Wolfgang Zander
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NORWEGEN 2019 - Teil 6: Über Tromsö hinauf zur Mitternachtssonne

Veröffentlicht: 04.11.2020

Unmittelbar nach dem Aufstehen begebe ich mich an Deck und entdecke etwas auf dieser Reise bislang nicht Dagewesenes, völlig Neues: Die Sonne! Strahlend blauen Himmel und Sonnenschein finde ich am zehnten Tag meiner Reise vor, während mein Schiff, die Nordnorge, an nicht mehr ganz so scharfkantig und schroff wirkenden Berggipfel vorbei sehr gemächlich durch ruhige Gewässer Richtung Finnsnes tuckert. Der 1003 Meter hohe Kistefjellet mit seinem Funkturm gibt dabei einen markanten Orientierungspunkt ab. Interessant ist es auch, den Gezeitenstrom während der Fahrt durch den Rystraumen zu beobachten. Einmal heißt es dann inmitten dieses Fjordlabyrinths noch nach links abbiegen und schon haben wir die Stadt Tromsö vor uns.

Vier Stunden Aufenthalt in Tromsö genügen, um einen kleinen Ausflug auf den Hausberg dieser Stadt, den Storsteinen, in Angriff zu nehmen. Sehr schnell habe ich nach dem Anlegen des Schiffes herausgefunden, dass die Stadtbuslinie 26 auf die andere Seite zur Seilbahnstation hinüberfährt. Ein rund dreiviertelstündiger Fußmarsch über die markante Brücke wäre die Alternative gewesen. Der Ausblick vom Storsteinen ist dann überwältigend.

Zurück, beschließe ich, möchte ich dann aber doch über die Brücke spazieren. An der wirklich herausragenden Eismeerkathedrale vorbei. Vorbei und zurück zum Stadtkern, wo ich erstens einen guten Espresso trinke und mich anschließend zur nördlichsten Domkirche der Welt begebe. Ein schlichtes Bauwerk aus Holz zwar nur, aber immerhin . . . - die nördlichste Domkirche der Welt!

22:00 Uhr ist es nun und immer noch kräftig bestrahlt die Sonne die Berge, während ich von Deck der Nordnorge ein Schiffsüberholmanöver im Schneckentempo beobachte. Den Höhepunkt des Tages aber habe ich heute noch vor mir, und so warte ich sehnsüchtig, dem Ereignis fast ein wenig ungeduldig entgegenfiebernd. Schaue nach 23:00 Uhr sehr lange noch am Heck des Schiffes dem Kielwasser zu, während es nach diesem mit 17 Grad für nördliche Verhältnisse heute hochsommerlichen Tag jetzt merklich kühler wird. Minute um Minute vergeht und kaum irgendwelche Leute befinden sich noch an Deck. Um Mitternacht aber erfüllt sich endlich ein lang gehegter Lebenstraum: Einmal im Leben die Mitternachtssonne gesehen zu haben. Das wunderbare Schauspiel einer untergehenden Sonne zu beobachten, die, an ihrem tiefsten Punkt angelangt, gar nicht unter, sondern gleich wieder aufgeht . . .

Erfüllt und zufrieden könnte ich mich nun schlafen legen, doch plötzlich kommt es mir in den Sinn, dass die Uhr durch die Sommerzeit bedingt ja eine Stunde noch vorn gestellt ist. - Was theoretisch hieße, dass die Sonne ihren tiefsten Punkt um ein Uhr früh erst erreicht hätte und praktisch nun bedeutet, dass ich mutterseelenalleine mit Haube, Handschuhen und Schal dick eingepackt bis halbzwei draußen an Deck verbleibe . . .

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