ernstasi
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Medellín

Veröffentlicht: 09.02.2020

Medellín het durch die bluetig Vergangeheit mit ziitäwiis dä höchschte Mordrate vo dä Wält truurigi Bekanntheit erlangt. Obwohl oder ebe grad will d’Gschicht hässlich isch, sich die Stadt aber au wahnsinnig schnell entwicklet het idä letschte Jahr, isch sie scho lang ganz obe uf eusere To-visit-Liste gstande und dementsprechend excited simmer usem Flugi gstiege. Als allererschte Schock blast eus da de Iswind entgege - und mir in Shorts, Tanktop und Flippis sind irgendwie unpassend kleidet. Mir hend eus gar keis anders Klima als s’Karibische meh chöne vorstelle. Die mehrmals empfohleni Unterkunft Rango im Backpacker-Viertel El Poblado isch denn zum Glück es Highlight und dank eusne Connections beziehnd mir d’Suite mit Jacuzzi (Danke Chris). Glücklicherwiis isch s'Wetter am nöchschte Tag guet und mir chönd wieder id Shorts und Tanktop schlüpfe und münd jewils nur am Abig chli frührä.

Mit de Daniela, ufgwachsä idä Communa 13, bsueched mir ihres Viertel, vor nöd allzulanger Ziit s'gfährlichschte Viertel vo Medellín. Mit vill Emotione verzellt sie eus, wie de Bürgerkrieg in Kolumbie zwüsched Sicherheitschräft, de Paramilitärs und de FARC-Guerillas und d’Drogeherrschaft vom Pablo Escobar d‘Communa 13 bsunders härt troffe het. Durch d‘Lag ganz im Weschtä vode Stadt am Berg und somit Zuegang zu de Route zu dä Häfe ade Pazifikküste isch alles, was gschmugglet worde isch, det dure gange. Lang isch Communa 13 Chriegsgebiet gsi, wo sich verschiedeni Mächt um d'Oberhand gstritte hend und bis 2002 isch sie - als längschts Viertel in Medellín - no vode FARC bsetzt worde. Durch d’Opération Orión het de Staat denn 2002 s'Gebiet vo de Guerilla „süübere“ lah und mit Soldate eifach alles plattgmacht, wo sich bewegt hed. Dä Militärisatz het Duzendi vo Unschuldige tötet und Hunderti sind bis hüt verschwunde und werded uf dä Müllhalde "La Escombrera" vermuetet. Kürzlich het mer det wieder es Massegrab entdeckt, wo mer nur wenigi Mensche het chöne identifiziere, 10'000 blibed unidentifiziert. All das hend d‘Bewohner i Graffitis feschtghalte. Vieli anderi für eus schwer nahvollziehbari Fakte het Daniela über s‘Viertel, Medellín und Kolumbie verzelllt und eus en Iblick verschafft ih die immer no sehr verzwickti Situation. Trotzdem het sich vieles veränderet. 2013 isch Medellín sogar zu de innovativste Stadt vode Welt kürt worde. Idä letschte Jahr sind Pärk und Schuele idä Randgebiet baut worde, mer het durch Gondlä und dä Rollträppä ide Communa 13 au abglägeni Gebiet erschlosse und versuecht eso, die Ärmste id Gsellschaft z‘integriere. Viel Wandel het stattgfunde. Trotzdem werded grossi Teil vo de Communa 13 wiiterhin vo chlinere Bande kontrolliert. Sie hend zwar nöd die glich Schlagkraft wie damals s'Medellín-Kartell, trotzdem handlet sie wiiterhin mit Droge und erpressed jeglichi Gwerb für Schutzgelder. Glaceverkäufer, Taxifahrer und au eusi Tour-Abüüter zahled für de Friede als Gägäleistig. Wer nöd zahlt, wird us em Viertel vertriebe, suscht wird er umbracht. D'Bande mordet nüme offesichtlich, sie lönd hüt d'Mensche eifach verschwinde, was de Rückgang i de Mordstatistik wiederum relativiert. D'Gangs handlet hüt diskreter, aber Kokain git's immer no massehaft in Kolumbie. Mir chönted no vill wahnsinnigi Gschichte verzelle, uf jede Fall isch die Tour eini vode Beschte gsi, wo mer je gmacht hend und het no sehr lang nahgwürkt.

Wo mer s‘ Erlebte echli sacke lah hend bimä Schlummi vorem Hostel, isch eus de Treavor us Kentucky begägnet. Es het denn nöd de letschti Drink sölle bliibe, defür ei Begegnig meh, wo mer nöd wänd missä. Mit ihm und anderne Gäst hemmer ä langi Nacht verbracht und s'Hostel-Läbä wieder mal chli chöne gnüsse. Will Medellín so vill z‘büüte het, hemmer no zwei Nächt verlängeret und sind is Laureles Viertel zoge. Das Viertel isch authentischer wie El Poblado. Laureles erinneret irgendwie echli an Kiez, zumindest am Samschtig-Abig a de Hauptstrass. Links und rechts vo de Carrera 70 reihed sich Clubs und Bars anenand, überbüütet sich gegesiitig mit de Musigluutstärki und es isch Happy-hour rund um d‘Uhr. En ruhige Tag versprächemer eus denn bim Abhake vom reschtliche Pflichtprogramm ah Sehenswürdigkeite. Chli durch Pärk schlendere.... da und det es Früchtli esse... NICHT in Medellín. Ufem weg vom Markt zum Plaza de Botero - nur 3 Quärstrasse - findemer eus plötzlich inere Strass wieder, wo Anarchie z’herrsche schiint. Öpis Verglichbars hemmer nie gseh. Hunderti vo Lüüt so halb bekleidet am Crack rauche und suschtigi Droge konsumiere. D‘Lüüt sind umeglägä wie toti Flüüge uf ihrne Trips, Abfall überall und idä Strasse stinkts wie d’Chinawiese nach em Zürifäscht. Mer weiss ja, dass mer nöd sött durch abglägeni Strasse strielä, aber das isch quasi um dä Egge vom place to be gsi. So schnell wie mer inegrate sind, simmer au wieder dussä gsi, hend d’Kunstwärk vom Botero bewunderet und eus gfröged, ob das ez grad würkli passiert isch. Irgendwie sureal die Gägäsätz. Hei nähmed mer lieber s‘Taxi - mer lernt ja dezue. Es stellt sich aber use, dass das au nöd vill sicherer isch. Wo mer eus no so über de Fahrstil vo dene Kolumbianer wunderet, simmer däm vorne dra bereits hine inä gfahre und drucked eus d‘Nase am Vordersitz ih. Mir sind mit em Schrecke devo cho. De Fahrer het eus denn miteme chüehlä „das macht 8‘000 Pesos“ zmitzt uf de Autostrass entlah.

Natürlich hemmer au no chli Party gmacht. Aber das tritt näbscht all däm andere Erlebte total in Hintergrund. Mir händ‘s ä wahnsinnig interessanti Stadt gfunde mit bewundernswerte Mensche, wo bestrebt sind, ihri Erkenntnis usere schlimme Vergangeheit für ä besseri Zuekunft z‘nutzä.

Antworten (1)

Fredy
Wild!! GUK und witerhin viil tolli Erläbnis.

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