Don Curry on Tour 4
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Don Curry und der Erdrutsch

Veröffentlicht: 08.07.2023

Don Curry erwachte im orientalischen Mittelalter. Zumindest suggerierte das sein erster Blick aus dem Fenster. Im strahlenden Sonnenlicht machten der Innenhof und die Festungstürme gleich noch mehr her.  Diesem positiven Eindruck schloss sich das Frühstücksbuffet unbestritten an. Es würde eine lange, anstrengende Fahrt vor Don Curry liegen.

Nach einigen letzten Fotos der Festung Rabati im Morgenlicht startete er zunächst zurück Richtung Kloster Wardzia durch. Vom gestrigen Hagelsturm zeigten sich keinerlei Spuren mehr: die Hagelkörner waren weggeschmolzen, die spontanen Wildbäche und Wasserfälle versiegt. Heute lag das Höhlenkloster im prallen Sonnenlicht und Don Curry hinderte nichts daran, es zu erforschen. Das bedeutete aber zunächst, einen steilen Weg an einer Felswand emporzusteigen und anschließend zahlreiche Treppen zwischen den einzelnen Wohnhöhlen und sonstigen Räumlichkeiten auf- und abzusteigen. Da eine georgische Schulklasse und eine russische Gruppe mit Führung relativ dicht vor ihm den Rundweg betritten, bekam Don Curry immer wieder ausreichend Zeit zum Verschnaufen und Schweißabwischen. Unbestrittener Höhepunkt des Klosters ist die Auferstehungskirche mit ihren vollständigen mittelalterlichen Fresken, die zu den schönsten Wandmalereien Georgien gehören. Don Curry zeigte sich so begeistert, dass er sofort fotografieren musste. "No Fotos", rief energisch der grimmig blickende Mönch vom Devotionalenthresen, der gerade die letzten Mitglieder der Schulklasse bediente und doch ein wachsames Auge auf Don Curry geworfen hatte. Nach den letzten Schülern verließ auch der Mönch die Kirche. Wollte er Don Curry freie Bahn bieten oder vertraute er völlig auf die grenzenlose Autorität seines Verbots? Don Curry entschied sich für erstere Möglichkeit; er tat den Fresken ja nichts Böses. Neben der Kirche führte verschiedene Gänge weit in den Felsen hinein, einer zu eineer natürlichen Quelle, der andere zu einer Grabkapelle und dahinter über endlos lange und enge Treppengänge hinauf zu einem Ausguck, von dem man mögliche Feinde schon von weitem ausmachen konnte. Von diesem höchsten Punkt des Klosters ging es nun rapide auf steilen Stufen im Felsen bergab. Don Curry erinnerte die gesamte Anlage sehr an ähnliche verborgenen Klöster in Kappadokien, doch hatte sich diese Anlage in Georgien vollständiger erhalten.

Nach fast 90 Minuten Besichtigung hatte Don Curry bereits viel Zeit investiert. Nun musste er nach Achalziche zurückfahren, um erst gegen 13:00 sein eigentliches Tagesprogramm zu starten. Zum Tagesziel Batumi gibt es zwei Routen: eine deutlich längere, aber zeitlich schnellere Route um das Gebirge herum oder eine kilometermäßig kürzere, dafür aber zeitlich anspruchsvollere Route über den Goderdzi-Pass. Don Curry hatte die zweite Möglichkeit gewählt, weil sie ihn zusätzlich durch ursprüngliche Landschaften Adschariens führen würde. Das Problem dieser Strecke liegt nicht nur in der Gebirgsüberquerung sondern in dem Umstand, dass sie zu einem großen Teil noch nicht asphaltiert ist. Doch mit normalen Pisten wäre Xerra fraglos fertiggeworden. Deutlich schlimer war, dass die künftige Asphaltierung bereits begonnen hatte und Don Curry immer wieder durch aktive Baustellen fahren musste. Noch erschwerender kam hinzu, dass die dutzenden schweren Baufahrzeuge, die dort täglich im Einsatz waren, derart tiefe Spurrillen in der Piste hinterlassen hatten, dass das Vorwärtskommen selbst für Xerra ziemlich herausfordernd wurde. Die Passroute gilt allerdings grundsätzlich für sämtliche Fahrzeuge als freigegeben. Don Curry weiß nicht mehr, wieviele normale Pkw's er zwischendurch überholen musste.

Nach Überwindung des Passes vereinfachte sich die Situation etwas, weil auf dieser Seite noch keine Bauarbeiten begonnen hatten. Als Abstecher von der Strecke hatte Don Curry den Besuch der eindrucksvollen Holzmoschee von Ghorjomi eingeplant. Im adscharischen Grenzgebiet zur Türkei leben noch viele Muslime, so dass fast jedes Dorf über eine eigene Moschee verfügt, die meist aus Holz erbaut ist, ähnlich wie die typischen Wohnhäuser. Die Ghorjomi-Moschee gilt als die kunstvollste ihrer Art. In GoogleMaps fand Don Curry ihren exakten Standort und mehrere Fotos ihres Aussehens. Auf schmaler, aber asphaltierter Straße fuhr er hinauf zum Dorf Ghorjomi bis zu dem Punkt, wo die Moschee fußläufig stehen sollte. Doch weit und breit zeigte sich keinerlei Moschee, auch kein Gebäude, das ihr ähnlich sah. Don Curry versuchte noch einen kurzen Spaziergang auf einen Hügel beim Dorf, um einen besseren Überblick zu gewinnen: keine Moschee in Sicht. So musste Don Curry erfolglos diese Exkursion abbrechen.

Sein nächstes Ziel befand sich dagegen an Ort und Stelle, lieferte aber Unannehmlichkeiten ganz anderer Art. Zu den weiteren Besonderheiten des Adschari-Tales gehören mehrere steinerne Bogenbrücken, die bereits Jahrhunderte alt sind. Die Brücke von Purtio lag als erste auf seinem Weg. Allerdings hatte ausgerechnet jetzt eine georgische Hochzeitsgesellschaft diese Brücke als originelles Setting für endlose Fotoshootings auserkoren. Irgendwie musste jeder mit jedem mal auf ein gemeinsames Foto, dazu Gruppenfotos in unterschiedlicher Besetzung. Don Curry wartete geduldig, bis die Hochzeitler weiterfuhren, und er seine Fotos ohne Gruppen und Personen machen konnte. All das kostete Zeit, und Don Curry war sich bewusst, dass er Batumi erst spät erreichen würde.

Doch es kam noch schlimmer. Nach einer Kurve traf er plötzlich auf einige stehende Fahrzeuge. Ein Bauarbeiter erklärte, dass zur Zeit ein Weiterkommen nicht möglich sein, die Straße sei gesperrt; es würde aber bereits daran gearbeitet. Aus der Ferne sah Don Curry, dass die Straße an einer Stelle komplett mit Felsbrocken und Geröll bedeckt war. Vermutlich ein Erdrutsch. Doch dann ebtdeckte er, dass oberhalb des Gerölls ein mächtiger Bagger daran arbeitete, noch mehr Felsen und Geröll auf die Straße rutschen zu lassen. Hier ging es also eher darum, möglichen künftigen Erdrutschen vorzubeugen und bedrohliches Gestein oberhalb der Straße abzubauen. Am Ergebnis änderte das nichts: Don Curry musste warten - mit immer mehr Fahrzeugen hinter ihm. Irgendwann gab der destruktive Bagger sein Arbeiten auf, nun fuhren zwei weitere Baufahrzeuge dazu, die die Felsen und das Geröll von der Straße in den Abgrund schoben bzw. baggerten. Riesige Staubwolken legten sich über die Landschaft. Nach fast einer Stunde Wartezeit konnte Xerra endlich wieder durchstarten. Es sollte nicht die letzte Wartezeit für Don Curry bleiben.

Das gesamte weitere Besichtigungsprogramm hatte er bereits gestrichen, er wollte nur noch bei Tageslicht in Batumi ankommen. einzig bei der Brücke von Dandalo stoppte er kurz für einige Fotos dieses extrem zerbrechlich wirkenden Gebildes. Gegen Mittag hatte er die Information bekommen, dass er 30 Minuten vor Erreichen des gebuchten Apartments in Batumi Alexej anrufen solle, der ihn in Empfang nehmen würde. Sicherheitshalber rief Don Curry bereits 40 Minuten vorher an. "Der gewünschte Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es später erneut", sagte eine Automatenstimme in Georgisch und Englisch. Don Curry versuchte es nun alle 5 Minuten, nur um stets die gleiche Ansage zu hören. Was war mit Alexej? Hatte er bereits Feierabend?

Bei Einbruch der Dämmerung erreichte Don Curry Batumi und wunderte sich über den extrem dichten Straßenverkehr. Hier schien noch mehr los zu sein als in Tbilisi oder Jerewan. Bei dem Hochhaus mit seinem Apartment gab es keine direkte Parkmöglichkeit, also stellte Don Curry Xerra in der Nähe in zweiter Reihe ab, wie das viele andere auch taten. Da Alexej immer noch unerreichbar war, rief er bei der Zentale seines Vermieters an. Dort erreichte er eine Frau, die sich kümmern wollte. Schließlich stellte sich heraus, dass Alexej bei der Angabe seiner Telefonnummer einen Zahlendreher eingebaut hatte, Don Curry war völlig chancenlos. Doch nun stand Alexej bereit, zeigte Don Curry das kleine Apartment im 16. Stock des Aliance Palace Gebäudes mit Balkon und Blick auf das Schwarze Meer. Don Curry war angekommen!

Ein Problem blieb noch zu lösen. Das Apartment warb im Internet mit kostenlosem Parkplatz. Don Curry fragte danach. Alexej erwiderte, dass hier in Batumi alle Parkplätze kostenlos seien, allerdings kann es in der derzeitigen Hochsaison schwierig sein, einen zu finden. Don Curry machte sich auf die Suche. Nach schier endlosem Herumfahren entdeckte er plötzlich eine Lücke, in die Xerra gerade so hineinpasste, nicht einem 100 m vom Palace entfernt.

Inzwischen war es bereits nach 22:00 Uhr und Don Currys Hungergefühl mehr als ausgeprägt. Auf ein richtiges Restaurant hatte er keine Lust mehr, er wollte lieber seine Jerewaner Erfahrungen reaktivieren. Dank GoogleMaps fand er einen relativ nahegelegenen Supermarkt, um Getränke zu kaufen, und schräg gegenüber einen Shawarma-Laden, wo er zum doppelten armenischen Preis ein allerdings fast doppelt so großes Chicken Shawarma erwerben konnte. Völlig durchgeschwitzt durch die unglaubliche Hitze in dem Laden, setzte sich Don Curry kurz vor 23:00 Uhr auf den Balkon seines Apartments, genoss sein Shawarma, trank ein kühles Bier dazu und blickte auf das glitzernde Lichtermeer Batumis zu seinen Füßen. 

Im orientalischen Mittelalter begann dieser Tag für ihn, in einer lauten, gleißenden Hypermoderne endete er. Don Curry war gespannt, wie Batumi bei Tageslicht aussehen würde...

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