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Tag 148 - Ostern

Veröffentlicht: 02.04.2018

Gestern hat mich noch einmal eine Diarrhö-Attacke niedergestreckt. Ich konnte mich schon um acht Uhr Abends nicht mehr wach halten und meinen täglichen Sermon schreiben.

Ostern ist hier wie Weihnachten - nach unseren Maßstäben bemerkt man es kaum. Es gibt keinen Osterhasen, auch nicht den von Lindt in Goldfolie mit rotem Glöckchenhalsband. Kein einziges buntes Ei, kein Osternest und schon gar kein Ostereiersuchen. Man schenkt sich auch nichts. Alles eine Erfindung der Schokoladen- und Spielzeugindustrie. Hier ist Ostern reduziert auf die rein kirchlichen Rituale.

Wie schon gesagt, ist Karfreitag der höchste Feiertag, wobei manche Feierlichkeiten schon Gründonnerstag beginnen und nicht mehr alle Busse fahren und einige Geschäfte geschlossen sind. Ostermontag ist ein ganz normaler Arbeitstag. Es gibt jede Menge Prozessionen während der gesamten Osterwoche, bei denen eine gekreuzigte Christusstatue durch die Straßen getragen wird, manche schon morgens um 6, mit dramatischer Blasmusik. Ostern hat eben mit Leiden zu tun.

Vorgestern Abend sollte ich endlich einmal Tanzen gehen. Onan, jugendlicher Freund der Familie, wollte das schon mal organisieren, ist dann aber gar nicht erschienen. Die beiden Mädels der Familie, die auch mitgehen wollten, haben gar nichts dazu gesagt, ist wahrscheinlich normal hier.

Diesmal sollte es wirklich klappen. Onan stand für hiesige Verhältnisse pünktlich vor dem Haus, nachdem er mir einige kryptische WhatsApp-Nachrichten geschickt hatte, bei denen es auch um Geld ging. Seine Rechtschreibung ist so miserabel, dass teilweise der Sinn flöten geht. Um es kurz zu machen: ich bekam eine unwahrscheinliche Geschichte von nicht-funktionierenden Bankkarten und unglücklichen Zufällen zu hören. Er könne vielleicht den Eintritt zahlen (und seine mitgebrachte Freundin auch), aber den Verzehr ihrer Getränke...er werde es mir gleich morgen... Eines war klar: dieses Geld würde ich nicht wiedersehen. Adiós, Onan, und schönen Abend noch. 

Heute lache ich darüber, auch wenn es einen leichten Beigeschmack hat, wenn ein Freund der Familie deren zahlende Gäste über den Tisch ziehen will.


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