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Finn vs. Nepal

Veröffentlicht: 04.05.2018

Mein Eindruck von Nepal lässt sich ganz gut anhand einer Analogie beschreiben:

„Dal Bhat power - 24 hour!“

Dieser Spruch steht auf tausenden von T-Shirts, die es überall zu kaufen gibt und besagt, dass das Nationalgericht (Reis mit Linsen) morgens, mittags und abends gegessen wird. Ich finde das einfach nur extrem langweilig, aber man könnte daraus auch auf die Geradlinigkeit der Nepalesen schließen. Aufstehen - Dal Bhat - in den Tempel gehen - Dal Bhat - ein bisschen arbeiten (vorzugsweise im Tourismussektor) - Dal Bhat - Cricket gucken - schlafen - repeat!

Diese Darstellung eines Tages ist natürlich sehr vereinfacht, aber mir fiel es in den 4 Wochen schwer irgendwelche Besonderheiten an den Leuten auszumachen. Vielleicht liegt das auch zum großen Teil an der Sprachbarriere, aber ich habe das Gefühl das sich das Land und die Leute so dermaßen auf den Tourismus und die zahlreichen Besucher, die zum Wandern hier herkommen, eingeschossen haben, dass die Wirtschaft des ganzen Landes davon abhängt. Dementsprechend wurden wir als Besucher auch angesehen: Ich habe mich zu 90% der Zeit wie ein Dollarzeichen auf zwei Beinen gefühlt und das missfiel mir sehr. In Indien war das nicht unbedingt anders, doch da hatte ich das Gefühl, dass die Leute froh waren, dass man sich für ihr Land interessiert und ihnen mein Wohlergehen auch wirklich am Herzen liegt….oder die Inder haben sich einfach nur mehr Mühe gegeben.

Ich dachte Indien hätte mich auf alles vorbereitet was noch kommt, doch ich muss auf jeden Fall noch lernen, mich durch die Plumpheit und Dreistigkeit mit der mir versucht wird mir das Geld aus der Tasche zu ziehen, nicht direkt in meinem Stolz verletzt zu fühlen.

Zurück zu der Analogie: Das Positive an der Geradlinigkeit der Nepalesen ist wahrscheinlich die damit einhergehende Willensstärke. Ein Beispiel dafür waren für mich die Porter im Himalaya, die das Gepäck der Touristen über Kilometer mit ihrem Kopf durch die Berge getragen haben. Für mich gleicht das zwar Sklaverei, aber die Männer (egal in welchem Alter) verziehen keine Miene, wenn sie zwei blonden Püppies mit gemachten Fingernägeln ihre Schminkkoffer hinterhertragen dürfen. Wie anstrengend das in Wahrheit ist könnt ihr ja in unserem Video vom Pool-Hill-Trek sehen.

Ein weiteres gutes Beispiel sind für mich die Gurkha auf die Nepal sehr stolz ist. Die furchtlosen Soldaten, die für ihre Stärke sogar im britischen Militär eingesetzt werden, sind die absoluten Superstars in Nepal. Man sieht ihre Silhouetten auf Bierflaschen, es gibt Trainingszentren, in denen junge Männer allein auf die Aufnahmeprüfung für die Armee vorbereitet werden und es gibt mindestens genauso viele Läden, in denen man die gebogenen Klingen der Gurkha in jeder Größe kaufen kann, wie Souvenirshops.

Um das Gedankenspiel zu Ende zu bringen: Ich finde es bewundernswert, wie die Nepalesen mit den ihnen gegebenen Lebensumständen in teilweise extremer Armut umgehen und trotz den immer wieder scheiternden Bemühungen der verschiedenen Regierungen eine funktionierende Wirtschaft zu gestalten, die sich nicht voll und ganz auf den Tourismus stützt, stur jeden Tag ihr Ding durchziehen.

Ich habe aber ein spirituelles und historisch reiches Land erwartet, in das man als Besucher eintauchen kann.

Gefunden habe ich aber ein Land, das wahrscheinlich ohne die Touristen die die Schönheit des Himalaya bewundern wollen (und nebenbei auch über nichts anderes sprechen; Kontakte in den Hostels gingen nie über das Thema welchen Trek man gemacht hat oder vor hat zu machen hinaus) schon lange so runtergekommen wäre, das Indien oder China einfach nur eine Flagge auf nepalesischen Boden stellen müsste, um es einzunehmen.

Zusammengefasst bin ich persönlich von Nepal enttäuscht (vielleicht hatte ich auch ungerechte Erwartungen und vielleicht war es auch vor dem großen Erdbeben 2015 noch anders)

und ich würde niemandem, der nicht wandern gehen will, empfehlen nach Nepal zu reisen. Zumindestens noch nicht solange die Tempel und Anlagen, die im Erdbeben zerstört wurde noch nicht wieder aufgebaut wurden.


Highlights:

- Trekkingtour im Himalaya

- 5 Tage nichts tun und die Zeit mit Emely genießen in Pokhara


schönster Ort:

Bergdorf vor Tadapani, in dem wir auf dem Trek eine Nacht geschlafen haben


interessantester Ort:

Goldener Tempel in Patan

Antworten (1)

Uwe
Lieber Finn, ehrliche Worte, aber auch das muss man ertragen, wenn man eine Reise unternimmt und nicht weiß was einen erwartet. Mir geht es so mit der Türkei. Zunächst wollte ich es nicht "wahrhaben", aber die zweite Reise brachte die Bestätigung. Mehr Reisen bedarf es nicht.