Grosse Reise
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Chinese New Year in Manila und Pinatubo-Vulkan

Veröffentlicht: 11.02.2019

Plözlich sind wir auf den Philippinen! Immerhin sind wir ganze vier Stunden mit dem Flugzeug von Kuala Lumpur hierhin geflogen - so umgehen wir grösstenteils die Regenzeit in Indonesien, und auf die Philippinen wollten wir sowieso. Da wir von weit her kommen, landen wir in der Hauptstadt Manila. Es ist ein hartes Pflaster hier! Schon am Rand des Flughafen sehen wir zum ersten Mal in Asien so etwas wie „Slums“. Durch den Horror-Verkehr schaffen wir es irgendwann zu unserem Hotel, das im traditionellen Touristenviertel liegt. Doch ist die Umgebung alles andere als einladend, Manila empfängt uns drückend düster, zwischen Hochhäusern stehen Ruinen und dunkle, leere Hinterhöfe, auf den Strassen streunen dutzende Strassenhunde, es riecht alle paar Meter stark nach Urin und wir sehen viele bettelnde Menschen - noch schlimmer: bettelnde Kinder, die in „Banden“ herumlaufen, uns an den Unterarmen fassen und ihre Hände aufhalten, mit ihren vor Dreck schwarzen, nackten Füssen und traurigen Augen. Manila ist insgesamt schwer zu ertragen. Die Philippinen sind ein wenig anders als die restlichen Länder in Südostasien, denn hier gibt es eine spanische Kolonialgeschichte, die noch heute in den Städte- und Familiennamen spürbar ist. Denn hier heissen alle Menschen Jimenez, Guiterrez, Guerrero oder ähnlich und die Städte Buenos Aires, Puerto Princesa oder Medellin, und ab und zu hören wir auch ein paar spanische Wörter, die sich ins Filipino geschlichen haben, zum Beispiel bei Masseinheiten, Zahlen, Monaten, oder einfach zwischendurch. Es ist aber nicht so, dass wir, nur weil wir Spanisch verstehen, Filipino verstünden - die Sprache ist völlig unähnlich zu Spanisch.
Warum wir einen Tag in Manila einplanen: weil wir erstens finden, dass wir es sehen wollen, obwohl wir schon vorher Schlechtes gehört haben, und, weil chinesisches Neujahr ist und es in Manila das angeblich älteste China Town der Welt gibt. Also nichts wie hin! Wir erleben Menschenmassen, die sich in Volksfeststimmung durch die Strassen des Stadtteils Binondo schieben, staunen über Drachentänze, die auf den Strassen oder vor/in Geschäften und Läden abgehalten werden, ausserdem gibt es noch so einige Goodies, die man kaufen kann, die wir nicht verstehen (spezieller Neujahres-Kuchen, Glücksamulette zum Jahr des Schweins, und noch mehr).
Für uns sind das hier Zustände, die der Luzerner Fasnacht sehr ähneln: ausgelassene Stimmug und enge Gassen voller Menschen und Getrommel und Musik aus allen Ecken, denn, was uns sehr erstaunt: hier gibt es Trommelgruppen, die klingen wie Sambagruppen, und das will nun wirklich nicht nach Asien passen. Wir geniessen die ausgelassene und freudige Stimmung und sind nach drei Stunden Neujahresfestbesuch heilfroh, wieder aus China Town verschwinden zu können, denn unsere Nerven sind aufgebraucht und ausserdem brauchen wir etwas Ruhe vom Gedrängel, Getrommel und Getanze! Wir schauen noch den alten Teil Manilas, Intramuros, an - finden dort schöne koloniale Gebäude, aber auch kein echtes Leben, denn hier wirkt alles ein bisschen wie eine Kulisse.
Wir sind nicht böse, dass wir am nächsten Tag weiterfahren. Doch auch die Abreise aus Manila gestaltet sich schwierig, denn die Stadt hat keinen zentralen Busbahnhof, sondern viele private kleine Busterminals, die in der Stadt verteilt liegen. Doch als wir an einem solchen ankommen, ist plötzlich alles ganz einfach, das Ticket günstig und der Bus schon in zehn Minuten abfahrbereit. Es geht Richtung Norden. Wir fahren etwa zwei Stunden in eine Stadt namens Capas, und dann geht es noch mit dem Trycycle weiter. Was ist das? Das ist wieder ein neues Gefährt, in dem wir fahren! Nämlich fahren wir in einem Beiwagen neben dem Motorrad. Also, nur Elena und die Rucksäcke, Claudio sitzt hinter dem Fahrer auf dem Motorrad. Die Fahrt geht nach Santa Juliana, ein sehr, sehr kleines Dorf am Rande der Pinatubo-Vulkan-Sperrzone. Wir passieren auf dem Weg militärische Kontrollpunkte, denn hier in der Gegend scheint es mehrere Stützpunkte und Sperrgebiete zu geben. Und dann kommen wir an, in einem Dorf mit häufigen Stromausfällen und ohne Internet, und das will in der heutigen Zeit ja schon etwas heissen. Wir sind hier, weil wir den Pinatubovulkakrater besuchen wollen, den wir zuerst mit Jeep und den Rest mit Trekking erreichen sollen und freuen uns, dass wir uns endlich mal wieder in der Natur bewegen können. Als wir beim Abendessen sitzen, wird uns allerdings kurz mulmig, und wir fassen uns gegenseitig an den Armen, denn: die Erde bebt. Oder besser: sie rutscht von links nach rechts nach links nach rechts, wie das bei Erdbeben ja eher der Fall ist. Und wir schauen uns an, reissen die Augen auf, und lachen und schlucken aber auch, sind doch Erdbeben in diesen Gebieten hier nicht immer so leicht und harmlos. Elena in heller Aufregung, das Küchen- und Hotelpersonal jedoch völlig unbeeindruckt vom kleinen Erdbeben, also scheint das wohl normal zu sein. Am nächsten Morgen geht es los, wir steigen in den Jeep, mit einem Guide, dem Fahrer und einem weiteren Hotelgast und machen uns auf zum Pinatubo! Es ist frühmorgens, der Himmel pastellfarben und die Sonne noch gar nicht so richtig da, es ist sogar ziemlich kühl und wir fahren durch eine Mondlandschaft. 
Dann bleiben wir plötzlich stehen, ohne dass jemand etwas zu uns sagt, und auch die anderen acht Jeeps, die vor oder hinter uns waren, halten. Und dann warten wir, während über uns ein Helikopter seine Runden kreist. Was soll das? Als dann ein lauter Knall ertönt und etwas ca. 500 Meter vor uns in die sandige Asche einschlägt, sehen wir auch den Soldaten mit seinem riesigen Funkgerät. Ok, hier wird geschossen! Wir warten noch weitere zehn Minuten ab, während der Helikopter noch weitere drei Mal mit was-auch-immer Schüsse abgibt, dann dürfen wir weiterfahren. Das mulmige Gefühl bleibt. Auch unser Jeep ist nicht sehr vertrauenserweckend, er rumpelt zwar wie alle anderen Jeeps und schüttelt uns ordentlich durch, doch er knackt auch oft auffällig laut, ist irgendwie langsamer als die anderen Jeeps, der Schaltknüppel ist lose und muss an einem Band festgebunden werden, wenn das Auto im dritten Gang fährt...naja. Claudio sagt, dass dies wohl die letzte Fahrt des Jeeps sein wird.
Unsere Fahrt dauert fast zwei Stunden und die Landschaft ist wirklich interessant anzusehen. Zackige Felsformationen, dazu die meterdicke graue Asche, auf der wir fahren, dazwischen tausende kleine aber auch super grosse Steine und Brocken, die der Vulkan vor fast zwanzig Jahren in die Luft gespuckt hat. Die Ausmasse sind gewaltig! Den letzten Rest laufen wir dann zu Fuss durch eine Schlucht, dann wird es doch noch ein wenig grün um uns und nach einer viel zu kurzen Strecke, bevor wir uns überhaupt angestrengt haben, sind wir auch schon da. Die Aussicht ist fantastisch, auch, wenn man sich heute nicht mehr vorstellen kann, dass der See vor uns ein riesiger Krater ist und dass wir auf einem erloschenen Vulkan stehen. Der Rückweg mit dem Jeep fühlt sich noch rumpeliger an als der Hinweg und plötzlich, mit einem lauten Knaaaarrrrz, bleiben wir stehen und die Fahrt ist beendet. Dazu muss man sagen, dass während der Fahrt bereits mehrere Metallstangen, die unter oder an unseren Sitzbänken befestigt waren, abgebrochen sind und die Sitzbank in sich zusammenfällt. Der Fahrer liegt mittlerweile mit Werkzeug ausgestattet unter dem Jeep...und dann kommt er wieder hervor und schmeisst ein grosses Motorenteil zu uns hoch. Hm..
Nach einigen Minuten geht es dann aber zum Glück weiter, wir trauen unserem Gefährt zwar nicht mehr über den Weg, kommen dann aber doch wieder heil Zuhause an. Zum Glück!
Fazit: Landschaft fantastisch und mondähnlich, restliche Bedingungen: abenteuerlich!

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