Was ist wohl typischer für die Philippinen als traumhafte Strände mit türkis-blauem Wasser? Endlich machen wir uns auf den Weg zu den Küsten, doch das Reisen auf den Philippinen ist nicht ganz so einfach, wie wir dachten. Sind wir doch von einem guten System von Fähren ausgegangen, merken wir eigentlich erst vor Ort, dass wir die meisten Strecken leider mit dem Flugzeug bewältigen müssen. Es ist einfach günstiger, viel schneller oder sogar die einzige Möglichkeit. Also fliegen wir auf die Insel Palawan, nach Puerto Princesa, um uns dann nochmals in einen Minivan zu setzen, der uns in einer sechsstündigen Fahrt nach El Nido bringt. Wir sind hier, weil wir das Barcuit-Archipel besuchen wollen, eine riesige Ansammlung kleiner und kleinster Inselchen, bestehend aus dunkelgrauen Karstfelsen, allesamt mit Postkartenmotiv-Stränden und wunderschönen, türkis-klarem Wasser. Unsere Fahrt führt uns vor allem durch grüne, hügelige Landschaft und nachdem wir Puerto Princesa verlassen haben, begegnet uns auch keine weitere Stadt. Dann irgendwann, nach einem langen Reisetag, kommen wir in El Nido an. Als wir ankommen und unsere Bootstour für den nächsten Tag buchen wollen, ist es für uns fast wie eine Katastrophe, als die Empfangsdame des Hotels uns sagt, dass alles ausgebucht ist. Mit Mühe und Not und nach recht viel Diskussion finden wir dann doch noch einen Tourveranstalter, der die sogenannte „Tour A“, die beliebteste und wohl beste Tour, durchführt. Ein Glück!
Am abendlichen Spaziergang durch El Nido bemerken wir, dass der Ort teilweise direkt hinter einer riesigen Felswand liegt, denn die Schatten der Wand zeichnen sich dunkel vor dem schönen Sternenhimmel ab. Wir sind so gespannt, wie alles bei Tageslicht aussehen wird! Und auch merken wir, dass wir nun mal wieder in so einem richtigen Touristenort gelandet sind, wo eigentlich die komplette Infrastruktur auf den Tourismus ausgelegt ist. Aber gut, El Nido wird in den nächsten Tagen trotzdem sympatisch bleiben.Am nächsten Morgen werden wir von einem Trycycle abgeholt - diese sehen wieder ganz anders aus als die Gefährte, mit denen wir in Manila und Santa Juliana unterwegs waren: Motorrad und Beiwagen sind praktisch „umhüllt“ mit einem Gehäuse, sodass die Trycyles aussehen wie Wagen auf einem Fahrgeschäft der Kirmes - das finden wir witzig. Nach Ankunft am Strand/Hafen und weiteren geduldigem Warten dürfen wir dann aufs Schiff. Wir sind eine Gruppe von elf Menschen, was angenehm ist, denn damit sind wir nur halb so gross wie die meisten Gruppen auf den kleinen Schiffen. Als wir dann losfahren, eröffnet sich vor uns wirklich ein paradiesischer Anblick - das wunderschöne Wasser und die Inseln, an denen wir vorbeifahren oder sie ansteuern um dort zu schnorchlen - das Archipel ist wahrlich eine Augenweide, und wo man hinblickt, sieht man wunderbare Fotomotive. Wir halten zuerst an einer grossen Lagune und springen dort mit Maske und Schnorchel ins Meer - und es ist der Wahnsinn! Direkt unter uns, im klaren Wasser und gut erkennbar, sehen wir Korallengärten in allen möglichen Formen und Farben, dazu einige Fische, die sich in den Korallen aufhalten. Was wir dann leider auch sehen bzw. auf unserer Haut spüren: Quallen! Das Wasser ist quasi voll von kleinen Quallen, die alle paar Meter durchs Wasser treiben - und sie nicht zu treffen ist unmöglich. So ist der Genuss des Ganzen leider etwas getrübt, da die Berührungen mit den Quallen zwar nicht sehr schmerzhaft, aber juckend und sehr unangenehm sind. Also suchen wir unser Boot, was sich als gar nicht so leicht darstellt, denn hier liegen ungefähr zwanzig Boote vor der Insel und alle sehen gleich aus. Irgendwann schaffen wir es und sind froh, als es weitergeht. Auf unserer Tour machen wir an vier weiteren Inseln oder Lagunen Halt, schwimmen, schorcheln oder staunen über das schöne Wasser und probieren, das schönste Foto zu machen. Unser Lunch wird direkt auf dem Boot auf einem Grill zubereitet und dann von der Bootscrew an den Strand balanciert - ein Buffet mit Fisch, Krabben, etwas Fleisch, Reis, Früchten! Am späteren Nachmittag kehren wir dann glücklich und erschöpft von all der Sonne wieder zurück nach El Nido.Dann folgt ein weiteres Highlight, auf dass wir uns schon lange gefreut haben: das Tauchen. Claudio taucht schon seit einigen Jahren und hat bereits einige tolle Tauchgänge angesammelt, während ich (Elena) nicht tauchen kann und meist die Halbtage, an denen Claudio tauchte, anders verbracht hatte. Doch heute ist es anders, denn ich bin dabei! Und aufgeregt! Denn das Tauchen sieht so Geräte-beladen und kompliziert aus, mit Gewichten, und Gurten und Schläuchen, von denen ich ja rein gar nichts verstehe! Aber ich möchte es wirklich versuchen, und ignoriere meine Bedenken, soweit ich kann. Ich tauche mit weiteren drei Anfängern und einem weiblichen Divemaster, die uns zuerst das allernötigste an Theorie mitgibt - dann geht es los. Ehe ich mich versehe, sitze ich in voller Montur an Deck: Neoprenanzug, Gewichte, Tauchflasche auf dem Rücken und Tauchweste, dazu eben noch so allerlei Schläuche, mit dem Rücken zum Wasser, habe das Atemgerät schon im Mund und 1,2,3 - lasse mich rückwärts ins Wasser fallen. Der erste Moment ist unvergesslich! Ich atme unter Wasser! Im Meer ist ein Krisseln zu hören, das ist ein vorbeifahrendes Boot, und dann bin ich erstaunt, wie meine ausgeatmete Luft durch das Atemstück strömt und in Form von allerlei Luftblasen mein Gesicht kitzelt und dann nach oben gleitet. Und dazu sehe ich das blaue Wasser und die bunten Korallen unter mir, und die Fische, die ihre Tänze unter mir aufführen. Was für eine Welt und ich mittendrin! Ich fühle mich nach einigen Metern tauchen so, als würde ich einen Mondspaziergang machen! Schwerelos gleite ich durchs Wasser, höre nur das Tschhh, Tschuuu, meinen Atem durch das Atemgerät, und sonst ist alles still. Jetzt kenne ich das Gefühl zu tauchen, und ich frage mich sofort, warum ich immer so viel Respekt davor hatte - fühlt es sich doch so ungeheuer leicht und natürlich für mich an! Wir machen an diesem Tag noch zwei weitere Tauchgänge bei El Nido und sie sind wundervoll und richtig schön - mit toller, weiter Sicht und einigen Fischschwärmen, die uns begegnen! Ich frage mich: wenn ich eine Super-Fähigkeit haben könnte, würde ich dann lieber fliegen oder unter Wasser atmen können? Ich will mehr und melde mich sofort am Abend für den Tauchkurs in Bohol an, wo wir bald hinfahren werden. Bald verabschieden wir uns vom schönen El Nido und machen uns auf eine lange Reise (wir müssen zwei Flüge nehmen und landen in Manila zwischen) nach Boracay. Die Insel Boracay war zwischen April und Oktober 2018 für ein halbes Jahr komplett für Touristen gesperrt, da die Folgen der Zerstörungen der Natur durch den Tourismus so verheerend waren, dass die Regierung der Philippinen die Reissleine zog! Der Grund dafür, dass so viele Menschen dort hin wollen, liegt auf der Hand, oder besser unter unseren Füssen und vor unseren Augen, als wir auf Boracay ankommen: der White Beach. Und wirklich, der Strand ist landschaftlich ein Traum, heller weisser Sand, seichtes türkises Wasser, gesäumt von vielen Kokospalmen, ohne dass auch nur ein Betonklotzbau an die Küste gebaut wurde. Es ist paradiesisch schön hier! Da auch die restliche Welt von der Schönheit der Insel weiss, sind wir nicht alleine hier - die Insel ist voller Touristen, die allermeisten Koreaner, wie wir hören - auf jeden Fall viele Asiaten, aber auch einige andere Nationen sind vertreten. In den folgenden Tagen haben wir vor allem eins zu tun: Windsurfen (Elena) und Kitesurfen (Claudio). Es klappt bei uns beiden nicht schlecht, bei Claudio allerdings besser, und am Ende von drei Tagen Surfen sind wir körperlich so geschunden und am Ende, mit lauter Blasen und offenen Stellen an den Händen und Muskelkater überall, dass wir nur müde lachen können, als uns die Masseurin am letzten Tag fragt, ob wir irgendwelche körperlichen Beschwerden haben. Ja, aber alles in allem macht uns beiden das Surfen sehr viel Spass - hoffentlich können wir unsere Fähigkeiten in Zukunft noch vertiefen! Weiter geht es für uns jetzt nach Bohol, Panglao Island, zum Alona Beach.