Don Curry on Tour 4
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Don Curry im Hagelsturm

Veröffentlicht: 06.07.2023

Don Curry beendet heute einen wesentlichen Teil seiner Reise. Die eigentlich für drei Länder konzipierte Reise hatte sich durch Aserbaidschans Totalverweigerung auf zwei Länder reduziert. Den Teil in Armenien würde Don Curry heute abschließen, um nach Georgien zurückzukehren und dort den westlichen Teil des Landes intensiv zu erforschen. Falls alles so klappt, wie er es geplant hat.

In einem netten Frühstücksraum wartete bereits ein reich gedeckter Tisch auf Don Curry: Brot, Wurst, Käse, diverse Gemüse- und Obstsorten, Joghurt, Marmeladen, Kuchen und mehr; das Omelette wurde frisch für ihn zubereitet, als er kam. Bevor er die nette Stadt Gyumri verließ, wollte er noch ein kleines Museum besuchen, das am gestrigen Montag geschlossen hatte. Es ist den beiden Schwestern Mariam und Eranuhi Aslamasjan gewidmet, die aus Gyumri stammen und zu den bedeutensten Künstlerinnen der Sowjetunion zählten. Aus ihrem umfangreichen Werk sind nur einige Gemälde, Grafiken und Keramikarbeiten ausgestellt. In ihrer leuchtenden Farbigkeit und den volkstümlichen Motiven ähnelt manches dem Stil von Frida Kahlo, entbehrt aber völlig deren obsessiven Selbstdarstellung. Nach dem kulinarischen Frühstück in der Villa Kars gab dieses künstlerische Frühstück die notwendige Ergänzung für einen guten Start in den Tag. Nachdem Don Curry seine letzten Dram in einem Supermarkt ausgegeben hatte, brach er kurzerhand zur Grenze auf. 

Einen Stressfaktor brockte er sich noch selbst ein. Xerras Tankanzeige stand ganz dicht vor dem "E" wie "empty". Doch da das gelbe Warnlicht noch nicht leuchtete, meinte Don Curry erst hinter der Grenze tanken zu müssen; in Georgien ist Super qualitativ besser und zudem günstiger. Also startete er durch. Bereits kurz hinter Gyumri leuchtete es warnend neben der Tankanzeige auf. Für wievile Kilometer reichte der Sprit jetzt noch? Er wusste es nicht. Bis zur Grenze mussten noch 50 km bewältigt werden.  Zehn Kilometer vor der Grenze entdeckte Don Curry endlich eine Tankstelle, in der er zumindest 20 Liter tanken wollte, um im sicheren Bereich zu sein. Doch die Tankstelle akzeptierte keine Kartenzahlung, Don Curry besaß kein armenisches Geld mehr. Der Tankwart zeigte auf die Straße Richtung Grenze, und Don Curry meinte daraus ableiten zu können, dass da gleich noch eine Tankstelle mit Kartenakzeptanz kommen würde. Doch das war nicht der Fall. Vielleicht meinte der Tankwart einfach, er solle in Georgien tanken.

Der Grenzübergang war deutlich besser und moderner ausgestattet als sein Pendant vor gut einer Woche. Hier gab es sogar zwei Pkw-Spuren, wo man direkt an die Abfertigungsschalter heranfahren konnte. Nur zur Zollkontrolle musste man aussteigen unn den Kofferraum öffnen. Der georgische Zöllner meinte es ganz genau und ließ Don Curry sein Gepäck zum Durchleuchten im Gepäckscanner bringen. Alles ging schnell und problemlos, aber es gab keine Tankstelle an der Grenze. Laut GoogleMaps würde erst in 30 km in der nächsten Stadt eine Möglichkeit zum tanken bestehen. Noch 30 km? Würde Xerra das schaffen? Don Curry versuchte, möglichst spritsparend zu fahren. Nach 20 km tauchte am Straßenrand plötzlich doch eine Tankstelle auf, die GoogleMaps nicht kannte. Es gab zwar kein Super, aber Don Curry ließ einfach 10 Liter Normalbenzin in den Tank laufen. Damit war dieses selbst verschuldete Abenteuer beendet. In der Stadt füllte Don Curry den Tank mit Superbenzin bis zum Rand.

Bereits in Armenien hatte es leicht zu tröpfeln begonnen. Über den grünen Hügeln Jawaketiens im Süden Georgiens hingen bedrohlich wirkende schwarzgraue Wolkenmassen. Don Curry beschloss, die Abkürzung zum Kloster Wardzia über viele Kilometer unbefestigte Pisten zu vermeiden und doch lieber die Asphaltstraße um die Hügel herum zu nehmen. Kurz vor Wardzia setzte tatsächlich heftiger Regen ein, Blitze erhellten den tiefschwarzen Nachmittagshimmel und in der Ferne grollte der Donner. Das Höhlenkloster Wardzia gehört zu den wichtigsten Kulturschätzen Georgiens. Doch es lässt sich nur auf steilen Fußwegen und zahlreichen Treppen an und in der Felswand erkunden. Bei strömendem Regen wollte sich Don Curry dem nicht aussetzen. Also drehte er auf dem Parkplatz um und fuhr seinem nächsten Ziel entgegen.

Unterwegs kam er durch das Gebiet, wo sich das Gewitter heftig entladen hatte. Berge von weißen Hagelmassen säumten die Straße, abschüssige Nebenstraßen entwickelten sich zu reißenden Bächen. Überall bildeten sich spontane Wasserfälle und an einigen Stellen bedeckten neu entstandene Seen die gesamte Straße. Für die gewichtige und hochbeinige Xerra stellte das alles kein Problem dar, und Don Curry war froh, nicht mit einem normalen Pkw durch diese Gewitterzone fahren zu müssen. Fast die gesamte Strecke über goss es ununterbrochen. erst kurz vor der Zielstadt Achalziche ließ das Unwetter nach.

Hier bog Don Curry zum Kloster Sapanta hoch in den bewaldeten Bergen ab. Da es immer noch nieselte blieb er der einzige Besucher. An der Kirchtür hing unübersehbar das Fotografierverbotsschild, und in der Kirche saß ein Aufpassermönch. In Sapanta haben sich herrliche mittelalterliche Wandfresken erhalten, die zu den schönsten des Landes gehören. Als der Mönch müde seinen Kopf auf die Tischplatte vor ihm sinken ließ, fasste Don Curry das als stillschweigende Erlaubniserteilung zum Ablichten auf. Der Mönch wollte es einfach nicht sehen. Zufrieden kehrte Don Curry nach Achalziche zurück, wo ihn abermals ein recht ungewöhnliches Hotel erwartete. Es wurde im äußeren Burghof der riesigen Festung Rabati oberhalb von Achalziche erbaut und passte sich mit seinem orientalischen Stil ganz der Umgebung an. Die Zimmer waren rein funktional eingerichtet, boten aber einen schönen Blick auf den orientalischen Innenhof und einige der Festungstürme.

Als überraschend doch noch die Sonne durchbrach, fragte Don Curry, ob die Festung um 18:00 Uhr noch besichtigt werden könne? Don Curry bekam ein Ticket und stieg die Stufen zum inneren Burghof hinauf. In der weitläufigen Anlage, die man sich nach und nach durch weitere Treppen erschließen muss beeindruckt vor allem eine ehemalige Moschee, deren Dach kürzlich vergoldet wurde. Daneben gibt es weitere Gebäude und Gartenanlagen im orientalischen Stil, eine Kirche, ein Museum und ein gewaltiger Wehrturm, über dem die georgische Flagge weht. Don Curry ließ sich Zeit, alles in Ruhe zu erforschen und schließlich sogar auf den obersten Turm zu steigen, der weite Blicke über Achalziche und die umgebende Landschaft gewährte. Möglicherweise wurde die Festung schöner renoviert, als sie jemals gewesen ist, aber ihre  vielen pittoresken Bestandteile sind ein Fest für jeden Fotografen.

Nach dem Abstieg hielt Don Curry die Zeit für ein gutes Abendessen für gekommen. Er bestellte die regionale jawaketische Spezialität Tatarberak, außerdem die besondere Empfehlung des Hauses "Gino Spezial" und Bratkartoffeln als Beilage, alles begleitet von einem Borjomi-Wasser und einer Flasche Rkatsiteli, deren Rest er mitnehmen würde. Erst beim Servieren wurde Don Curry Gewahr, dass er sich Kalorienbomben bestellt hatte. Tatarberak besteht aus Farfalle-ähnlichen Nudeln in einer Butter-Joghurt-Sauce, die man anschließend mit Knoblauch in Öl, Röstzwiebeln in Öl und Sour Creme krönen kann. Lecker, aber erschreckend sättigend. Als dann aber "Gino Spezial" auf den Tisch kam, erschrak Don Curry wirklich. Vor ihm stand eine pfannengroße Auflaufform, unter deren dicken Käseschicht sich geschnetzeltes Kalbsfilet mit Speckwürfeln, Pilzen und Zwiebeln in einer mächtigen Butter-Sahne-Sauce, alles umrandet mit gebratenen Kartoffelscheiben und garniert mit Tomaten. Sicherlich eines der würzigsten und leckersten Gerichte auf dieser Reise, aber nach der Hälfte musste Don Curry kapitulieren. Nach einem Chacha zur Fettbekämpfung begab er sich in sein Zimmer, um den Einbruch der Dunkelheit abzuwarten. Dann machte er sich noch einmal auf den Weg, um die nun fotogen ausgeleuchtete Festung aus allen möglichen Perspektiven zu würdigen.

Satt und zufrieden war er wieder in Georgien angekommen. Auch wenn er das Kloster Wardzia auf den kommenden Tag verschieben musste, blieb noch genug Spannendes, Sehenswertes und vor allem Genussvolles für diesen Tag übrig.








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