Der Schrecken von Alicante

40. Tag: Der Himmel sollte heute eigentlich den ganzen Tag über verhangen sein, so die Wetterprognosen. Doch wider Erwarten hatten wir Sonnenschein pur – wahrscheinlich meinte es der Wettergott an meinem Geburtstag besonders gut mit mir. Mich haben unwahrscheinlich viele Anrufe, Mails und Nachrichten über die verschiedensten Plattformen erreicht, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Trotzdem fanden wir Zeit, in einem Hafenrestaurant ein zweites Frühstück zu nehmen und uns zwei Dinge anzuschauen, die ein paar Jahre mehr auf dem Buckel haben als ich. Zum Beispiel den Torre de la Isleta, der nur etwa 100 Meter von unserem Stellplatz entfernt über die Küstenlinie empor ragt. Er gehört zu den Torres de la Huerta, die in der Region um Alicante noch heute zu finden sind. Diese Verteidigungstürme entstanden im 16. und 17. Jahrhundert. Auf ihnen hielten Soldaten Ausschau nach Piraten – einer von ihnen war der berüchtigte Barbarossa –, die mit ihren Schiffen für Angst und Schrecken sorgten. Dabei hatten es die Seeräuber bei ihren Raubzügen weniger auf Schätze und Wertgegenstände abgesehen. Sie raubten Menschen, die sie nach Nordafrika verschleppten und dort auf den Sklavenmärkten zu Geld machten.

Und nur ein paar Meter weiter streckt sich die Illeta dels Banyets ins Meer, eine kleine Landzunge, die Besiedlungsspuren aufweist, die älter als 4.000 Jahre sind. Auch in den Jahrhunderten danach wurde dieser Flecken Erde von verschiedenen Kulturen immer wieder bebaut und genutzt. So legten die Römer kleine Fischteiche an, die mit dem Meer verbunden waren und errichteten Thermalbäder. Die Überreste dieser Bauwerke nennt der Volksmund noch heute „Königinnenbäder“, weil hier einst auch maurische Adelige gebadet haben sollen. Die Ruinen auf der Halbinsel sind hervorragend restauriert. Sie zählen unbedingt zu den Sehenswürdigkeiten von El Campello.

Davon gibt es hier nicht wenige. Wir ziehen morgen weiter, aber uns wird diese Stadt in bester Erinnerung bleiben. Sie ist übersichtlich, aber nicht klein, bietet viele Möglichkeiten zum Einkaufen (für Icke wichtig!) und Essen gehen (für mich wichtig!) und ließ uns auf einem Platz direkt am Meer stehen (für uns beide wichtig!), der sicher zu den Top 3 auf dieser Reise zählt. Das wird morgen kein leichter Abschied …