Veröffentlicht: 03.02.2023
Puerto Madryn (Peninsula Valdes,09.01-15.01)
Nachdem ich mich mehr oder weniger vom Zwangsstopp in Neuquen erholt habe, ging die Reise weiter nach Puerto Madryn (ist glücklicherweise 670 km von N. entfernt und wie der Name vermuten lässt, liegt die Stadt am Meer). Aus mir absolut schleierhaften Gründen, hat man mir davon abgeraten nach Puerto Madryn zu gehen, da die Stadt angeblich hässlich sei und es dort nichts zu tun gäbe. Nichts könnte der Wahrheit ferner sein. Ich war insgesamt eine Woche dort (geplant waren eigentlich lediglich vier Übernachtungen aber aufgrund fehlender Busverbindungen durfte ich wieder einmal kurzfristig meine Reisepläne ändern) und habe mich in keinster Weise gelangweilt. Nun gut, die Stadt selbst würde ich vielleicht nicht gerade als Bijou bezeichnen... Aber das war mir im Grunde genommen ja sowieso egal, ich war hauptsächlich wieder einmal wegen der Tierchen hier :):)!! Je nach Saison kann man Wale (von Juli bis Mitte Dezember, wobei diese teilweise so nahe an die Küste rankommen, dass man sie mit blossen Augen sehen kann !!), Orcas (mit etwas Glück kann man die Tiere dabei beobachten, wie sie an der Küste Robben jagen), Delfine, Seelöwen (mittelgross), Seeelefanten (sehr gross), Magellanpinguine u.v.m. sehen. Mit anderen Worten: ein Eldorado für jeden Natur- und Tierliebhaber (…also mich :)). So liess ich denn auch nicht unnötig viel Zeit verstreichen und habe bereits am ersten Tag eine Tour zur Peninsula Valdes gebucht. Die merkwürdig geformte Halbinsel (sieht irgendwie ein bisschen aus wie einer ihrer Bewohner […vielleicht kommt ihr ja drauf… ;)]) wurde ab 1999 auf die berühmt berüchtigte UNESCO-Weltkulturerbe Liste gesetzt. Das Naturreservat ist Habitat zahlreicher (Meeres-)säugetiere. Nebst obgenannter Tierchen, kann/könnte man hier u.a. auch Gaunacos (Lamaverschnitt, Seltenheitsstufe 1), Maras (quasi eine Mischung aus Capybara und Hase, Seltenheitsstufe 8) und Gürteltiere (Seltenheitsstufe 10) sehen. Da die Wetter- und Strassenverhältnisse (= sturmartige Böen, Regen gepaart mit Schotter-/Sandstrassen) leider nicht allzu prickelnd waren, konnten wir nur einen Teil der Halbinsel besichtigen. Trotzdem hat sich der Ausflug aber allemal gelohnt, denn wir hatten die Gelegenheit eine kleine Magellan-Pinguinkolonie (klassischer „love at first sight“-Moment) und eine Seelöwenkolonie zu besuchen. Zu guter Letzt machten wir dann noch Halt in Punto Piramides (Zwergendorf und einziger Ort auf der Halbinsel, wo nebst Tieren auch ein paar wenige Menschen leben), wo ich eine aufregende Entdeckung machte. Als ich mich dort etwas umsah, stiess ich plötzlich auf eine Art Erdmauern, in denen Unmengen von Muscheln eingelagert waren (siehe unspektakuläres Foto). Wäre ich diesen auf Meeresebene begegnet, hätte ich dem wahrscheinlich keine grössere Aufmerksamkeit geschenkt. Doch das Ganze befand sich ca. 20-30 Meter über dem Meeresspiegel und so tauchte in mir natürlich die Frage auf, wie die Muscheln wohl dorthin gekommen sind. Die Antwort ist so simpel wie faszinierend: es handelte sich dabei um Jahrmillionen alte Fossilien (aber ich werde der Sache noch auf den Grund gehen und habe zur Sicherheit mal zwei Stück mitgenommen, die ich irgendwo in der Schweiz auf ihr Alter schätzen lassen werde #Nerd). Da wir schon bei Jahrmillionen alten Phänomenen sind und ich euch leider keine Walbilder liefern kann (dem aufmerksamen Leser wird vielleicht aufgefallen sein, dass ich die Walsaison leider verpasst habe…), muss ich euch wohl oder übel mit einen faszinierenden Fakt zur Evolutionsgeschichte der Wale abspeisen (wer mich kennt, weiss genau was jetzt kommt…;)). In der Wissenschaft geht man heute davon aus, dass sich moderne Wale vor 30-40 Million Jahre entwickelten und von wolfsähnlichen Huftieren abstammen. Wenn man sich die tonnenschweren Giganten in ihrer heutigen Erscheinungsform vor Augen hält, erscheint es mir nahezu unvorstellbar, dass diese Wesen (bzw. ihre Ururururururgrosseltern) mal auf dem Land gelebt haben sollen (wobei die Nase [Blasloch] auf den Rücken gewandert ist und sich die Finger/Pfoten/Hufe in Flossen verwandelt haben). Mal so viel zum Thema „Kinder entdecken die Welt“…
Weil man von den putzig ungelenken Frackträger einfach nie genug kriegen kann, machte ich am darauffolgenden Tag eine Tour zu der rund 120 km südlich von Puerto Madryn liegenden Punta Tomba. Dort befindet sich die weltweit grösste Magellan-Pinguin Kolonie (rund 400‘000). Obschon Heerscharen von Touristen dorthin strömten, war‘s ein besonderes Erlebnis, sich unter das schrill vor sich her quiekende, knuffig-watschelnde Völkchen zu mischen (Gibt‘s eigentlich Leute, die diese Tiere nicht mögen..?:)). Eigentlich wäre danach ein Besuch einer Seeelefanten-Kolonie angedacht gewesen, aber leider machte uns das Wetter erneut einen Strich durch die Rechnung. Als Ersatzprogramm besuchten wir ein dröges (walisisches) Teehaus in Gaiman, wo uns gefühlt 10 Kilo Torten aufgetischt wurden. Im Weiteren machte ich eine Fahrradtour (zu einer weiteren Seelöwenkolonie), ging wieder mal ins Kino (Fazit: Avatar 2 ist sch…ön gemacht), schnorchelte mit Seelöwen (sehr empfehlenswert, auch wenn die Tiere etwas weniger zutraulich waren, als uns angepriesen wurde) und durfte mich (zum allerersten Mal) am Strand sonnen. Nachdem ich mit meiner bisherigen „Planungsstrategie“ (= viele Ad-Hoc Entscheide und wenig Vorausplanung) stets gute Erfahrungen gemacht habe, war ich nun das erste Mal gezwungen, mich etwas eingehender mit meiner Reiseroute auseinandersetzen. Meine nächsten Reiseziele waren El Chalten, El Calafate und Torres del Paine (Chile), allesamt (leider) äusserst beliebte Destinationen (v.a. jetzt in der Hochsaison) für Trekkingfans aus aller Herren Länder. Eigentlich wollte ich ja an meiner primitiven Reiseroute (von Norden [El Chalten] nach Süden [El Calafate/Torres del Paine]) festhalten. Dies war aber so nicht möglich, weil beispielsweise in El Chalten bereits sämtliche (bezahlbaren) Unterkünfte ausgebucht waren. Nur mal ein kleines Beispiel zu den Auswüchsen des Massentourismus: die günstigste Unterkunft in El Chalten (4 Übernachtungen), in der mir vorschwebenden Zeitperiode, hätte mich läppische 980 Dollar gekostet. Erst nach stundenlanger Recherche (in teils grauenhaft benutzerunfreundlichen Websites) und etlichen (Vor-)Reservierungen (Touren, Busse, Hostels etc.), gelang mir eine halbwegs vernünftige Lösung für die nächsten Wochen zu finden. Lange Rede kurzer Sinn: Urlaub in Patagonien erfordert einiges an Vorausplanung!!
El Calafate (Perito Moreno, 16.01-20.01)
Die Stadt liegt nahe der chilenischen Grenze und ist fast 1500 Kilometer von Puerto Madryn entfernt (= Sitzfleisch-Training für Fortgeschrittene). El Calafate ist supertouristisch, mit all den Bars und Restaurants hat es aber dennoch irgendwie einen gewissen Charme. Im Grunde genommen gibt‘s genau einen einzigen, driftigen Grund nach El Calafate zu gehen: Der Perito-Moreno Gletschber aka „das blaue Wunder von Argentinien“!! Völlig zurecht gehört der Gletscher zu den grössten, meist besuchten und spektakulärsten Touristenattraktionen Argentiniens. Der Gletscher befindet sich im Los Glaciares-Nationalpark und erstreckt sich auf über 250 Quadratkilometer (30 Kilometer lang, 5 Kilometer breit, wobei die aus dem Wasser herausragenden Eisberge an der Gletscherzunge bis zu 75 Meter hoch sind und bis zu 130 Meter unterhalb des Wassers in die Tiefe ragen!!). Der Perito-Moreno Gletscher ist nur einer von 13 Hauptgletscher des rund 350 km langen und 50 km breiten Eisfeldes (um das wahre Ausmass begreifen zu können, muss man Satellitenbilder zur Hand nehmen). Was den Gletscher so besonders macht, ist die Tatsache, dass der Gletscher der globalen Erwärmung zu trotzen scheint und seit Jahrzehnten stabil ist (= nicht schrumpft). Wiki meint, dass dies an der Geometrie des Gletschers liegen könnte, ich habe aber auch schon gelesen, dass Wissenschaftler nach wie vor am rätseln sind, warum dies so ist. Der Gletscher befindet sich in einem stetigen Auf- und Abbauprozess und wächst bis zu 2-3 Meter täglich. Die Eismassen, die man an der Front der Gletscherzunge zu Gesicht bekommt, sind mehrere hundert Jahre alt. Auch die ganze Geräuschkulisse ist äusserst imposant. Es knarzt und knackt und immer wieder mal fallen mehr oder weniger riesige Eisbrocken ins Wasser (die durch die entstehenden Schall-/Druckwellen hervorgerufene Vibrationen, sollen angeblich sogar im Körper wahrgenommen werden können). Das Ganze bezeichnet man übrigens als kalben. Der Perito Moreno ist auch für seine Gletscher-Brücken berühmt. Wenn die gewaltigen Eismassen, sich gegen die Halbinsel drücken und aufstauen, wird der südliche Arm des Sees abgeschnitten. Durch das sich aufstauende Wasser entsteht eine gigantische Eisbrücke von bis zu 24 Meter Höhe, die nach einiger Zeit unter dem Druck des Wassers zusammenbricht. Dieses Spektakel wird als „La Ruptura“ bezeichnet. Die letzte Sprengung der Eisbrücke erfolgt übrigens erst im März 2016. Es gehört also etwas Glück und Zeit dazu, um „La Ruptura“ live zu sehen. Es gibt verschiedenen Aktivitäten rund um den Gletscher. Mit der klassischen Besichtigungstour gelangt man unmittelbar vor den Gletscher und hat dabei die Möglichkeit den Gletscher aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Weiterhin gibt‘s aber auch die Möglichkeit mittels eines „Mini-Trekking“ (= ca. 1.5 h auf dem Gletscher), der „Big Ice“-Tour (= ca. 4 h auf dem Eis) oder eines Kajakausflugs den Gletscher zu erfahren. Auch wenn’s patagonientypisch wieder mal sauteuer war, habe ich mich für die „Big-Ice“-Tour entschieden und habe es in keinster Weise bereut. Was ich dort zu Gesicht bekam, war wirklich etwas vom beeindruckendsten, was ich jemals gesehen habe und eines der absoluten Highlights meiner bisherigen Reise !!! Angesichts dieses Erlebnisses könnte ich das Kapitel El Calafate eigentlich hier schliessen, aber wir wollen jetzt mal nicht so sein, gell :)…Bevor ich mich aufs Eis begab, habe ich nämlich noch eine kleine nette Wanderung auf den Cerro Calafate (da sich der Wanderweg aus unerfindlichen Gründen plötzlich in Luft aufgelöst hat, war ich gezwungen den Gipfel ohne Weg zu erklimmen) gemacht. Dabei ergab sich mir die einmalige Gelegenheit einen Andenkondor aus nächster Nähe abzulichten (die Dinger sind wirklich riesig und irgendwie auch ein bisschen furchteinflössend). Im Weiteren bin während der Wanderung immer wieder auf Kuhskelette bzw. Kadaver gestossen. Später wurde mir erzählt, das Kühe ausgewildert wurden, nachdem gewisse Regionen zu National Park Gebiete umfunktioniert wurden.
Parque Nacional Torres del Paine (Türme des blauen Himmels, in Chile) (20.01-26.01)
Wenn man „Torres del Paine“ googelt, stösst man schnell man auf die Begriffe O-Circuit und W-Trek. Damit gemeint sind die wohl bekanntesten Trekkings in Südamerika. Beim O-Circuit (Rundweg, darum das „O“) handelt es sich um eine mehr als 120 Km lange Wanderroute (7-8 Tage) im Nacional Park Torres del Paine (siehe Fotos). Der W-Trek (die Wanderroute bildet ein „W“ ) ist gewissermassen der kleine Bruder vom O-Circuit (75 Km, 4-5 Tage). Warum sich gerade diese beiden Routen so etabliert haben, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel, schliesslich gäbe es hier zahlreiche alternative (und mit Sicherheit weit weniger touristisch überlaufene) Wanderrouten. Nun gut, ich bin ja selbst ein Touri und Massentourismus begegnet man mittlerweile wohl überall auf der Welt…Ich habe mich für den 5-tägigen W-Trek (= 4 Tage wandern, am ersten Tag gelangt man lediglich zum ersten Campsite) entschieden, was mich ein kleines Vermögen gekostet hat. Kleines Beispiel gefällig für die dort vorherrschende, absurde Preispolitik ? Für ein Snickers blättert man lächerliche 4000 chilenische Peso (= 4.68 CHF) hin. Eigentlich wollte ich den längeren O-Circuit machen, musste diesen Plan aber schnell wieder begraben, weil sämtliche Starttermine seit Monaten ausgebucht waren. Da ich weder ein Zelt noch ein Schlafsack dabei hatte, entschied ich mich für ein Rundum-Wohlfühlpaket (Übernachtung im Zelt an den verschiedenen Campingplätzen, sowie sämtliche Mahlzeiten + Lunchbox für die Wanderungen). Obschon die Wanderungen an sich natürlich wieder einmal episch/magisch waren (im Gegensatz zu den unvorhersehbaren Wetterverhältnissen [= ein stetiges Wechselspiel starker Winde, Regen, Schnee, Sonne….wer schon einmal in Island war, weiss wovon ich spreche…), war ich vom Massenandrang eher weniger angetan. Ich weiss ja nicht, wie‘s euch so geht, aber fändet ihr es toll, wenn ihr während der Wanderung mehrfach anhalten müsstet, weil sich Staus vor engeren Wegpassagen bilden (….von den ganzen lächerlichen Insta-Fame, Selfie-Schnappschussjägern will ich jetzt gar nicht mal sprechen….)? Mit Sicherheit könnte man dem Ganzen etwas entgegenwirken, wenn man Patagonien in der Nebensaison bereisen würde und/oder ausgefallenere Wanderrouten wählen würde (erfordert aber je nachdem auch entsprechendes Equipment und ist sicherlich auch nicht gerade für jeden geeignet…).
El Chaltén (rauchender Berg, 26.01-31.01)
Das kleine Tourististendörfchen (90% der Haupteinnahmequelle entstammt dem Tourismus!!) am nördlichen Rand des National Park Los Glaciares ist Ausgangspunkt für zahlreiche (Tages-)Wanderungen rund um die Bergmassive Cerro Torre und Fitz Roy. Letzterer zählt (nebst dem Perito Moreno Gletscher und den Iguazuwasserfällen) wahrscheinlich zu einem der meist besuchten (bzw. fotografierten) Outdoor-Attraktionen Argentiniens. Auch wenn mir der W-Trek ganz schön zugesetzt hat, habe ich natürlich auch in El Chaltén ein paar Hikes gemacht. Zu den beiden Klassikern gehören die über 20 km langen Tageswanderungen zu der Laguna des los Tres (Gletschersee am Fuss des unglaublich imposanten Cerro Fitz Roy) und zur Laguna Torre (mit Eisbrocken versehener Gletschersee am Cerro Torre). Zusätzlich war ich noch auf dem Loma (=Hügel) del Pliegue Tumbado (war ziemlich anstrengend, v.a. wegen den krassen Winden aber wunderschön:)) und habe ein paar Miradors (Aussichtspunkte) besucht. Mir persönlich haben die Tageswanderungen in El Chaltén besser gefallen, als der W-Trek in Torres del Paine. Obschon natürlich wieder zahlreiche Touris unterwegs waren, wirkte El Chaltén einfach irgendwie etwas entspannter auf mich.
Ushuaia (31.01-09.02.)
Mittlerweile bin im am Ende der Welt (Ushuaia ist die südlichste Stadt der Welt) angelangt. Ushuaia liegt am National Park Tierre del Fuego (Feuerland). Die an einem steilen Berghang gebaute, windgepeitschte Stadt liegt zwischen dem Gebirgszug der Montes Martial und dem Beagle-Kanal. Sie bildet den Ausgangspunkt für Antarktis-Kreuzfahrten und Ausflüge zur nahe gelegenen Isla Yécapasela, die wegen ihrer Pinguinkolonien auch als "Pinguininsel" bezeichnet wird (Danke Wiki :)). Da ich irgendwo eine fiese Erkältung aufgelesen habe, war ich die letzten Tage etwas antriebsvermindert und bin daher leider noch nicht dazu gekommen gross die Region zu erkunden. Ich hoffe, dass ich dies in den nächsten Tagen nachholen kann, damit ich euch noch ein paar Eindrücke von Ushuaia liefern kann. Es werden übrigens meine letzten Tage in Argentinien sein…:(:(. Danach geht die Reise weiter nach Chile :):)
Stay tuned…