Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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44. Tag - 21. August: Gottesdienst und Gespräch mit Bischofsvertreter

Veröffentlicht: 23.08.2022

Heute am Sonntag hieß es wieder zeitig aufstehen. Denn im Donaudorf Iza, wo ich im Gemeinderaum übernachten durfte, ist in der wunderschönen Dorfkirche nur jeden 2. und 4. Sonntag Gottesdienst. So wurde ich schon zu 7.30 Uhr bei Helena - der Küstern in Iza - zum Frühstück eingeladen und konnte bei ihr im Auto zum Gottesdienst in die Kreisstadt Komarno mitfahren. Eigentlich war mein Plan mit dem Rad nach Komarno zu fahren und nach dem Gottesdienst mich symbolisch aus der Slowakei zu verabschieden und nach Ungarn zu fahren. Jedoch für den Sonntag war den ganzen Tag Regen angesagt und so musste ich umplanen. Deshalb entschied ich mich eine zweite Nacht in Iza zu bleiben. Kurz nach Viertel Acht fuhren wir. Bevor Helena ihr Auto startete, sprach sie noch ein stilles Gebet. So lebt sie ihren evangelischen Glauben: Vor jeder Autofahrt - auch wenn es nur eine kurze Strecke ist - spricht sie ein Gebet. Das hat mich sehr beeindruckt.

Beim Gottesdienst im Komarno wurde ich extra begrüsst und der Vertretungspfarrer - der zugleich Mitarbeiter im Bischofsamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Slowakei ist - bat mich nach der Predigt ein Grusswort zu sprechen, was ich gerne getan habe. Da er etwas Deutsch versteht, hat er meinen Beitrag entsprechend übersetzt. Zum Gottesdienst selbst erschienen zwischen 25-30 Menschen von den rund 200 evangelischen Mitgliedern in der Stadt und Umgebung.

Nach dem Gottesdienst ergab sich beim Kirchencafe noch ein sehr interessantes Gespräch mit dem Bischofsvertreter. Die größte Herausforderung aus Sicht der Landeskirche ist leider das Thema: Geld.  Bisher bezahlt der Staat die nicht gerade guten Gehälter der Pfarrer, im Vergleich zu einem normalen Arbeiter in einer Fabrik oder privaten Unternehmen. In den nächsten Jahren wird der staatliche Beitrag immer mehr abgesenkt und die Gemeinden sind aufgefordert, eigene Mittel einzutreiben. In Komarno beträgt der Jahresbetrag 20 Euro. Aber nicht alle sind bereit diesen Kirchenbeitrag zu bezahlen, weil bisher der Staat die Gehälter finanzierte. Große Gemeinden sind dabei im Vorteil gegenüber den "schwachen" Landgemeinden, die überwiegend aus Ältere Menschen bestehen, die sowieso nur eine geringe Rente vom Staat erhalten. So werden in Zukunft einige Landgemeinden ihren Pfarrer verlieren. Wieder einmal zeigt sich, in welcher üppigen Lage wir uns in Deutschland befinden.

Noch lange hätten wir über die Herausforderungen der Ev. Kirche in der Slowakei reden können, aber nach fast einer Stunde wurde das Kirchencafe beendet. Wir fuhren zurück nach Iza und Helena gab mich bei einem befreundeten Gemeindemitglied und seiner Familie "ab", dass für mich ein extra Programm für den Rest des Tages zusammengestellt hat.  Wieder wurde ich zum Mittagessen eingeladen, obwohl ich eigentlich im Gemeinderaum an meinem Bloq schreiben wollte. Schon am Tag zuvor habe ich den Vater kurz kennengelernt, der auch etwas Deutsch konnte. Am Nachmittag besichtigen wir zusammen noch ein historisches römisches Castel in der Nähe von Iza und die Familie fuhr mit mir noch einmal nach Komarno und zeigten mir ihre Stadt. Erst nach 18 Uhr konnte ich zurück zum Gemeinderaum gehen und schaute mir noch einmal das wunderschöne Altarbils im Stil von Marc Chagall an.

Kaum war ich 15 Minuten vor Ort, wurde mir gesagt, das Helena und ihr Mann noch einmal auf mich wartet, um den Abend mit mir zu verbringen und ein Glas Wein zu trinken. Inzwischen regnete es recht heftig und ich war doch froh noch eine zweite Nacht in Iza zu verbringen. Relativ erschöpft von dem Tag konnte ich erst nach 21 Uhr zu "meinen" Bett im Gemeindehaus gehen. Um noch an meinem Bloq zu schreiben, fehlte mir die Kraft und Motivation und bei dem brasselnden Dauerregen ging ich zeitig ins bequeme Bett und schlief schnell ein.

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