Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
vakantio.de/go-east-mit-dem-rad-zu-gemeinden-in-osteuropa

42. Tag - 19. August: Nesvady - Kircheninspektor vermittelt

Veröffentlicht: 20.08.2022

Um der täglichen Hitze ein "Schnippchen zu schlagen", stand ich früh auf und fuhr schon vor halb 8 vom Zeltplatz los. Deshalb ergab sich ein längerer Aufenthalt in der Kreisstadt Nove Zamky, zu der Michaela sagte, ich könne gleich weiterfahren. Ich klingelte trotzdem am Pfarrhaus, ob ich vielleicht die Kirche besichtigen könne, aber aus der Gegensprechanlage kam nur ein dreifaches Nein. Leider war auch die Synagoge der Stadt nicht zugänglich. Jedoch ein interessantes Mahnmal stand davor. Deshalb fuhr ich gleich weiter zu meinen Tagesziel, der jüngsten Stadt der Slowakei, nach Nesvady. Dort sollte ich um 16 Uhr vor der Kirche sein und der Inspektor der Kirchengemeinde, Milan, würde mich abholen.

Da ich schon vor 15 Uhr in der Stadt war, verzog ich mich in kleinen Stadtpark und suchte einen schattigen Platz. Ich schrieb an den Inspektor eine SMS und nach 15 Minuten "fing" er mich im Stadtpark ab. Weil die Pastorin erst in der Nacht zurückkommt, sollte ich jedoch in einer schon reservierten Pension übernachten. Das war mir sichtlich unangenehm und zog es vor lieber auf dem Fußboden im Gemeinderaum zu übernachten.  Wir besichtigen anschließend die Kirche und das bunte Altarfenster "Jesus und die Kinder" zog mich sofort in seinen Bann. Auf meine Frage zum Gottesdienstbesuch, sagte er nur "Katastrophe". Die einst starke Kirchengemeinde erlebt seit vielen Jahren eine große Abwanderung zur örtlichen Advent- und Bapistengemeinde, die gezielt Familien abwerben. Seine Hoffnung liegt in der neuen Pastorin, die zugleich auch die Funktion "Seniorin" inne hat. Dieses Amt ist mit dem Superintendent bei uns vergleichbar.

Sie und ihr musikaisch begabter Mann hat bereits frischen Wind in die Gemeinde gebracht. Nach der Besichtigung fuhren wir zum eigentlich leer stehenden Elternhaus von Milan, welches er einem ukrainischen Ehepaar kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Als Christ müsse man auch Flüchtlingen helfen, war seine knappe Ansprache. Dort würden wir Abendbrot Essen. Wir waren keine 5 Minuten bei dem Paar, da zeigte mir der Mann ein tagesaktuelles Video von einem russischen Angriff auf seine Stadt, Saporischschja, mit dem größten AKW der Welt, über das immer wieder auch in den deutschen Medien berichtet wird, während seine Frau den Tisch deckte.  Ihm standen dabei Tränen in den Augen. Weil er schon über 60 Jahre alt ist, durfte er die Ukraine verlassen. So wurde ich zu einen stillen Zuhörer und zeigte meine tiefe Betroffenheit.

Nach etwas mehr als einer Stunde fuhren wir wieder ab und Milan brachte mich zum Gemeinderaum. 8 Uhr am Morgen kommt er wieder und überreichte mir den Kirchen- und Gemeindeschlüssel. Ich recherierte etwas zur Ev. Kirche in Ungarn, mein nächstes Land und rollte recht bald meine Isomatte aus und kroch in den Schlafsack.

Antworten