10. Tag - 18. Juli: Zu Besuch bei den Herrenhuter in Potstejn.

Relativ angeschlafen und nach einer "richtigen" Dusche lud mich der Pfarrer Tomas Vitec von Hradec Kralove noch zum Morgentee ein. Er empfahl mir unbedingt einen Besuch in Potstejn, einer kleinen Stadt von 1000 Einwohnern auf dem Hochland. Denn heute verließ ich den Flußlauf der Elbe. Mein Plan war, den Flußlauf der Orlice - einem Nebenfluß der Elbe - stromauf zu folgen und in die Hautptrichtung Südosten nach Olomouc zu radeln. Der Weg nach Potstejn war gar nicht so anstrengend, weil die Steigungen der knapp 50km Streckenlänge meistens erträglich waren. Gegen 15 Uhr kam ich in der malererisch gelegenen "Städtchen“ an und zu meiner Überraschung konnte der Pfarrer sehr gut Deutsch. Er hat mich am Nachmittag schon erwartet, denn ich wurde von Hradec Kralove vorangemeldet. Es stellte sich heraus, dass die Kirche und das Pfarrhaus zur weltweiten Herrenhuter Unität gehört. Dem weltweiten Verbund der Herrenhuter Gemeine (schreibt tatsächlich sich ohne d !). Ich bekam einen historischen Abriss der Geschichte der Evangelischen Flüchtlinge, die im Zuge der katholischenn Gegenreformation Böhmen und Mähren verlassen mussten, wollten sich nicht zwangskatholisiert werden. Graf Nikolaus Ludwig Zinzendorf bot 1722 den Glaubensflüchtlingen aus Mähren und Böhmen eine neue Heimstadt an und so wurde der heute bekannte Ort Herrenhut gegründet. Heute bilden die Herrenhuter Gemeine eine selbstständige Gemeinde innerhalb der evangelischen Landeskirchen in Deutschland und auch in Tschechien, wie der Potstejn. Im Stile der Herrenhuter ist die Kirche auch im Inneren ausgestaltet. Schlicht, mit klaren Blick auf den Altar, ohne Kanzel.

Zu der Herrenhuter Gemeine in Potstejn gehören insgesamt 70 Personen, welche teilweise auch aus dem weiten Umland von Pardubice, Hradec Kralove zum Sonntagsgottesdienst nach Potstejn kommen. Im schnitt kommen 40-50 Besucher, wenn nicht gerade Urlaubszeit ist. Eine Orgel gibt es nicht, dafür werden die Gottesdienste mit Gitarre, Keybord oder Posaune begleitet. Auch eine E- Gitarre steht bereit. Es gibt desweiteren regelmäßig Bibel- und Gemeinschaftsstunden.

Nach über 3 Stunden Gespräch und Besichtigung der Kirche sagte der Pfarrer, dass er eigentlich noch einen anderen Termin außerhalb hat, dafür etwas vorbereiten muss und auch über Nacht nicht da ist. Er bot trotzdem an, dass ich alleine im Pfarrhaus übernachten darf, was ich auch diesen Tag gerne annahm. Ich radelte noch etwas an der romantischen Orlice entlang und nutze die restliche Zeit zum schreiben und laden meiner Geräte.