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Samstag Trip an die Westküste (29.05.21)

Veröffentlicht: 07.06.2021

Mein Mitbewohner Clas hat seine Prüfungen hinter sich und im Zuge dessen mich angefragt, ob wir mein überaus praktisches Fortbewegungsmittel nutzen könnten, um einen Wanderausflug zu machen. Er hatte sich dafür ein vermeintlich lohnendes Ziel an der Westküste ausgesucht.

Der Berg „Skarven“ war etwa zweieinhalb Stunden Fahrt in Richtung Küste zu erreichen und lag auf der Insel „Tustna“. Mein anderer Mitbewohner Håkon hatte sich kurzerhand ebenfalls entschlossen mitzukommen. Und so fuhren wir an besagtem Samstag kurz nach Mittag los, um uns etwas Küste anzusehen.

Die Fahrt war wie immer. In Norwegen braucht man nur in eine x-beliebige Richtung zu fahren, um bildhübsche Landschaften zu sehen. Und so wurde die Fahrt nicht langweilig. Natürlich auch wegen den interessanten Gesprächsthemen. An der Küste wich der Sonnenschein dann doch einer Wolkendecke, was jedoch der Landschaft keinen Abbruch tat und in mir die Hoffnung weckte, mal ohne einen Sonnenbrand von einem Trip wiederzukommen. Trotz aufgetragener Nivea Sonnencreme, die hier locker das dreifache kostet (15€ die Sprühdose, LSF 50, wasserfest und natürlich für Kinder), war ich nicht erpicht darauf den ganzen Tag zu brutzeln.

Der Pfad begann neben der Straße in einem Wäldchen und trotz aufgeklärten Himmels boten die Bäume einen noch etwas schattigen Weg. 

Der Wanderweg, dem wir folgten, war als offizieller Wanderweg in der norwegischen Wanderwebseite www.ut.no (ut = hinaus) beschrieben. Das heißt aber natürlich nicht, dass uns breitgetretene gut gepflegte Wege erwarteten. Norwegische Wanderstrecken sind nur richtige Wanderstrecken, wenn der Matsch bei jedem Schritt richtig zwischen den Schuhen schmatzt und man gezwungen ist sich mit der Vegetation buchstäblich auseinanderzusetzen. Aber von nichts kommt bekanntlich nichts und so durchwanderten wir das Tal, um am Ende des Talkessels den Berggrat zu erklimmen.

Richtung Berggrat am Talboden entlang
Sonne hinter den Wolken

Der Weg wurde trockener, allerdings auch felsiger und man musste schon über den ein oder anderen Stein springen, um voranzukommen. Auch die Sonne hatte auf der offenen Fläche freie Schussbahn und brachte die Suppe ordentlich zum Laufen. Unterwegs trafen wir tatsächlich noch tiefe Schneeflecken. Ungewöhnlicher Anblick, Anfang Juni. 

Und mit jedem Höhenmeter blieb das Tal weiter unter uns zurück und gab uns eine zunehmend abwechslungsreiche Szenerie. Auf dem ersten Grat angekommen, zeichnete sich aufkommende Bewölkung ab. Natürlich dieses Mal unter uns, wir befanden uns bereits über der Wolkengrenze. Die Wolken ergossen sich mit dem Wind den Grat auf der Rückseite hinab, dem wir hochgestiegen sind. Auch ohne Zeitraffer sehr beeindruckend.

Wir erreichten den schwersten Part der Strecke. Der Pfad wurde komplett durch Felsen ersetzt und für etwa 300 Meter Distanz musste eine Höhe von 300 Meter überwunden werden (1 Meter nach vorn und 1 Meter nach oben!). Gutes Schuhwerk mit einer rutschfesten Sohle sind das A und O. In diesem Streckenabschnitt sucht man sich den Weg selbst (den Pfad von vorher sieht man nicht mehr, die Felsen sind der Pfad). Trotz der brutzelnden Sonne ein absolut spannender und spaßiger Aufstieg. 

Clas vor der weiten Aussicht

Da sich die Wolkendecke im Tal mittlerweile geschlossen hatte, ergab sich zudem unter uns eine weiße Ebene. Mit herausragenden Bergen, von denen einer eben von uns erklommen wird. Der Gipfel erwartete uns bald und wir trugen uns in ein Büchlein ein, welches in einem vor Ort montierten Briefkasten seinerseits die Bergsteiger erwartet.

Håkon vor dem weißen Meer
Gipfelaussicht 1
Gipfelaussicht 2

Mittlerweile spät geworden, beschlossen wir nicht zu lang zu pausieren und machten uns auf den Abstieg. Da wir dem Bergrücken auf der anderen Seite wieder hinabstiegen, verlief es dieses Mal flacher und es blieb genügend Zeit den kargen, mit Schneeflächen durchsetzten Bergkamm zu bewundern. Bald trafen wir die Wolkendecke und mit dem Hineinsteigen in diese umgab uns ein angenehm kühlender Nebel. Neben dem spannenden Aufstieg war dies definitiv einer meiner Highlights. Die zunehmend moorig erscheinende Landschaft mit vereinzelten Felsen im Nebel verschaffte die Impression einer Fantasielandschaft. Vogelrufe, die hier und da durch die Stille zu vernehmen waren, trugen dazu ihr Übriges bei (lediglich unser Gesprächsthema über die Gender stand, wenn auch interessant, etwas im Kontrast).


Auf dem Rückweg verloren wir nach einer Weile den Weg und beschlossen über Stock und Stein den Weg zur Straße zurück zu nehmen. Kein großes Problem, lag sie ja nur etwa einen Kilometer entfernt. Gegen 20:00 erreichten wir wieder den Parkplatz und machten uns auf eine gemütliche Rückfahrt. 

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