Flo und Lou
Flo und Lou
vakantio.de/flou

The never ending walnut harvest

Veröffentlicht: 12.07.2020

Swansea ist eine Kleinstadt an der Ostkueste Tasmaniens. Sie liegt im Nordwesten der Great Oyster Bay, gegenueber dem Freycinet Nationalpark. Swansea war die erste staedtische Ansiedlung, die nach der Gruendung von Sydney und Hobart enstand. In dieser kleinen Kuestenstadt hat sich Webster, ein Walnuss Unternehmen, auf ueber 80 Hektar ausgebreitet. Der Erstsitz der Firma befindet sich uebrigens in Leeton, New South Wales.


Auch dieses Jahr haben Flo und ich wieder dabei geholfen die Walnuesse zu ernten. Da in Australien viel auf die Kraft der Maschinen vertraut wird, werden nur wenige Menschen gebraucht um vorallem die Defaults der Maschinen zu korrigieren.Auf ueber 80 Hektar befinden sich um die 20 verschiedenen Walnuss Sorten. Die Baeume stehen in Reih und Glied und sehen schon sehr mitgenommen aus. Um die kostbare Frucht zu ernten werden als erstes die Shaker durch die Reihen fahren. Die Shaker sind Fahrzeuge welche einen langen Arm an der Seite haben, mit welchem sie die Baeume greifen und schuetteln koennen, sie fahren maximal 20 km/h. Nachdem jeder Baum einzelt einmal kraeftig durchgeschuettelt wurde, fahren die Sweeper durch die Reihen. Die Sweeper haben ein grosses Geblaese an der rechten hinterseite des Fahrzeugs, mit welchem sie die Walnuesse unter den Baeumen in die mitte der Reihe blasen. Die Sweeper Fahrer muessen jede Reihe mindestens zwei Mal hoch und hinunter fahren damit sich eine gerade Linie Walnuesse zwischen jeder zweiten Baumreihen bildet. Jede Walnusslinie muss nun von den Rakern, Backpackern bewaffanet mit Rechen, abgelaufen werden. Sie rechen Walnuesse welche die Sweeper nicht erreichen konnten in die Linie und nehmen grosse Stoecke und Steine herraus. Als naechstes werden die Walnuesse von den Harvestern aufgesaugt. Die Harvester sehen ein bisschen so aus wie Strassen Kehrmaschienen, an einer Seite der Maschiene befindet sich eine Kabine in welcher der Fahrer sitzt. Er kann seinen Sitz mit Lenkrad, einfach herrum drehen und somit das Fahrezeug in beide Richtungen fahren. Unten in der mitte befinden sich drehende Buersten welche alle Nuesse in die mitte fegen um sie anschliessend aufzusaugen, und in den dafuer vorgesehen Anhaenger befoerdern. Sind die Harvester voll werden die Nuesse von dem Anhaenger in den sogenannten Jackrabbit, eine Maschine die wie eine grosse Schaufel aussieht, geschuettet. In dem Jackrabbit werden die Walnuesse dann zum naechsten Fieldcontainer transportiert. Die Fieldcontainer sind alte Schiffskontainer dennen man die langen Jahre auf der Walnussfarm ansieht. Die Schaufel der Jackrabbits schuettet die Walnuesse nun in einen weiteren Anhaenger welcher ueber einen Arm mit Fliessband die Walnuesse von oben in den Fieldcontainer fallen laesst. Nun befinden sich die Nuesse endlich im Kontainer und koennen mit dem LKW zur Hullingline vor Ort gebracht werden. An der Hullingline beginnen die ersten Schritte der weiter Verarbeitung der Nuesse. Mit einem riesigen Gabelstapler werden die Fieldcontainer, welche bis zu 20 Tonnen wiegen auf den Tipper gestellt und fixiert. Der Tipper hebt den Fieldcontainer von hinten an und leert somit die Walnuesse vorne in den Hopper. Der Hopper ist ein Auffangbehaelter der mit Hilfe eines Fliessbands die Nuesse in die eigentliche Hullingline bringt. Die Geschwindigkeit dieses ersten Fliessbands kann nun die Menge der Walnuesse, im kompletten weitereren Verarbeitungsprozess beeinflussen. Vom Hopper fallen die Walnuesse nun durch ein sich drehendes Metalnetz, der Stickchain. Die Aufgabe des Stickchain ist es die Walnuesse hindurch zu lassen aber die Stoecke und wirklich grossen Steine bleiben auf dem Netz liegen und werden, da es sich ja dreht, auf ein weiteres Fliessband befoerdert und zum Wastebelt transportiert. Am Stickchain steht eine Person, welche darauf achten soll, dass alle Nuesse durch das Metalnetz fallen. Manchmal verhacken sich auch laenger Stoecke im Netz weswegen es dann automatisch anhaelt. Die Stoecke muessen dann herrausgenommen werden und mit einem Kraftakt wird das Netz in beide Haende genommen, gezogen und sichergestellt das alle verhackten Stockteile entfernt wurden. Durch einen Knopfdruck wird der Stickchain wieder in Bewegung gebracht. Unsere Walnuesse werden nach dem Stickchain ueber einen Aufzug in die zweite Ebene der Halle gebracht. Sie fallen nun in den Rocktank, welcher mit Wasser gefuellt ist. Im Rocktank schwimmen die Walnuesse oben, die Steine aber fallen auf den Grund, von welchem sie wiederum ueber verschieden Fliessbaender wieder zum Wastebelt transportiert werden. Ueber ein weiteres Fliessband werden die Nuesse und kleineren Stoecke auf den Inspectiontable gebracht. Der Inspectiontable ist ein ca drei Meter langes und 1,5 Meter breites Fliessband. Hier steht eine weitere Person welche die kleinen Stoecke zwischen den Nuessen herraussucht und in eine Nische zwischen Tisch und der Relieng wirft. Sie fallen hinunter auf ein weiteres Fliessband welches abermals zum Wastebelt fuehrt. Am Wastebelt, wie der Name schon sagt, laeuft der ganze Abfall, also Steine, Stoecke, Dreck und Tierskellete, in den Wastetruck. In der Regel ist dieser LKW alle zwei bis drei Stunden voll und muss vom Gabelstapelfahrer geleert werden. Meines wissens wird der ganze Dreck einfach irgendwo auf dem Grundstueck ausgekippt.Am Wastebelt steht eine weitere Person welche die Nuesse die hier falscherweise gelandet sind herraus sammelt. Vom Inspectiontable werden die Nuesse als naechstes durch den Huller befoerdert, eine Maschine, die sich wie ein Sandwich Toaster oeffnen laesst, oben und unten sind Metalbuersten befaestigt, welche die Gruene Schale der Nuesse entfernen soll, falls sie noch nicht abgefallen ist. Dann werden sie mit Chlorhaltigem Wasser gesaeubert und anschliessend getrocknet. Die trockenen Nuesse werden ueber den vibrierenden Tisch geleitet, welcher dazu dient die leeren, also vergammelten Nuesse aufzusauegen (sie huepfen hoeher als die guten), und auf den Swift Lift befoerdert. Der Swift Lift ist das letzte Fliessband der Hullingline, ein Arm der hoch und runter, raus und rein gefahren werden kann. Er dient dazu um die Nuesse in den sogenannten Fancontainer zu transportieren. Die Fancontainer sind ebenfalls Schiffskontainer und haben die selbe groesse wie die Fieldcontainer. Dennoch unterscheiden sie sich in ein paar wichtigen Aspekten. Es sind saubere und neuere Kontainer (wurden mit viel Elan und Freude von Leila gesaeubert). Dann haben die Fancontainer ein geschlossenes Dach mit drei runden Belueftungsloechern. Desweiteren wurde mit Europalleten ein Boden eingebaut und an der Vorderseite ein Ventilator. Durch die Tueren, ueber den Swift Lift fallen also nun die sauberen Nuesse mit moeglichst wenigen Stoecken in den Fancontainer. Wenn der Fancontainer 13 Tonnen erreicht hat ist er voll (ca. zehn Tonnen Walnuesse) – in der Regel braucht man um die zwei Stunden um einen Fancontainer zu fuellen. Nun wird der Kontainer wieder mit dem Gabelstapler von seiner Waage herrunter genommen und aus dem Weg geraeumt. Der Fancontainer bekommt einen Sticker, mit Angaben zur Menge und Sorte. Die Tueren werden beinahe geschlossen, ein Spalt bleibt offen damit der Ventilator eingesteckt werden kann. Mindestens einmal am Tag bzw. In der Nacht werden die Schiffskontainer dann von LKWs abgehollt und ueber die Wasserstrasse nach New South Wales gebracht um dort richtig getrocknet und schoen verpackt zu werden.So, das ist der normale Ablauf einer Walnussernte in Swansea – viele Maschinen, viel Laerm und viel Stress, dass alles auch reibungslos ablaeuft.


Auf der Farm gibt es ein Haus das als Buero dient. Im Haus gibt es zwei Zimmer mit einigen Hochbetten drinnen, in dennen es geug Platz fuer alle Backpacker gibt. Wir duerfen aber auch direkt vor dem Haus, zwischen den Walnussbaeumen zelten. Dieses Jahr sind wir eine bunte Truppe von Rucksackreisenden. Es gibt ein Paerchen aus Uruguy, fuenf Franzosen, eine Frau aus Peru, einen Mann aus Ungarn und drei Deutsche mit Leila und mir. Die meisten arbeiten als Raker und der Rest arbeitet an der Hullingline, Flo ist der einzige von uns Backpackern welcher eine Maschine, einen Sweeper, fahren darf. Tagsueber werden lange Stunden draussen im Feld gearbeitet. Nicht selten kommt es vor das wir pro Tag neun bis zwoelf Stunden arbeiten. Die Hullngline wird 24 Stunden am Tag betrieben und mit zwei Schichten besetzt, eine Tagsueber und eine Nachts, jeweils zwoelf Stunden. Ich arbeite wieder in der Nachtschicht. Anfangs laeuft alles noch so ziemlich normal, wir sind zu fuenft in der Nacht, ein Koordinator, zwei am Insepctiontable, einer am Wastebelt und ein Gabelstapler Fahrer.
Durch einen starken Regen der viele Ueberschwemmungen mitsichbringt, werden wir gezwungen fuenf ganze Tage eine Pause einzulegen. Die Stimmung unter den Backpackern kippt so langsam. Wir sind hier schliesslich nicht zum Urlaub machen und zu allem Uebel kickt Covid19 auch so langsam rein. Unser Manager, ein kleiner Mann mit viel Energie dem es immer wichtig ist, dass alles richtig ablaeuft, hat sichtlich Spass daran die ganzen Corona Richtlinien durchzusetzen. Eines morgens trommelt er uns alle zusammen um uns die neuen Regeln zu erklaeren. Er moechte, dass wir die Farm nicht mehr verlassen, es sei denn wir muessen Lebensmittel im kleinen Laden in Swansea einkaufen, normalerweise wuerden wir den langen Weg nach Launceston auf uns nehmen um den Einkauf fuer die naechsten zwei Wochen zu machen, da es tatzaechlich guenstiger ist die 300km zu fahren anstatt im kleinen, teuren Laden sich mit Lebensmitteln einzudecken. Dann wird lange ueber Hygiene gesprochen, wie, wann und wie oft man sich richtig die Haende waescht. Wir muessen 1,5 Meter Abstand halten – auch in unserer kleinen Kueche die wir uns immerhin zu acht teilen muessen. Als naechstes sollen wir uns unser eigenes Geschirr raus suchen und natuerlich auch nur noch dieses benutzen, was wiederrum nicht fuer Toepfe und Backbleche gilt... Die Arbeit kann so langsam wieder aufgenommen werden. An der Hullingline werden neue Regeln eingefuehrt die vorallem mit dem Social Distancing zu tun haben. Es darf nur noch eine Person am Inspectiontable arbeiten und der Rocktank, zum Beispiel, kann nur noch von einer Person geputzt werden. Fuer unsere Pausen, zwei 15 Minuten und eine halbe Stunde, wird die komplette Hullingline abgestellt und wir koennen waehrend einer Schicht nicht mehr die Positionen wechseln. Es fuehlt sich so an als ob immer mehr von uns verlangt und unser Wohlbefinden wenig beruecksichtigt wird. Ein paar Tage spaeter, nachdem wir uns gerade etwas damit abgefunden haben, werden uns im naechsten langen Gespraech die verschaerften Regeln erklaert. Ab sofort muessen draussen 1.5 Meter Abstand und drinnen vier Meter eingehalten werden. Vor Arbeitsantritt wird taeglich Fieber gemessen, jeder der ueber 37C hat wird nicht zur Arbeit zugelassen. Und schliesslich wird uns mitgeteilt das wir die Sofas aus dem “Wohnzimmer” tragen muessen um diese gegen Campingstuehle einzutauschen. Damit moechte unser Manager sicher gehen, dass wir auch die vier Meter Abstand einhalten. Die Stimmung vor Ort wird immer schlechter. Es wird viel gesprochen und es werden unfreundliche Dinge gesagt. Jetzt im Nachhinein kann ich die Situation viel besser Verstehen und es ist nicht mehr so schwer damit umzugehen, aber in diesem Moment war ich sehr sauer und enttaeuscht. Ich arbeite schliesslich schon zwoelf Stunde jede Nacht und danach darf ich nichtmal auf der Couch entspannen?! Wir haben uns alle sehr persoenlich angegriffen Gefuehlt, trotzdem weiss ich natuerlich auch, dass unser Manager die Verantwortung fuer uns hat und er fuer eine grosse Firma arbeitet. Wenn Corona hier ausbrechen sollte, wuerden sie warscheinlich Millionenverluste machen.Trotz alledem arbeiten wir brav weiter und ich versuche mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Als naechster Tiefpunkt geschieht ein Missverstaendnis um eine kaputte Lampe. Einer der Backpacker hat das Licht im Zimmer zerbrochen und moechte nun eine neue Gluehbirne und Halterung anbringen. Also stellt er den Strom vom Haus ab und macht sich daran die Gluehbirne auszutauschen, als das der Manager erfaehrt wird er stinksauer und teilt uns mit das wir die Finger vom Strom lassen sollen. So sitzen wir am Abend, ohne Licht, auf unseren Campingstuehlen ums Feuer herum und lassen unserem Unmut freien Lauf. Zur gleichen Zeit arbeitet unser Manager aber noch an der Hullingline, weil es dort auch noch etwas zu reparieren gab. Spaeter abends kommt er dann ins Haus und sieht uns alle nah beeinander sitzen. Ich kann sehen das er muede ist und resigniert hat. Er teilt uns mit ruhiger Stimme mit, dass wir morgen alle die Farm verlassen muessen und woanders unterkommen sollen. Wir sind erstmal sauer und verloren, wo sollen wir so schnell unterkommen in diesen Coronazeiten? Am naechsten Tag fuehlt sich alles schon ganz anders an. Wir koennen in das Backpacker Hostel in Swansea, welches nur zehn kilometer von der Farm entfernt ist. Nach dem ich all meinen Frust raus gelassen haben fuehle ich mich schon weit aus besser. Ich akzeptiere den Rauswurf und kann langsam auch die Vorteile wahrnehmen. Flo und ich ziehen von einem Zelt in ein Privatzimmer, es gibt genug Sofas fuer alle und einen Fernseher. Da mit uns nur drei andere Frauen in der Jugendherberge sind, ist es immer ruhig und ich schaffe es endlich tagsueber laenger als vier Stunden zu schlafen. Nach ein paar Tagen sind wir alle zufrieden mit dem Tapetenwechsel. Nachdem ganzen troubel konzentriere ich mich wieder voll auf die Arbeit. Vor jedem Arbeitsbeginn die selben Fragen: How are you? No cough, sore throat, sneezing or runny nose? Not tired? (Wie gehts? Kein Husten, entzuendeter Rachen, Niesen oder laufende Nase? Nicht muede?) Danach wird Fieber gemessen und dann duerfen wir zur Hullingline. Zwoelf Stunden stehe ich dann am Inspectontable oder am Wastebelt – ich wechsel mich jede Schicht mit Hugo (Franzos) ab. Die Lichtblicke sind immer die zehn bis 15 Minuten in welchen wir Field-oder Fancontainer wechseln. Zwoelf Stunden mit mir selbst. Zwoelf Stunden in meinem Kopf mit meinen Gedanken. Immer wieder die selben Lieder, ja sogar die selben Strophen, spielen rauf und runter und manchmal kann ich sie gar nicht mehr los werden. “Ohhh Panama” (AnnenMayKantereit – Jenny Jenny). Immer und immer wieder durchreissen sie meine Gedanken und eines morgens haben sie mich sogar vom schlafen abgehalten.


Eines Nachts beobachte ich eine Spinne. Sie laeuft langsam am Rand des Wastebelts hoch und setzt sich mir gegenueber. Sie terrorisierte mich ueber zwei Stunden. Laeuft staendig im Kreis oder streckt ihre acht Beine einzeln von sich weg. Manchmal versteckt sie sich hinter dem Motor, welcher den Wastebelt antreibt. Ich muss mich auf die Zehenspitzen stellen um zu kontrollieren das sie noch da ist und keinen heimtuekischen Anschlag auf mich geplant hat! Dann muss ich den Fieldcontainer wechseln. Die Tueren werden geschlossen und die am vollen Fieldcontainer geoeffnet, ich halte kurz die Zeit und die Kontainernummer auf einem dafuer vorgesehen Papier fest und gehe zurueck zum Wastebelt. Die Spinne ist weg! Die naechsten Stunden verbringe ich also damit nicht nur Nuesse aus dem Dreck raus zu suchen, sondern auch nach der Spinne zu schauen. Ich suche und suche und suche und kann sie einfach nicht finden. Ich fuehle mich beobachtet. Ich versuche so sehr die Spinne einfach nur zu lieben, aber das stellt sich als ziemlich schwierig dar. Dann langsam, nach ein paar Stunden und einer Pause habe ich sie so langsam vergessen. Das ueblich Muster breitet sich wieder in meinem Kopf aus. “Oh Panama! ...Oh Oh Oh Panama”. Immerhin habe ich letztes Jahr schon gelernt, dass wenn ich breitbeinig da stehe, ich meine Rueckenschmerzen lindern kann. Denn leider haben Wastebelt und Inspectintable eine sehr unpassende Groesse fuer mich. Dieses Jahr darf ich wiederrum unglaubliche Schulterschmerzen erfahren, die warscheinlich von sich immer wiederhollenden Bewegungen ausgeloesst wurden. “Oh Panama! Vor zwei Jahr'n war sie mal zehn Minuten da. Oh Oh Oh Panama!” Stunden spaeter steht die Spinne dann ploetzlich wieder vor mir! Sie muss sich ueber die halbe Nacht vor mir versteckt haben, warcheinlich hat sie mich genau beobachtet! Sie lacht mir schelmisch in Gesicht, und draussen geht langsam die Sonne auf. Nach ein paar Stunden schlaf, wird schnell was gegessen und dann gehts zurueck zur Farm. “How are you? No cough, sore throat, sneezing or runny nose? You're not tired?”

Meistens suche ich mir ein Thema raus ueber das ich dann expliziet nachdenke. Stundenlang. Das beginnt mit “was koennte ich kochen?” und geht meistens in Traeume ueber: “Wie moechte ich einmal leben?”, ”wie wuerde ich einen Van von innen Gestalten”, ”Was koennte ich machen, wenn ich nachhause komme?”...usw. ...und nach zwoelf Stunden geht der ganze Wahnsinn wieder von vorne los. Trotzdem klappt es dieses Jahr ganz gut. Die Zeit vergeht schnell und ich habe ein paar schoene Orte in meinem Kopf gefunden, an welchen ich mich verstecken kann. “Oh Oh Oh Panama!”. Manchmal kommen uns Nachts Papageien besuchen, die dann hoch ueber unseren Koepfen fliegen. Sobald wir unseren Arbeitsplatz verlassen, kommen sie hinunter um die Walnuesse zu essen. Ich versuche sie zu trainieren und an mich zu gewoehnen, leider vertrauen sie mir nicht wirklich. Gegen Ende der Walnusssaison gibt es nur noch eine Schicht. Ab sofort arbeiten wir Tagsueber. Wir bekommen einen neuen Gabelstaplerfahrer und werden dadurch etwas schneller. Doch die Hullingline will nicht mehr so richtig. Staendig ist etwas kaputt. Manchmal faellt ein Boltzen raus und ein andermal springt ein Fliessband aus der Halterung. Das alles fuehrt zu mehr als weniger Arbeit, wir arbeiten taeglich bis zu 15 Stunden. Die Tage machen mich muede und traurig, zu viel Sonnenschein, Voegel und Leben an dem ich im Moment nicht teilhaben kann. Nun haben wir auch noch staendig unseren Manager um uns rum wurschteln. Er bringt viel Stress und schlechte Stimmung mit sich. Wir sind ihm zu langsam und immer wieder stoppt er die Hullingline um uns alle zusammen zu trommeln, und uns zum Beispiel mitzuteilen, dass zu viele gute Walnuesse im Wastetruck landen. Dann werden uns noch schnell die Verluste die Webster einbuesst vorgerechnet, und schliesslich gehts zurueck zur Arbeit. Nach einem solchen Gespraech aergere ich mich dann meistens die naechsten Stunden und bin eher angespannt. Schlussendlich streicht er uns eine der 15 minuetigen Pause mit den Worten “Webster has been very generous [...]” (groszuegig). Damit hat er dann wirklich den Karotten den Strunk abgeschnitten, dabei habe ich so sehr versucht auch ihn zu lieben!Nach ein paar weiteren Stunden, in welchen ich dann wieder Sauer war, habe ich auch das noch akzeptiert. Abends kotze ich mich bei Flo dann aus und wir entscheiden uns schliesslich Webster zu verlassen, bevor die Saison zu Ende ist. Wir werden noch eine weitere Woche arbeiten, aber danach ist gut! Am naechsten Tag geben wir dem Manager bescheid. Wir koennen sehen das er traurig ist, er sagt es aber nicht. Er sagt das wir jederzeit zurueck kommen duerfen und das er Arbeit bis Weihnachten fuer uns haette, wir laecheln. Am Ende gehen wir im guten auseinander.Spaeter hoere ich, dass ein Harvester kaputt gegangen ist – drei Tage frei, und direkt danach ein weiteres Fliessband das entgleist ist. Ich bin froh mich nicht mehr darueber aufregen zu muessen und kann nun wirklich ehrlich darueber lachen. 
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