomas kennen. Zusammen sammeln wir am wahrlichen Traumstand Miesmuscheln. Die Felsen sind übersäht davon, denn eine Bucht weiter sind die großen Muschel- und Austernzuchtstationen. Die Hunde toben über den Strand und sind so ausgelassen wie wir. Abends gibt's leckere Miesmuscheln mit Knoblauch-Weisweinsauce und zusammen sitzen wir bis spät in die Nacht in unserer Hummel. Der Ofen brennt, draußen stürmt und regnet es,der Rotwein schmeckt hervorragend und am nächsten Tag brauchen wir alle einen Schlaftag....der Kater ist groß:). Zum Glück regnet es heute in Strömen...da fällt das rum gammeln leicht...und schließlich haben wir alle Zeit der Welt. Vielen Dank für den netten Abend ihr Beiden.
Dann starten wir zum Kap Frehel. Zuerst müssen wir uns mal wieder 'auffrischen', das heißt Abwasser los werden, Frischwasser tanken (auch 250Liter sind irgendwann leer), Trenntoilette leeren, einkaufen und Müll loswerden werden. Zum Glück ist das in Frankreich kein Problem. Hier gibt es Ent- und Versorgungsplätze in Hülle und Fülle. Und Supermärkte an jeder 2.ten Ecke.
Das Kap Frehel empfängt uns stürmisch und bewölkt. Eine Wanderung ums Kap, hoch oben am Rand der Steilküste zwischen Ginster und Heidekraut lassen wir und trotzdem nicht nehmen und stapfen, dem Wind trotzend, tapfer den traumhaften Weg entlang. Die Aussicht ist grandios hier oben und Mensch und Hund genießen es in vollen Zügen.
Weiter geht's die Küste entlang. Wir übernachten in kleinen Fischerdörfern, in der Wildnis oder auf kostenlosen Stellplätzen, erkunden mit unseren Hunden die Gegend und freuen uns auf täglich neue Entdeckungen und Spaziergänge. Am wohlsten fühlen wir uns mit uns alleine...).
Am Pointe de Primel klettern wir über riesige Steine und staunen über die bizarren Felsformationen. Laut kracht der Atlantik mit grossen Wellen unter uns aufs Land. Wir kriegen nicht genug davon...
Wir bleiben meist 1,2 Nächte an einem Platz, erkunden die Gegend und fahren dann weiter...immer schön an der traumhaften Küste entlang. Wir laufen über Austernbänke. Sie sind einfach überall. Die Strände sind übersäht, ebenso die Felsen und auch im Wasser schimmern die hellen Muscheln durch. Man hat das Gefühl, die ganze Bretagne ist eine Muschellandschaft. Immer wieder winken uns Menschen oder bleiben auf einen Plausch stehen. Alle sind von unserem Laster begeistert und vor allem Männer (natürlich!) fachsimpeln gerne mit Kilian über die alte Technik. Alle 2-3 Wochen suchen wir für eine Nacht einen Campingplatz mit Waschmaschine auf...ansonsten stehen wir nur wild. Das spart ne Menge Geld und zudem sind wir eh nicht so "Kuschelcamper". Wir haben gerne Platz um uns herum...dann fühlen wir uns frei. Die meisten Campingplätze haben jetzt im Oktober eh geschlossen. Es sind fast nur noch Franzosen im Land...nur selten sehen wir noch Deutsche. Die Temperaturen haben sich bei 18-21 Grad eingependelt....uns genügt es.
In Lagonna Daoulas finden wir auf der äußersten Landzunge wieder einen tollen Übernachtungsplatz in einem kleinen Hafen. Wunderschöne Wanderwege führen am Meer entlang. Die Strände und Felsen sind übersäht mit Austern und Hund und Mensch kraxeln wie Bergziegen über die Felsen und haben ihren größten Spaß. Am Pointe du Van, einem kleinen Kap, checken wir im städtischen Campingplatz ein. Es gibt nur 3 Gäste und Waschmaschinen und Trockner. Was will das Camperherz mehr?
Morgens werden wir vom Regenprasseln und Sturm geweckt. Der Herbst hat uns eingeholt und für die nächsten Tage ist schlechtes Wetter gebracht. Wir beschließen heute einen Fahrtag einzulegen und in Richtung La Rochelle weiter zu fahren. Über Quimper starten wir im strömenden Regen in Richtung Süden dem Sommer hinter her. Ich bin etwas traurig, da es noch sooo viele Ecken hier in der traumhaften Bretagne gegeben hätte die ich gerne gesehen hätte.
Zwei Stunden später ändert sich der Wetterbericht plötzlich (das geht hier am Atlantik immer ganz schnell). Für morgen ist wolkenloser Himmel angesagt. Wir sehen es als Zeichen das wir noch hier bleiben müssen und fahren auf die Landzunge nach Quiberon, finden einen grandiosen Platz direkt am Strand, machen es uns gemütlich und warten auf die Sonne. Was ist es doch herrlich wenn man so zeitlos ist wie wir.
Wir haben wieder einmal nette Nachbarn aus Rüdesheim. Wolfgang und Brigitte mit ihrem italienischen Wasserhund Mia sind auch in der Bretagne unterwegs und freuen sich wie wir, dass endlich wieder die Sonne scheint. Wir gehen zusammen zum Essen abends (ein bisschen Luxus muss sein) und haben einen schönen Abend in netter Gesellschaft. Es war schön euch kennengelernt zu haben. Es ist immer wieder schön, auf Reisen nette Menschen zu treffen.
Am 7.10. verabschieden wir uns von den beiden, machen einen Abstecher nach Carnes und besichtigen die dortigen 1100 Menhire. Das sind Steine aus der Römerzeit die dort in exakten Linien im Gras liegen. Man könnte meinen, das gleich Asterix und Obelix vorbei springen....schließlich sind wir hier in Gallien und der nahe Campingplatz hat den passenden Namen 'Les Druides'.
In La Rochelle Bernard parken wir im Hafen und bummeln noch etwas durch die tolle Altstadt. Abends finden wir einen tollen einsamen Übernachtungsplatz in einem kleinen Hafen außerhalb der Stadt.Das Thermometer zeigt fantastische 25° und der Himmel ist wolkenlos. Morgen verabschieden wir uns mit Wehmut von der fantastischen Bretagne. Diese rauhe Küste mit ihren kleinen Sandbuchten, den Steilküsten und Fischerdörfer haben wir für immer als 'Prädikat besonders wertvoll in unserem Herzen eingeschlossen. Wir hatten eine unglaublich schöne Zeit die letzten Wochen.
Pais de la Loire wir kommen!
Anmerkung: immer wieder werde ich gefragt, wie wir denn immer die tollen Plätze finden. Darum möchte ich das jetzt beantworten. Wir fahren mit der Camperapp park4night und wir haben für die meisten Länder den Stellplatzführer aus der Womo-Reihe
Bis bald
Sandra