Veröffentlicht: 24.03.2018
Mumbai - Goa - COCHI - Delhi - Rishikesh
Dass ein einziger Tag so lehrreich sein kann, hätten wir auf dem Weg nach Kerala noch nicht für möglich gehalten.
Die extrem intensive kurze Zeit in der Hafenstadt Cochi haben wir zu hundert Prozent unseren Begleitern zu verdanken, die wir über Couchsurfing kennengelernt haben. Die drei Jungs Akheel, Tanseer und Seben haben uns nicht nur die für Touristen meist verborgenen Seiten der durch die Kolonisation (Portugal, Niederlande, England) wie kaum eine andere geprägte Stadt gezeigt. Vorallem haben sie uns zwei Dinge gelehrt:
Gastfreundschaft und Dankbarkeit.
Schon vor unsere Ankunft hat Akheel mit aller Mühe versucht uns eine Unterkunft zu besorgen, denn bei großen indischen Familien ist es oft schwierig Gäste unterzubringen, was das eigentliche Prinzip von Couchsurfing ist. Am Bahnhof angekommen haben er und Tanseer uns mit dem Auto abgeholt und uns in unser Hostel gefahren, um uns gleich darauf die kulinarischen Spezialitäten von Kerala näherzubringen und auf ein Eis einzuladen. Bei jedem weiteren gemeinsamen Essen (bis auf das Abschiedsessen) ist es Emely nicht gelungen Akheel davon zu überzeugen, dass wir an der Reihe mit bezahlen sind. Selbst ein von ihr mit Mühe gebastelter 500-Rupien-Schmetterling wurde mit dem Satz: “You are our guests...plus I don’t like butterflies!”, abgelehnt.
Dieses Selbstverständnis mit dem uns die drei Freunde herumgeführt und eingeladen haben, obwohl sie sich selber nichts sehnlicher wünschen als die Welt und vorallem Europa zu bereisen und dafür jede Rupie zählt, hat bei uns einen bleibenden Eindruck und ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit hinterlassen. Dankbarkeit dafür, dass wir das Privileg haben in Deutschland geboren zu sein und mit einem Reisepass, der uns beinahe jede Tür öffnet, unterwegs zu sein und die Welt zu erkunden. Dankbarkeit dafür, dass wir Bürger der Europäischen Union sein dürfen, dessen Währung so stark ist, dass wir ein so großes Land wie Indien so intensiv bereisen können wie die wenigsten Inder. Dankbarkeit dafür, dass unsere Familien uns so selbstverständlich dabei unterstützen. Für junge Inder wie Akheel, Tanseer und Seben ist es extrem schwer die Familie davon zu überzeugen, dass Reisen einen großen Wert hat.
Doch mehr als alles andere empfinden wir Dankbarkeit dafür, dass wir so tolle Menschen kennenlernen können, die uns nach nur einem einzigen Tag schon wie Freunde fürs Leben vorkommen. Und so hoffen wir inständig darauf, dass die Jungs die Geduld und Stärke aufbringen können, die von weniger privilegierten Menschen als uns überall auf der Welt abverlangt wird. Denn wir würden nichts lieber tun, als den Gefallen zurück zu erweisen und die drei in unserem Zuhause willkommen heißen.