Veröffentlicht: 25.02.2018
16. Februar 16:00 Uhr
Es regnet in Strömen.
So viel Wasser in einer Sekunde auf einem Quadratmeter. Soetwas habe ich noch nie gesehen, geschweige denn auf mir gespürt. Ihr kennt doch die Düsen im Schwimmbad, wo man druntersteht und sich den Nacken und die Schultern massieren lässt. So etwas in der Art könnt Ihr Euch vorstellen, nur dass man in kompletter Kleidung draussen steht, es nicht nur auf den Schultern sondern auch auf den Kopf prasselt und man in gefühlt weniger als 1 Sekunde komplett nass wird. Was machen wir? Spielen unser Volleballspiel, das wir mit den Missionarskindern und den anderen Mitarbeitern anggefangen haben fertig. Der Regen ist warm, alles dampft, man erkältet sich nicht, also warum sich den Spaß durch den Regen nehmen lassen! Nass sind wir ja eh schon :-)
Als wir wieder ins Haus gehen, hat es fast aufgehört zu regnen. Es tröpfelt nur noch.
Wir haben noch Bananen, von Ági eingefrorenes Mangofleisch und 2 sehr reife Mamaos aus denen wir uns, nachdem wir uns natürlich umgezogen haben und in neue Kleidungstücke geschlüpft sind (die übrigens durch die 80-90 %-ige Luftfeuchtigkeit nicht trocken sondern warm-stinkend-feucht sind), einen Succo de Vitaminas (Deutsch: Smoothie) mixen :-) Sehr lecker!!! Übrigens hat hier jeder, der irgendwie bisschen Geld hat, neben einer Satelittenschüssel plus Fernseher einen Mixer. Es gibt die Mixer in allen Ausführungen, Größen, Wattstärken und Farben. Brasilien hat eine große Succo-Kultur. Vielleicht ist der Grund hierfür die Unmenge an Früchten die tagtäglich reif wird und die Hitze, wegen der man viel trinken muss. Oder die rasendschnelle Natur (alles entwickelt sich wahnsinnig schnell, Gras wächst so, dass man zuschauen kann, Wunden verheilen von Stunde zu Stunde sichtbar, undundund). Was allerdings in Brasilien aus keinem Succo fehlen darf ist Acucar (Zucker), das in Succos und auch allem anderen essbaren (was nicht definitiv salzig ist) drin ist. Ich habe einige Süßigkeiten ausprobiert (die, die mich besser kennen wissen, dass ich von Süßigkeiten nicht viel halte und sie mir einfach nicht schmecken :-) ) und mir waren eigentlich alle durchweg zu süß. Viele Süßigkeiten sind mit Eigelb und Zucker angerührt, oder Zucker und Gelatine, oder Zucker und Milch. Mann und Frau muss es mögen ;-)
17:15 Uhr
Während wir unsere nassen Klamotten in den wieder hervorkommenden Sonnenschein hängen, dampft die Erde und gibt die Feuchtigkeit, die sie durch den Regen abbekommen hat direkt wieder in die Luft ab. Kein Wunder, dass die Luftfeuchtigkeit hier so hoch ist!
18:35 Uhr
Es wird dunkel, die Stechmücken sind am rumpieksen, man muss sich gut einschmieren mit eine Repeller, da die Mücken die Träger und Hauptüberträger von allen möglichen Krankheiten sind.
20:12 Uhr
Wir sitzen zusammen, diskutieren wichtige Themen, plötzlich kreischt die Brasilianische Freiweillige auf und zeigt erschreckt hinter mich: eine Vogelspinne, riesig, haarig, Druchmesser von 15 cm und für mich der blanke Horror. (Ich habe so schlimme Angst vor Spinnen, dass es mir richtig übel wird, wenn ich so dicke haarige Viecher sehe). Gott sei Dank ist diese Spinnne außerhalb unserer Fliegengitter, aber auch so schüttelt es mich richtig vor Ekel. Bähh....und trotzdem. Aus irgendeinem Grund hat Gott diese Tiere erschaffen und zwar eine ganz schöne Menge und in vielen Arten. Also haben diese Tierchen auch ihre Rolle in der Welt, der Natur und sind bestimmt wichtig in der Nahrungskette der Stechmücken. Meine Schwester erzählt daraufhin, dass sie erst eine Woche bevor ich kam, so ein Tier in ihrem Bad (UNSEREM Bad) gefunden hat. Bäh pfui, ab jetzt schaue ich pedantisch erst mal ganz genau ins Bad, bevor ich hinein gehe! (Natürlich zum Gespött aller Mitbewohner, aber das ist mir echt egal!)
21:48 Uhr
Ach, es hat übrigens wieder angefangen zu Regnen, als wenn es keinen Morgen gibt. Ich bin gespannt wie der Fluß morgen aussieht, heute vormittag haben nur noch 5 cm zum übertreten gefehlt.
22:24 Uhr
Ich liege im Bett und versuche das Prasseln des Regens irgendwie zu ignorieren, doch es ist so schön monoton...dass das Prasseln....mich immer ruhiger werden lässt....mir fallen langsam die Augen zu....Regen.
17. Februar 8:14 Uhr
Es prasselt immer noch....sagmal regnet es wirklich immer noch?
Die Luft ist noch viel drückender als gestern, mein Bettlaken klebt an mir, meine Haare auch, alles ist feucht, nass und klebrig. Das ist der Amazonas.
11:26 Uhr
Es hat aufgehört zu Regnen und Ágnes und ich starten einen Versuch die Waschmaschine anzuschmeißen, in der fröhlichen Hoffnung, dass nachher die Sonne wirklich hervorkommt und unsere Kleider trocknet.
12:43 Uhr
Die Sonne lässt sich noch etwas bitten, aber es wird nachher sehr-sehr warm! Das spüre ich. Die Natur auch. Nach dem Regen wächst und blüht, raschelt und zwitschert alles immer doppelt so schnell und laut!
13:20 Uhr
Die erste Indianerfamilie ist angekommen, Vanderlei mit seiner Frau und seinem Sohn. Vanderlei ist einer der Lehrer aus der Bibelschule, die von der DIPM hier seit mehreren Jahren schon veranstaltet wird.
Heute Abend wird noch eine größere Gruppe (ca. 10 Personen) ankommen, die jetzt gerade am letzten Tag ihrer 5 tägigen Kanureise auf dem Rio Madeira sind.
15:24 Uhr
Es ist jetzt übrigens wirklich heiß, die Sonne brutzelt warm vom Himmel herab und man hat gerade zu das Verlangen nach kaltem Agua de Cocó.
Ági, Chrissi und ich machen uns auf die Suche nach einer geeigneten Palme, von der wir unsere 3 Koksnüsse pflücken werden.
Hahaaaa….das ist nur nicht so einfach, wir versuchen es mit einem großen Dschungelmesser, einem kleinen Hackbeil und einer langen Metallstange mit Haken am Ende.
16:08 Uhr
Wir haben unsere 3 Kokosnüsse erfolgreich geerntet, in der Ferne hört man es schon donnern und einzelne Regentropfen tröpfeln langsam aber mit zunehmender Häufigkeit auf uns herab. Super! Schnell noch die Wäsche reinholen, bevor sie wieder patsch nass ist. Übrigens ist sie fast trocken (und das ist hier echt gut!).
16:23 Uhr
Diese Nüsse müssen jetzt geknackt werden, was gar nicht so einfach ist, da die Kokosnuss, wie wir sie kennen in der Frucht drin ist. Dieses holzige „Fruchtfleisch“ was man auch auf dem Bild sieht muss man erst einmal auftrennen, oder einen guten Winkel treffen, damit man nicht nur das holzige Spaltet, sondern auch noch ein Loch in die Nuss macht.
16:43 Uhr
Die Nüsse sind geknackt und wir haben ca 150 ml Agua de Cocó, die wir uns natürlich schwesterlich teilen
Es regnet immer stärker, doch ich will das Kokosfleisch rausholen. Schnell spalten wir alle Nüsse auf und gehen dann schnell ins Haus.
17:50 Uhr
Ich bin gerade erst mit dem Aushöhlen der Nüsse fertig geworden. Das war ein ganz ordentliches Stück Arbeit. Langsam beginne ich zu verstehen, warum mein Lieblingsgetränk für den Nachtdienst (Innocent 1L Kokoswasser), Kokosflocken oder sonstige Kokosprodukte so teuer sind. Diese zu gewinnen ist richtige Knochenarbeit.
18:35 Uhr
Eine Kokosnuss habe ich vom Holzfleisch befreit und versuche nun mit einer groben Feile, einer Feinen und etwas Schmirgelpapier das harte Holz zu bearbeiten. Auch das ist echt anstrengend, doch man sieht:
19:41 Uhr
Die Mühe lohnt sich! Das erste Schmuckstück ist schon fertig.
Oh, ich habe eigentlich vergessen zu erwähnen, dass es nun seit etwa 2 ½ Sunden in strömen wieder regnet?
Ich hoffe sehr, dass der Fluß noch hält, bis alle Idianer hier auf der Missionsstatition angekommen sind.
20:00 Uhr
Nach einer kalten, sehr erfrischenden Dusche (übrigens gibt er hier kein warmes Wasser) beschließe ich für morgen leckeres Kokos-Mango-Sorbet zu machen. Also Mangopüree, Kokosfleisch, etwas Wasser in den Mixer. Kleinhäckseln. In eine alte Margarinedose füllen und ab ins Tiefkühlfach damit.
Ich weiß wer morgen lecker Nachtisch essen wird :-D
23:11 Uhr
Normalerweise schlafe ich um diese Uhrzeit schon (vor allem hier in Porto Velho) aber ich kann noch nicht einschlafen. Es Gewittert ganz ordentlich und man hat das Gefühl, dass von jedem Donnerschlag die Wände unseres wirklich stabilen Holzhauses wackeln. Über mir prasselt der Regen immer noch laut auf das Hausdach. Zwischen all diesen Geräuschen hört man irgendwo die Hunde bellen, die vermutlich die Ankunft der 10 neuen Indianer ankündigen.
Das hier sind zwei ganz normale Tage im Amazonas ;-)