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17. Etappe Teil 2 nach Portomarín

Veröffentlicht: 17.11.2023

Nach Sarria ging es wieder raus ins Grüne und das mit vielen anderen Pilgern. Es waren auch ein paar größere Gruppen dabei. Hin und da haben ich mit einigen etwas geplaudert, aber bin meistens dann nach einiger Zeit weiter schneller. Ich finde, das Lauftempo spielt eine wichtige Rolle. Das ist mit ein Grund, warum ich die Jakobswege alleine machen wollte. Ich finde es anstrengend, sich anderen anzupassen, sei es zu schnell oder zu langsam. Witzerweise habe ich dazu ein Erlebnis, was passiert ist. Normalerweise überhole ich ja die Leute, aber plötzlich haben mich 2,3 Leute überholt und ich fragte mich, ob meine Kräfte schwinden. Dann habe kam ein Mädel vorbeigerast. Und das mit wortwörtlichen Sinne. Sie sagte auch nichts und wirkte etwas abgefuckt. Aber da packte mich der Ehrgeiz und ich bin hinter ihr her, also habe meine Lauftempo leicht erhöht. Zudem spielte mir in die Karten, dass sie bergab langsamer war als ich. So gingen wir bestimmt eine Stunde immer so 5-15 Meter entfernt und überholten viele Pilger. Aber während die Leute freundlich grüßte, ist sie meistens einfach vorbei und das teilweise an Stellen, die sehr eng waren. Und da habe ich drüber nachgedacht, wie man selbst auf andere wirkt. Andere können mich genauso sehen wie sie. Als sie an einem vorbei ist, sagte er was auf Deutsch. Als ich dann vorbei bin, habe ich kurz mit ihm geredet und er meinte, dass man den Weg auch langsam gehen kann. Auch machte sie keine Fotos und trank beim Gehen. Sie hat dann nach einer Bar geschaut und dann hatte ich sie überholt. Und sofort bin ich wieder einen Ticken langsamer gelaufen. Ich muss schon sagen, davor das Tempo war mir eindeutig zu schnell, sodass man die Natur nicht richtig genießen konnte, aber es hatte mich angespornt und irgendwie versuche ich instinktiv immer Leute zu überholen. Ist wohl ne Macke von mir. Jedenfalls habe ich kurze Zeit später eine Rast in der Sonne gemacht, um meine Jacke auszuziehen und mich zu entspannen. Fünf Minuten später kam sie vorbeigerauscht. Das Erlebnis hat mir gezeigt, dass ich den Weg noch mehr genießen und auskosten muss, erst recht, wenn man bekommt, dass ich nur noch 95 Kilometer vor mich habe. Das Leben ist kein Wettlauf. Wie heißt der Spruch " Der Weg ist das Ziel". So bin ich danach entspannt weitergelaufen und mit ein paar Leuten gequatscht. Habe ein Pärchen aus Amerika getroffen, die zum zweiten Mal einen Jakobsweg machen. Schon faszinierend, dass Leute eine so lange Anreise in Kauf nehmen, um zu gehen. Es ging immer wieder über kleinere Orte und dann ging es noch ein letztes Stück runter zur Straße. Das Stück ging steil bergab und war natürlich auch wieder matschig und feucht. Aber behutsamen Schrittes meisterte ich den Weg und kam unten auf die Straße, wo man schon Portomarín erblicken konnte. Über die Brücke ging es dann in das Städtchen. Obwohl es im Buch als sehr lebhaft beschrieben wurde, kam es mir so vor, als wäre die Stadt ausgestorben, denn ich habe hier und da ein paar Leute erblickt. Aber es ist natürlich wieder Siesta-Zeit, was man berücksichtigen muss. So bin ich zu meiner Unterkunft PortoSantiago und ich muss sagen, für 15€ hat das wirklich Hotel-Charakter. Ich bin in einem 4-Bett Zimmer und habe ein Einzelbett. Auf dem Bett ist unten diese längliche Decke, wozu ich mich immer frage, was die soll außer schön auszusehen, was es in meinen Augen nicht tut. Alles tip-top sauber. Handtuch, Seife und Decken. Es gibt ein Innenhof zum Sonnen und eine Küche. Was möchte man mehr. Nach der Dusche habe ich kurz entspannt und dann wird noch eingekauft und die nächste Etappe geplant. Zum Glück war der Supermarkt keine 100 Meter entfernt. Ich holte schon mittlerweile für mich Standard Baguette und Käse. Für mich das einfachste Essen auf dem Camino. Also Baguette aufschneiden, Tomatensauce drauf und dann Käse und dann kurz in die Mikrowelle. Schnell gemacht und immer lecker. Ich habe mein Essen zubereitet und danach verputzt. Dann kam noch Beth, meine Bettnachbarin, in die Küche und wir haben eine Stunde gequatscht. Sie geht auch den Camino francés, aber ist seit Mitte Oktober unterwegs. Sie kommt aus Amerika und besucht im Anschluss noch Verwandtschaft in Hamburg. War echt ein anregendes Gespräch und wieder ein Möglichkeit, mein Englisch zu üben. Sie sagte mir zwar, dass mein Englisch sehr gut ist, aber ich fühl mich sehr unsicher. Aber da hilft ja nur Praxis. Danach habe ich noch die Unterkunft für morgen in Melide gebucht und mich im Bett entspannt. Richtig bequem mit richtiger Bettdecke und schön warm. So werde ich gleich auch schon ins Bett gehen, da morgen wieder eine lange Etappe ansteht.

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