Veröffentlicht: 29.01.2024
Heute war ein guter Tag. Wir haben ganz locker fast 600 Kilometer geschafft. Und wisst ihr, woran das lag? Ich werde es euch sagen: Ich bin meinen Instinkten gefolgt.
Wir hatten nur einen Kilometer von unserem Stellplatz – die Nacht war super ruhig – auf die Autobahn A5. Anders als am Sonntag herrschte Hochbetrieb. Das lag in erster Linie an den vielen Lastwagen, die in Richtung Frankfurt unterwegs waren. Mein Herz hat einen kleinen Satz gemacht, denn: Für mich können es gar nicht zu viele von diesen stählernen Kolossen sein.
Ich liebe es, mich mit dem Wohnmobil hinter einen Truck – je größer, umso besser – zu hängen oder einzureihen in eine endlose Schlange von diesen Ungetümen aus Stahl und Blech. Ich fühle mich hier wohl, irgendwie zu Hause. Vielleicht war ich ja in einem früheren Leben Lkw-Fahrer, wer weiß?
Meinen Gefühlen zum Trotz habe ich mich in der Vergangenheit immer auf der Überholspur mit den 08/15-Wägen rumgeschlagen. Es gab schließlich auch gute Argumente dafür: Eher am Ziel sein, mehr vom Tag haben, nur schnell runter von dieser Teerwüste – ich kenne sie alle, schließlich habe ich sie schon 1000mal gehört von meiner … Ach, lassen wir das!
Zurück auf den Highway. Was ist so toll daran, ein kleines Glied in einer endlosen Kette von Lkws zu sein? Mit 90 km/h stundenlang stupide dahin zu rollen hinter einer riesigen Plastikplane, die ein paar Armlängen vor deiner Windschutzscheibe im Fahrtwind flattert. Was kann man daran lieben? Eine gute Frage … Es ist für mich entspannend. Ich bleibe einfach mit gutem Abstand hinter meinem Vordermann. Ich kann die Landschaft genießen, viel besser, als wenn ich ständig Gas geben und bremsen, ausscheren, einscheren, Abstände und Geschwindigkeiten abschätzen müsste. Es ist erholsam für mich. Wenn Icke jammert: „Oje, noch 200 Kilometer!“ werde ich richtig traurig: „Oje, n u r noch 200 Kilometer!“
Und es gibt noch einen Aspekt: Mein Wohnmobil bringt ohne große Probleme 140 Sachen auf die Piste. Das ist nur ein klitzekleiner Druck aufs Gaspedal. In diesem Wissen fühlt man sich unter all diesen Riesen, die bei 100 km/h schon aus den Seitenfenstern dampfen, wie … ja, wie ein Marathonläufer beim Fünf-Kilometer-Volkslauf. Du joggst locker mit einer Schar von Kids oder Anfängern, machst ein paar Scherze und versprühst gute Laune. Bis dann die Ehrgeizigen das Tempo anziehen und keuchend und schwitzend wie selbstverständlich an dir vorbeiziehen. Du nickst ihnen anerkennend zu mit einem hochachtungsvollen Lächeln und denkst dir: Wenn sich jetzt nur mein kleiner Zeh schneller bewegt, puste ich dich mit meinem Luftsog in die Büsche.
Ok. Ich gebe es zu. Der Vergleich hinkt ein wenig. Über den Luftsog meines Wohnmobils können die Trucks und ihre Fahrer nicht mal milde lächeln, weil sie ihn gar nicht bemerken. Aber sie wissen, was ich meine: Es ist ein schönes Gefühl zu wissen: Ich könnte, wenn ich wollte. Aber ich muss nicht wollen, nur weil ich kann. Oder so ähnlich …
P.S.: Da fällt mir ein , dass das ja ein Reiseblog ist. Wir übernachten in Neuenburg am Rhein kurz vor der französischen Grenze auf einem großen Parkplatz direkt neben einem Zirkus. Wir haben die 1000-Kilometer-Marke geknackt. Morgen geht es 500 Kilometer nach Clermont-Ferrand, unserer einzigen Station in Frankreich, und übermorgen sind wir schon in Spanien, in der Sonne und am Meer.