Veröffentlicht: 13.11.2023
30.10.2023 - 13.11.2023
Im wohl kleinsten Billigflieger (Ryanair kann einpacken) flogen wir weiter nach Vietnam. Nun haben wir drei Monate Zeit, bis uns das nächste gebuchte Flugzeug nach Tasmanien bringt. Drei Monate Südostasien. Drei Monate Vietnam, Kambodscha, Thailand, oder vielleicht doch Laos oder doch lieber Malaysia. Wir wissen es einfach noch nicht wohin uns das Leben treiben wird.
Wir haben spürbar ein paar Gänge zurück geschraubt und leben tatsächlich einfach in den Tag hinein. Entscheiden morgens, je nach Wetter- und oder vor allem Gemütslage, worauf wir Lust haben.
In Hanoi angekommen besuchten wir das von Soldaten bewachte Grab vom hoch verehrten Parteiführer Ho Chi Minh. Ja, es war sehr heiß an diesem Tag, so wie wir es von Japan nicht gewohnt waren und Tine hatte ein Trägertop und eine kurze Hose an. So dort angekommen wurde uns vom Wachtmeister verständlich gemacht, dass das keine angemessene Kleidung sei. Hätten wir auch vorher drauf kommen können, war ja nicht Tines erster Urlaub in Südostasien- wir schieben es einfach auf den unangenehmen Flug und die hibbelige Vorfreude auf diese drei kommenden Monate. Ein älterer Herr wartete vor dem Haupteingang ums Eck auf sein Tagesgeschäft: Touristen wie Tine Hose und Schals verkaufen zu können. Na dann gleich mal Lehrgeld bezahlt und wir konnten doch noch das Mausoleum besuchen. Es war vor allem für Flo ein komplett ungewohntes Klima, verdammt heiß und dann noch diese hohe Luftfeuchtigkeit, wir klebten einfach vom Verlassen des Hotels bis zur abendlichen Dusche nur einmal und das die kompletten 10 Stunden.
Die kommenden zwei Tage haben wir unter anderen auch das berühmte Wasserpuppentheater in Hanoi besucht. Typische vietnamesische Lebensszenen, die mit an langen Stäben befestigten Holzpuppen auf einer Bühne im Wasser vorgeführt werden. Das ganze natürlich mit traditioneller Livemusik auf traditionellen Instrumenten, begleitet von Sängerinnen. Es war ein tolles kurzweiliges Event, welches uns beiden gefallen hat. Ein weiteres Highlight ist einfach abends, wenn überall die Lichterketten angehen, durch die vollen Straßen zu schlendern. Überall sitzen Menschen, vor allem Einheimische, auf kleinen Plastikstühlchen zusammen, essen frisch zubereitete Speisen von den Straßenküchen und genießen das Leben. Ein einmaliges Flair.
Von Hanoi aus gings weiter mit einer sechsstündigen Busfahrt in den Norden Richtung chinesische Grenze nach Sa Pa. Dieses Städtchen ist bekannt für den höchsten Berg Indochinas, den Fransipan mit 3143m, den wir jeden Morgen von unserem Hotelbett begrüßen konnten und seine unendlich langen Reisfelder durch die man, wenn man Vietnam besucht, eine Trekkingtour machen sollte.
Also Wanderschuhe an und los. Wir hatten, ganz klar, die harte Tour gebucht... anfänglich ging es erstmal 500 Höhenmeter strikt nach oben, kein Roller schafft diese Steigung, alles was die Menschen dort oben in den Bergdörfern benötigen, tragen sie in riesigen Rucksackkörben zu Fuß hinauf. Auf dem Berg angekommen, hatten wir für kurze Zeit eine nebelige Aussicht auf das langgestreckte Sa Pa, fünf Minuten später auf der Bergspitze waren wir schon von Wolken umringt und sahen gar nichts mehr, außer Nebelsuppe. Er ging durch Wiesen und Felder, trockene, aber auch matschige Bachläufe entlang, wir kletterten über Weidezäune, machten Bekanntschaft mit weidenden Pferden, Wasserbüffeln, trafen Hausschweine, unzählige Hühner mit ihren Kükenscharen und natürlich versuchten wir immer wieder Riesenspinnen auszuweichen. Wir sahen unbeschreiblich schöne Natur, noch nie zuvor gesehene Happyflower- Plantagen und endlos scheinende Reisfeldterrassen. Unsere Guide ist eine Hmong, eine Frau der dort stämmigen Bergdörfer. Im Kindesalter hat sie Mitbringsel an die Touristen verkauft und somit englisch sprechen gelernt hat. Mit Trekkingtouren verdient die aktuell 35 Jährige heutzutage ihr Geld, was sie hauptsächlich für die Schulbildung ihrer teils schon Teenie- Kinder benötigt. Hat Hühner zu versorgen und einige Felder für den Eigenbedarf zu bewirtschaften. Für Hmongfrauen ist es für unsere Verhältnisse sehr früh, jung zu heiraten oder verheiratet zu werden, um dann zügig Kinder zu bekommen (offiziell kann man mit 18 Jahren amtlich heiraten, was aber wohl oft schon in jüngeren Jahren passiert). Viele junge Frauen, fast noch Kinder, tragen ihre Babys auf den Rückentaschen mit sich umher, während sie auf den Straßen Sa pas versuchen, Mitbringsel an Touristen zu verkaufen. Unsere Guide war sehr aufgeschlossen, hat sehr viel Privates erzählt und war auch sehr an unserem Lebensstil interessiert, ob wir schon Kinder hätten, „Ja, das verstehe sie, mit Kindern ist alles umständlicher, da lebt man hauptsächlich für die Kinder, da hat man kein Geld mehr zum Reisen…“ Sie selbst hat es leider nie weiter als Ha Long geschafft (450km).
Die Tage danach waren wir faul, auch weil das Wetter komplett umschlug, was es eh schon alle 10 Minuten tat, aber nun hat es einfach nur noch aus Eimern geschüttet. Also Zeit für sich nehmen, Tine hat sich eine Massage gegönnt und Flo war happy auch mal einen Tag am Laptop zu zocken.
Noch im Regen versunken, verließen wir Sa Pa mit einem „Schlafbus“. Diesmal um Welten bessere Liegen oder vielleicht wussten wir einfach schon, was auf uns zukommen wird und waren deshalb so entspannt und fanden die 9 stündige Fahrt gar nicht mal so anstrengend.
Auf der to-do-Liste eines jeden Vietnamreisenden steht der Besuch der Ha Longbucht. Dort ragen fast 2000 Kalksteinfelsen aus türkisblauem Wasser hoch hinauf. Sie sind mit Regenwald bedeckt und somit Heimat für Affen, Ziegen und viele Vögel (auch unsere Familienmitglieder :-) ) und seit 1994 Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Auch wir wollten zwei Tage durch die Ha Long Bucht schippern. Sind nun aber überglücklich, den Rat unseres Hostels befolgt und die dreitägige Tour gebucht zu haben, da wir somit die Möglichkeit hatten, abseits der Touristenströme mit wenigen dreitägig Reisenden weiter in die entlegeneren Abschnitte der Lan Ha Bay zu fahren. Dort sind wir mit dem Kajak durch große Höhlen in Buchten gepaddelt, am winzigen Sandstrand geankert, um vom Schiff ins Meer zu springen. Irgendwie muss man sich ja abkühlen bei diesen Temperaturen. Wir hatten eine Menge Spaß an diesen Tagen, natürlich auch durch viele tolle Begegnungen mit anderen Reisenden, mit denen man abends noch bei leckeren Cocktails Karaoke zum besten gab.