52 weeks
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Auf dem Festland

Veröffentlicht: 25.07.2021

20.7. Dienstag

Wir frühstücken ein letztes Mal am Strand. Dabei erfahren wir, das die vermeintlich hochschwangere Hotelkatze „nur“ sehr übergewichtig ist, chchch… Gemütlich und sorgfältig packe ich meinen Tramper – es geht nichts über Ordnung im Rucksack, hehe. A propos Gepäck: wir sind mit fast 60 kg angereist. Davon liegt der grösste Teil in unserem Mietauto und brütet vor sich hin. Manch eine*r mag sich fragen, wie wir es auf so viel Kilos geschafft haben. Einfach: viel Outdoor Gear, Wanderschuhe, etc. für die nächste Reisephase in den Staaten. Hier in der Hitze Mexicos brauchen wir nur einen Bruchteil unseres Materials.

Zurück auf dem Festland ist es an mir Auto zu fahren. Wir entdecken im ersten Abschnitt einige Tarantulas die gemütlich über die Strassen krabbeln. Hoffe, diese Tiere dann mal in Ruhe noch betrachten zu können. An Anhalten war nicht zu denken. :)

Die Fahrt geht über eine Autobahn, die sind in der Regel gebührenpflichtig. Tatsächlich wurde aber genau dieser Abschnitt repariert, wir konnten also mehrheitlich nur gemütlich tuckern. Unser nächster Halt ist in Ek Balam, die ersten Maya Tempelruinen die wir besuchen. Kaum ausgestiegen, läuft uns der Schweiss in Bächen runter. Hier schwitzt es sich immer, es ist eine feuchte Hitze, du musst überhaupt nichts tun dafür, dass dir der Schweiss runterläuft (bin mittlerweile schon grosser Fan von Deckenventilatoren und AC`s…) Trotz der Ofenhitze besteigen wir die Hauptpyramide. Manch ein Tourist hat Mühe mit den steilen Stufen. Erklimmt man das Monument im alpinen Zigg-Zagg-Stil, geht es locker in die Höhe und auch wieder runter. Unser Wandersystem wird von ein paar Amis kopiert und für gut befunden. („wär hets erfunde? Riiiicooooolaaaa“)

Danach beziehen wir unsere Hütte in der Maya Kooperative Unajil Ek Balam. Das bedeutet hier arbeiten verschiedene Maya Familien zusammen und führen das Hotel. Uns ist es sehr wohl in unserer Holzhütte, wir lesen viel und nehmen es gemütlich. Später streunen wir durchs Dorf. Es hat wild herumstolzierende Truthähne, vor denen habe ich Respekt! Auch Schafe, Söili und jede Menge Hunde hat’s. Wir sehen Mayas beim Hängematte häkeln. Gegessen wird im Ess-Saal der Kooperative.

Die Nacht ist lang und urig schön mit den vielen Stimmen des Waldes.

21.7. Mittwoch

Wir verpennen, es klopft, die Küche möchte schliessen, also hoch und auf! Im Rührei hat es Chaya, so etwas wie Blätter vom Spinatbaum. Gekocht gschmackig, roh giftig. Danach fahren wir zur Cenote Hubiku. Wir erreichen diese Schönheit um 10:00 Uhr – es hat noch keine anderen Touristen als uns! Yeah, so schön. Und das Süsswasser ist angenehm kühl. Das erste Mal seit unserer Ankunft in México fühlen wir uns beide bis ins Innerste erfrischt. Erfrischend amüsant ist es dann auch als die Insta-Touris kommen: Da kommt das eigens fürs Foto mitgebrachte Bademäntelchen zum Einsatz: Pose 1 – 5 durchrattern und dann ein zaghafter scheuer Zeh ins Nass getunkt… ;)

Nach dem Bad fahren wir zu unserem nächsten Hotel nahe Chichen Itza. Wir baden, lesen und abends fahren wir ins nahegelegenen Dorf Pisté fürs Znacht. Es hat viele bettelnde Kinder, die sehr hartnäckig versuchen dir Figurinen von Tempeln zu verkaufen. Covid hat die indigene und/oder Landbevölkerung hart getroffen: México hat seit langem nur noch online Unterricht. Es fehlt an allem: Hardware wie auch schlicht und einfach gutes Internet…. Ergo gehen diese Kinder zum Teil nicht mehr zur Schule und versuchen ihre Eltern so zu unterstützen.

22.7. Donnerstag.

Chichen Itza ist eine der berühmtesten und eindrücklichsten Tempelanlagen Yucatans. Gleichzeitig liegt sie perfekt für Tagestouristen aus Cancun oder Mérida. Schon um 8:00 Uhr hat’s doch recht viele Besucher. (Auch wieder viele Instagrämmler…ach, es ist so schräg zum Zuschauen: es geht weder um den Ort noch das Erlebnis, sondern nur ums Abbild, eine Darstellung von sich selbst. Eine Kunstform? Hmm… für mich wird es irrsinnig, wenn die Leute von Pyramide zu Monument rennen und sich gegenseitig instruieren wie sie nun sitzen oder stehen sollen oder Achtung, die Kleidung wechseln fürs Foto…. I don’t know. Aber wen’s glücklich macht?) Was wir über die Kultur der Mayas erfahren ist eindrücklich und spannend und faszinierend. 

Danach geht es weiter nach Mérida. Sogar in grösseren mexikanischen Städten ist’s angenehm Auto zu fahren. 

Wir haben unser Zimmer ziemlich direkt im Zentrum. Unser Essrhythmus ist völlig im Eimer bzw. nicht existent, und so gehen wir um 16 Uhr Mittagessen. Der Kellner mustert mich skeptisch als ich mein Pollo ticuleño bestelle. Gebe zu, das macht mich nervös, denn Römu und ich bestellen oft ins Blaue raus Gerichte die wir nicht kennen. So ist mein Hühnchen dann auch eine spezielle Mischung: Auf Bohnenmus, mit frittierten Kochbananen, Käse, Schinken und Erbsen aus der Dose. Aber es schmeckt erstaunlich lecker. Ein paar Tische weiter vorne sitzen zwei ältere Damen. Ein Guitarrero im Rollstuhl gesellt sich zu ihnen und will einen Obolus für ein Lied. Die Dame möchte ihm einfach nur etwas Geld geben, aber das passt ihm überhaupt nicht. So sagt sie einem Lied zu. Und wie der Herr singt! Und noch besser: die Dame stimmt mit ein und singt die 2. Stimme. Es ist sehr berührend. Nach etwa 4 Liedern rollt er dann davon… Später im Park treffen wir auf einen sehr redseligen Pensionär, der uns viel Interessantes über die Gegend zu erzählen weiss. So zum Beispiel, das die Faser Sisal ihren Namen vom Hafen hat, wovon aus sie México verliess. In Europa fragten die Leute „woher ist das?“ Und man sagte „aus Sisal.“ Eigentlich heisst das weisse Gold Henequen.

Danach kriegt Roman ein Makeover ;) und bringt die Wäsche zur Lavanderia – 3 Franken für 2 Kg.

Abends begiessen wir den erfolgreichen Tag mit einem 9 dl Humpen Daiquiri. Prost! 

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