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Wenn das Wasser knapp wird ...

Veröffentlicht: 05.03.2024

38. Tag: An unserem derzeitigen Stellplatz gibt es nicht viel auszusetzen. Wir stehen abseits vom Schuss, aber doch nicht zu abgeschieden, wir haben freie Sicht aufs Meer und direkten Zugang zu wunderschönen, kleinen Stränden. Aber hier gibt es keine Möglichkeit, Grau- und Schwarzwasser zu entleeren und Frischwasser aufzufüllen. Strom ist kein Problem. Unsere Solaranlage liefert davon mehr als genug.

Ich habe vorgeschlagen, den Campingplatz anzufahren, der nur einen Kilometer entfernt ist, und gegen eine Gebühr Abwasser zu entsorgen, Frischwasser aufzufüllen und eine Dusche zu nehmen. Aber Icke hat Angst wegzufahren, weil unser Platz dann eventuell weg ist, wenn wir wiederkommen. Wir wären vielleicht nur eine Stunde weg, aber zu 100 Prozent lässt sich nicht ausschließen, dass gerade in dieser Zeit ein anderer kommt – was eine mittelschwere Katastrophe wäre, zumindest für meinen Schatz. Ich habe trotzdem beim Campingplatz angefragt, aber die Dame dort meinte, dass wir dafür eine Nacht bleiben oder zumindest bezahlen müssten. 30 Euro für ein paar Liter Wasser waren mir zu viel.

Also: Unser Abwassertank ist riesig, und wir haben einen zweiten Tank für unsere Toilette, das reicht allemal. Das Problem ist Dusche und Frischwasser. Wir hatten heute morgen noch 25 Prozent Wasser im Tank, wieviele Liter das sind, lässt sich schwer abschätzen. Der Tank fasst 80 Liter. Ist er randvoll, zeigt die Anzeige 75 Prozent – warum das so ist, weiß ich nicht. 75 – 50 – 25 – 0 – in diesen vier Schritten rechnet die Anzeige nach unten. Wir hatten heute noch 25 Prozent. Aber wir hatten 13 Liter Wasser in einem Kanister als Reserve. Wir beschlossen, die 25 Prozent für eine Dusche zu verbraten und anschließend die 13 Liter nachzufüllen. Wenn wir die dann in den nächsten ein, zwei Tagen verbraucht hatten, mussten wir los. Wohl oder übel.

Laut Google gibt es in zwei Kilometer Entfernung einen Aldi. Also hinfahren, Wasser kaufen und zurück. Das dauert höchsten 30 Minuten. 80 Liter Wasser im Supermarkt kaufen – wie teuer war das? Wir hatten bisher meist Sixpacks mit 1,5-Liter-Flaschen besorgt, die wir zum Trinken und Kochen verwenden. Das Brauchwasser hatten wir immer aus einem Wasserhahn genommen. Ich wollte die Lage mal checken und machte mich zu Fuß auf den Weg zu Aldi.

Ich hatte einen Rucksack dabei für Brötchen, Käse und Wurst und stiefelte los. Der Weg ging über eine Bahntrasse und dann über eine schmale Teerstraße, die durch ein Anbaugebiet führte. Nach 20 Minuten war ich da. Es war ein neuer Aldi Nord, der ein erstklassiges Sortiment führte. Ich packte ein paar Kleinigkeiten zum Essen in meinen Einkaufswagen und stand dann beim Wasser. Ich konnte es kaum glauben, aber eine Flasche mit acht Litern kostete nur 88 Cent. „Das Wasser ist hier sehr günstig“, hörte ich eine Frau hinter mir sagen. Ich drehte mich um. Eine ältere Dame stand da mit ihrem Einkaufswagen und schaute etwas ratlos auf die Flaschenberge. „Wissen Sie, welches Wasser man trinken kann?“, fragte sie. Ich weiß nicht, woran sie erkannt hat, dass ich ein Landsmann bin, aber natürlich antwortete ich ihr gerne. „Ich weiß nur, dass in allen Sorten Trinkwasser ist, aber welches das beste ist, kann ich nicht sagen.“ Die Frau schaute mich aus großen Augen an. „Was nehmen denn Sie?“ Ich holte einen Sixpack Huerta Rios vom Stapel und packte dazu zwei 8-Liter-Flaschen Arquillo in den Korb. „Das ist unsere Ration, wenn wir in einem Supermarkt einkaufen“, erklärte ich dazu. Die Frau nickte, nahm zwei 0,5-Liter-Flaschen von einer völlig anderen Sorte und ging. Während sie los trottete, hörte ich sie murmeln: „Die Leute heute trinken viel zu viel.“

Das beschäftigte mich … In Gedanken versunken schlich ich zur Kasse, an der niemand stand. Ich war schnell durch, und als ich mit meinem Einkaufswagen auf den Parkplatz kam, galt mein erster suchender Blick unserem Wohnmobil. Der Parkplatz war fast leer. Da stand kein Wohnmobil. Wie ein Blitz schlug es in meinem Kopf ein: Du bist zu Fuß da. Ohhh nein! Ich musste mich erstmal setzen. Auf einer kleinen Mauer spielte ich im Gedanken verschiedene Möglichkeiten kurz durch: Icke anklingeln, Einkauf zurückgeben, Taxi rufen … Keine der Lösungen war vielversprechend.

So packte ich die 6 x 1,5-Liter-Flaschen zum Einkauf in den Rucksack, der zum Glück groß genug war, nahm die beiden 8-Liter-Flaschen mit ihrem süßen kleinen Henkel in die Hände und wackelte los. Ich weiß erst heute, wie lange zwei Kilometer sein können. Anfangs nahm ich mir vor, nach 500 Meter eine kleine Pause einzulegen. Die erste Pause war schon nach 200 Metern fällig. Die letzten 100 Meter meiner Strecke, habe ich jedesmal nach zehn Schritten abgebrochen, die Flaschen und den Rucksack abgestellt, die Arme ausgeschüttelt, die Hüften gekreist, den Rumpf gebeugt. Wenn mir noch mehr gymnastische Übungen eingefallen wären, hätte ich auch die gemacht, wenn ich damit die Zeitspanne bis zum Weiterschleppen hätte vergrößern können.

Aber ich habe es geschafft. In nicht ganz eineinhalb Stunden. Als ich schweißgetränkt mit Hohlkreuz und Armen, die fast bis zum Boden reichten, ankam und mich Icke mit der Frage begrüßte: „Wie lange glaubst du, wird das reichen?“ lag mir die Antwort auf der Zunge: „Schatz, ich glaube, die Leute heute trinken viel zu viel.“ Aber leider brachte ich kein Wort mehr heraus.

Antworten (2)

Sollen wir euch ein paar Liter Wasser mitbringen?

Ich finde es schön, wenn Menschen sooo einfühlsam sind ... :-)

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