firstblog
firstblog
vakantio.de/firstblog

Tag 34 - Allein unter Wölfen

Veröffentlicht: 07.12.2017

Profesora Gloria hatte heute einen wichtigen Termin. In so einem Falle übernehmen die Volontäre den Unterricht. Sie hat ein paar Arbeitsblätter kopiert, die wir dann mit den Kindern durcharbeiten sollen. Gloria ist unheimlich liebevoll mit den Kindern, mit uns spricht sie aber kaum. Da ist sie ein bisschen komisch. Daher bekommen wir keine weiteren Instruktionen. Im Moment sind insgesamt 20 Volontäre im Projekt, so waren wir zu viert in der Klasse der “Tigers“. Wir teilten uns auf, jeder hatte eine kleine Gruppe. Die Kinder schaffen es immer diese Ordnung aufzuweichen. Sie halten sich einfach nicht daran, rennen zu irgend jemandem von uns. Und irgendwann gibt man es auf, sie zu ihrer Gruppe zu schicken. Man beantwortet ihre Frage, weil da rufen oder zupfen schon die nächsten an dir. Da kann man tausendmal sagen: “Ich kann nur einem zuhören!“. Oft wollen sie dir auch nur zeigen, was sie schon geschafft haben. Man kann ihnen nicht böse sein, aber es ist unglaublich anstrengend. 

Profesor (spanisch für “Lehrer“, also kein Zeichen für mangelnde Rechtschreibkenntnisse) Luis hatte Nachmittags einen Arzttermin. Also mussten wir auch hier einspringen. Es ist die Klasse der “Cats“, die mit der Standpauke. Teodoro hat seine Ankündigung wahr gemacht (Ich gehe spielen!) und ist nicht erschienen. Das war nur Spaß, vielleicht ist er ja krank. In den öffentlichen Schulen haben die Ferien schon letzte Woche begonnen, man merkt, dass die Kinder keine Lust mehr haben. Aber die Katzen sind schon ein bisschen älter, bleiben auf ihren Stühlen sitzen und machen brav mit. Wenn man die Kinder selbst anleiten muss, merkt man, wie unselbständig sie sind. Ich möchte am liebsten tausend Sachen ändern, aber was weiß ich denn schon? Luis gibt ihnen viele Hilfestellungen, zuviele, wie ich meine. Aber wie komme ich dazu ihn zu kritisieren? In den öffentlichen Schulen lernen sie das nicht. Wer sich nicht selbst motiviert oder mitkommt, weil er intelligent genug ist, hat Pech gehabt (Aussage einer ehemaligen Lehrerin). Ach Mensch, schreckliche Zustände hier.

Boah, draußen gibt es schon wieder Feuerwerk und Böller zu Ehren der Jungfrau Maria. Ich wohne ja quasi direkt hinter der Kathedrale. Geböllert wird eigentlich den ganzen Tag und nachts auch. Übermorgen gehen die Feierlichkeiten zu Ende. Nichts für ungut, Maria, aber Gottseidank!

Viel Regen heute, schwüle 30 Grad, windig.

Antworten