Veröffentlicht: 29.07.2017
Der Schlafentzug der letzten 48 Stunden steckte uns deutlich spürbar in den Knochen. Gute vier Stunden südlich des Nordkap schlugen wir an einem Fjord in Mitten einiger Fischer unser Nachtquartier auf. Trotz dichter Nebeldecke machten diese Fischer sich bei unserer Ankunft gerade an die Vorbereitungen für ihren mitternächtlichen Ausflug hinaus auf´s Wasser, da zu dieser Zeit, wie wir erfuhren, die Gezeiten optimal sind. Geangelt wird in erster Linie Seelachs, aber auch Wildbarsch, Forellen und ähnliche Leckereien. Unsere Platznachbarn, ein deutsches Rentnerehepaar, verbringen dort einen richtigen Angelurlaub. Knapp 10 Euro pro Nacht (je nachdem wie verhandlungsstark man ist) müssen an den Grundbesitzer, übrigens den ersten nicht Englisch sprechende Norweger, dem wir bisher begegnet sind, für Stellplatz inklusive Toilette, Dusche und WLAN hingeblättert werden, Fisch wird selbst gefangen. - Ich glaube, billiger kann man nicht Urlaub machen. Zwar war es nachts bitter kalt, doch wir schliefen wie zwei Murmeltiere. Die Fahrt durch die spektakuläre Landschaft Norwegens ging weiter. Leider versperrte der anhaltend dichte Nebel häufig die Sicht und zugegebener Maßen sieht man eben doch mehrere hundert Kilometer lang immer das Selbe. Berge, Flüssen, Fjorde, Wiesen, zwischendurch ein Schaf. Zur Abwechslung zauberten wir mittags Hotdogs vom Allerfeinsten, sodass wir gestärkt unser nächstes Ziel erreichten: die Stadt Tromsø, das sog. Paris des Nordens. Von unserem hübschen Campingplatz mit dem sehr kreativen Namen „Tromsø Camping“ aus, wo die zwei gutaussehendsten Typen der ganzen Stadt an die Rezeption gesetzt wurden - nur das Beste für die Gäste - , spazierten wir zur Talstation der Cable Car, einer Gondel, die auf einen Berg mit toller Aussicht auf die Stadt führt, entschieden uns jedoch spontan dazu, nicht in diese insgesamt 40 Euro schwere Tourifalle zu treten, und stattdessen der Innenstadt einen Besuch abzustatten. Damit unsere Bein- und Pomuskulatur sich nicht vernachlässigt fühlt, widerstanden wir der Versuchung den Bus zu nehmen. Die Stadt befindet sich auf einer Insel und ist demnach nur per Fähre oder über eine Brücke zu erreichen. Und, wie soll ich sagen, ich glaube wir sind diese anstrengenden Sportart „Gehen“ einfach nicht mehr gewohnt. Jedenfalls mussten wir in der Mitte der Brücke erstmal Brotzeit machen und Energie tanken. Unglaublicher Weise erreichten wir schlussendlich doch noch das andere Ende der Brücke. Es hat sich gelohnt. Tromsø ist eine Hafenstadt (die Hurtigruten legen hier einen Stopp ein) mit familiärem Charakter. Den Einwohnern und der Bauweise nach zu urteilen, scheint sie jedoch nicht die wohlhabendste Stadt Norwegens zu sein, in der es auch im Sommer schneit. Oder war das heftiger Pollenflug? Nach dem Schrecken, einem echten Elch zu Fuß begegnet zu sein - na gut, er war ausgestopft, aber trotzdem -, gönnten wir uns eine heiße Schoki und einen Cappo am Hafen und traten anschließend den Rückzug an. Gemeinsam mit einem Thailandurlauber und seinen vier Mitbringseln, die ihm fleißig abwechselnd ein Lächeln schenkten und ihn fein bekochten, bereiteten wir uns ein leckeres Abendessen zu. Es gab Spiegelei, Kartoffeln mit Tzatziki und Rotebeetesalat. Nein, liebe Christina, Leon hat nichts davon probiert. Aber - Jackpot - seine Kartoffeln kann er ab heute selber schälen.