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Kampf um die Pole Position

Veröffentlicht: 17.03.2024

50. Tag: Ich habe mich heute Vormittag alleine auf den Weg zu den Heiligtümern von Lourdes gemacht. Die Sonne war wieder zu stark, um die Hunde alleine im Wohnmobil lassen zu können. Icke hatte gestern schon vieles gesehen, und ich konnte auf meinem Rundgang gleich die Flaschen mit Wasser aus der Heiligen Quelle füllen. Wasserträger – wer könnte diese Rolle besser übernehmen als ich?

Ich wusste, dass es bei der Quelle eine ganze Anzahl von Wasserhähnen gab, aus denen man Wasser entnehmen konnte. Ich hatte fünf 1,5-Liter-Flaschen dabei und dachte mir, die wären im Nullkommanichts voll. Von wegen! Zu schreiben, das Wasser tröpfelte aus den Hähnen, wäre maßlos übertrieben. Man konnte bei den Tropfen mitzählen. Zudem musste ein großer silberner Knopf gedrückt gehalten werden, damit es überhaupt zu tropfen begann. Nach einer halben Stunde war meine erste Flasche vielleicht zu einem Viertel voll. Da tippte mir eine Französin auf die Schulter und zeigte in der Reihe der Wasserhähne nach vorne. Ich verstand zwar nicht, was sie sagte, aber was sie meinte: Die vorderen Hähne geben mehr Wasser.

Ich arbeitete mich also in der nächsten Stunde nach vorne, vom vorletzten Wasserhahn an die Pole Position. Und tatsächlich, dort lief es wie geflutscht. Scheinbar ist es wirklich so, dass nur das Wasser abgegeben wird, das aus der Quelle sprudelt. Und das ist nunmal nicht unbegrenzt. Bei dem Menschenandrang am Sonntag waren die Kapazitäten eben irgendwann erschöpft.

Was auch für meine Kapazitäten gilt. Der Kampf ums Wasser und gegen die Menschenmassen ging an die Substanz. Ich brauchte einen Kaffee. Wir haben hier ein schönes kleines Café gefunden, das auch als Restaurant durchgeht und eigentlich nur eine größere Imbissbude ist. Sie liegt direkt auf dem Weg und so machte ich Halt. Ich hatte gerade draußen unter einem Sonnenschirm Platz gefunden und meinen Corado – der hier Noisette heißt – bekommen, als sich an den Tisch nebenan ein Mann setzte, der ungefähr in meinem Alter war. „Sie haben gestern auch diesen kleinen Kaffee getrunken, oder?“, sagte er mit einem Lächeln, und es entwickelte sich ein Gespräch, das ich lange nicht vergessen werde.

Davon werde ich Euch morgen erzählen.

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