Don Curry on Tour 4
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Don Curry fährt durch einen Friedhof

Veröffentlicht: 04.07.2023

Don Curry ist sehr zufrieden mit Xerra, die ihn bisher durch alle georgischen und armenischen Abenteuer begleitet hat. Der Reifen bleibt stabil, der Riss in der Windschutzscheibe wächst nicht weiter. Und dass Xerras Bremsen beim Rückwärtsfahren manchmal so laut ächzen, dass alle Umstehenden aufschauen, schreibt Don Curry dem gehobenen Alter seines Gefährts zu. Doch nicht nur Xerra begleitet ihn treu durch diese Reise, Don Curry weiß noch einen ständigen Helfer an seiner Seite: GoogleMaps. Ohne Navigationssystem hätte sich die Fahrerei erheblich komplizierter gestaltet. Vor allem in Millionenstädten wie Tiflis und Jerewan wäre Don Curry selten so geradlinig ans Ziel gekommen. Zwar kannte GoogleMaps nicht jede neue Einbahnstraßenregelung, doch wenn man einfach weiterfuhr bot das System ohne Mecketn und Schmollen sofort eine Alternativroute.

So gelangte Don Curry nach seinem bewährten Frühstück abermals problemlos heraus aus Jerewan, diesmal in Richtung Westen. Als erstes Ziel stand Etschmiadsin auf dem Programm, das geistliche Zentrum der armenisch-apostolischen Kirche mit dem Sitz des Katholikos. Hier wollte Don Curry die Kathedrale nicht nur bestaunen, sondern auch einen Gottesdienst im armenischen Ritus erleben. Er kam allerdings zu spät, die Kathedrale war nicht zugänglich. Vermutlich hatte der Gottesdienst bereits begonnen, und ähnlich wie in Mzcheta sollten keine Touristen die heiligen Handlungen stören. Don Curry wunderte sich nur, dass offensichtlich auch niemand den Gottesdienst verlassen durfte. Rund 30 Minuten wartete er, ob sich die Situation ändern würde. Sie tat es nicht.

Also ging er 400 m weiter zur Kirche der Hl. Gayaneh, deren Schicksal Aram Khachaturian in seinem gleichnamigen Ballett verarbeitet hat, aus dem der weltberühmte Säbeltanz stammt. Diese Kirche stand offen und war bereits prall gefüllt, da der Gottesdienst in kürze beginnen würde. Don Curry wollte lieber schauen, ob die Kathedrale inzwischen geöffnet wurde; es hatte sich nichts getan. Er wusste, dass es in Etschmiadsin noch zwei weitere frühmittelalterliche Kirchen gibt, die zusammen mit der Kathedrale und St. Gayaneh zum UNESCO-Welterbe zählen. Er fuhr zuerst zur Shoghakat-Kirche, in der ebenfalls ein Gottesdienst stattfand. Diese Kirche war ebenso gut gefüllt, so dass Don Curry nur direkt vom Kircheneingang dem Geschehen hätte folgen können. Nur ein paar hundert Meter weiter steht die Kirche der Hl. Hripsime. Hier gab es noch Platz für Don Curry, und er genoss die sehr melodiöse und von vielen guten Stimmen getragene Liturgie. Fast alles wurde gesungen. Dabei gab es stets einen Wechsel von Frauen- und Männerstimmen mit vielen solistischen Einsätzen. Die Gottesdienstbesucher sind nicht direkt beteiligt.

Nach dem Gottesdienstbesuch plante Don Curry, sein Tagesprogramm zunächst fortzusetzen und am Abend nochmals zur Kathedrale zurückzukehren. Alle weiteren Tagesziele liegen an den Flanken des Aragats, des zweitwichtigsten Berges der Armenier, dessen schneebedeckter Gipfel von vielen Teilen des Landes zu sehen ist. Zunächst steuerte Don Curry Richtung Kloster Tegher. Irgendwie hatte er die eigentliche Ausfahrt verpasst, doch GoogleMaps bot sofort eine Alternative an. Don Curry bog ab, fuhr kurz danach durch eine Art Tor und befand sich... auf einem Friedhof! Die Reifenspuren machten deutlich, dass dies tatsächlich eine üblicherweise genutzte Route darstellte. Auf dem unbefestigten Friedhofsweg musste Don Curry sogar zweimal abbiegen. Ein ziemlich vorstehendes Grab hatte man bereits mit einem reflektierenden Schutzblech versehen, damit es nicht noch mehr beschädigt wurde bzw. vorbeifahrende Autos beschädigte. Don Curry war so perplex über den unerwarteten Friedhofsbesuch, dass er diese extrem skurrile Situation noch nicht einmal durch ein Foto festhalten konnte. Anschließend führte die Piste an Weinstöcken und Aprikosenbäumen vorbei, bis sie wieder zur Hauptstraße zurückkehrte und das korrekte Abbiegen ermöglichte.

Kloster Tegher gehört zu den vielen armenischen Klöstern, die in der Einsamkeit von Gebirgslandschaften angelegt wurden. Doch Don Curry spürte hier sehr deutlich, dass er sich inzwischen zum Kloster-Gourmet entwickelt hatte. Sicherlich, Kloster Tegher lag in einer eindrucksvollen Landschaft und besaß bemerkenswerte architektonische Besonderheiten, doch wirklich faszinieren konnte es Don Curry nicht. So blieb sein Aufenthalt recht kurz. Die Straße schwang sich bald in deutlich größere Höhen. Bei rund 2200 m über dem Meeresspiegel erheben sich die mächtigen Ruine der Festung Amberd in den Himmel, begleitet von einer nur 100 m entfernt liegenden armenischen Kirche. Don Curry bestaunte beides, ließ sich aber noch mehr von der umgebenden Landschaft mit ihren zahlreichen Rosensträuchern und Wildblumen begeistern.

Es ging noch deutlich weiter hinauf, bis die Straße bei 3190 Höhenmetern am Kari-See endete. Von hier liegt der Gipfel des 4090 m hohen Aragatz fast zum greifen nahe. Don Curry fühlte sich bei diesem See inmitten von Schneefeldern stark an isländische Verhältnisse erinnert, nur das beim Kari-See - zumindest im Sommer - die Eisberge fehlten. Nach einem kurzen Spaziergang durch diese herrliche Landschaft begann die lange Abfahrt nach Etschmiadzin. Zu Don Currys großer Verwunderung zeigte sich die Kathedrale noch genauso verschlossen wie am Vormittag. Das gleiche Ergebnis erzielte Don Curry beim Zizernakaberd, dem Denkmalmuseum für den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich. Doch hier war die Schließung erklärbar, weil die Öffnungszeit abgelaufen war, die Kathedrale sollte laut GoogleMaps erst um 20:00 Uhr schließen.

Don Curry fuhr zum Hotel zurück, um sich direkt einen Platz in der benachbarten CraftBeer-Bar "Dos" zu ergattern,  die ihn am etsten Abend in Jerewan abgewiesen hatte. Um 18:00 Uhr bestand diesmal kein Problem. Zu den vier Bieren, die er nach und nach probierte bestellte er sich ein total unarmenisches Essen: Fish&Chips, doch selten hat Don Curry dieses britische Nationalgericht so lecker serviert bekommen wie hier in Jerewan. Das "Dos" und seine Biere verdienen durchaus Beachtung; das süffige Cherry Ale war hier längst nicht so säuerlich wir im "Dargett", doch insgesamt hat die erste und größte CraftBeer-Brauerei Armeniens deutlich die Nase vorn.

Zufrieden ließ sich Don Curry in den 14. Stock transportieren. Noch einmal genoß er die wunderbare Aussicht über das nächtliche Jerewan, lauschte wieder dem Konzert einer anderen Band aus dem Nachbarhotel. Morgen würde er diese eigenartige, uralte und doch fast geschichtslose Stadt verlassen. Was würde er dann wohl erleben? Und wohin würde ihn GoogleMaps diesmal führen?

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