Don Curry on Tour 3
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Tag 26 - Don Curry am Ziel

Veröffentlicht: 28.10.2021

Don Curry gestaltet seine Reisen fast immer als Rundreisen. Ausgangs- und Endpunkt sind identisch. Daher gibt es eigentlich kein wirkliches Ziel, das am Ende der Reise angesteuert werden muss. Die Reise besteht aus ständig wechselnden Etappenzielen, die gleichwertig aneinandergereiht sind. Und doch erkor Don Curry bereits bei seiner Russlandreise eines der vielen Etappenziele als so etwas wie DAS symbolische Ziel der ganzen Reise; im damaligen Fall war es das Weiße Meer. Bei seiner diesjährigen Reise bildete sein Hauptziel ein Berg, und den sollte Don Curry heute erreichen.

Zuvor galt es aber noch, einen Berg Köstlichkeiten vom Frühstücksbuffet des Ramada-Hotels zu verzehren. Als Don Curry dann beim Auschecken die Zimmerrechnung begleichen wollte, meinte der Portier, das sei schon erledigt. Don Curry wunderte sich etwas, aber vielleicht hatte das Hotel ja zwischenzeitlich den Betrag von seiner Kreditkarte abgebucht.

Von Van aus fuhr er heute Richtung Norden, lange Zeit noch am Ufer des riesigen Sees entlang. Auf einem Hügel direkt am See liegt auch eine weitere Festung des Königreichs Urartu. Die Urartäer hatten sich stets Orte ausgewählt, die weite Ausblicke in alle Richtungen ermöglichten, um so das Gebiet völlig kontrollieren zu können. Als Don Curry mühsam den Hügel von Ayanis bestiegen hatte, sah er auf dem Festungsgelände ein ganzes Team von Archäologen und ihren Mitarbeitern bei weiteren Ausgrabungen. Leider blieb damit ein Teil des Geländes für ihn unzugänglich, darunter auch die Ruinen des Haupttempels. Don Curry saugte stattdessen den atemberaubenden Blick über den Van-See ein und machte sich an den Abstieg.

Der nächste Zwischenstopp barg eine ziemliche Überraschung für Don Curry. Er hatte zwar von einem Wasserfall bei der Stadt Muradiye gelesen, erwartete aber nicht viel in dieser trockenen, fast wüstenartigen Hochebene. Zumindest hatte sich einiges an touristischer Infrastruktur hier angesiedelt, vom Souvernirshop über ein Restsurant bis zum Parkplatzwächter, der erstmal abkassierte. Über eine schwankende Hängebrücke konnte man zum anderen Flussufer wechseln, um einen besseren Blick auf den Wasserfall zu bekommen. Das Rauschen klang schon mal verheißungsvoll, fand Don Curry. Dann srand er einem mächtigen breiten Wasserfall umgeben von herbstlichen Bäumen gegenüber, der ihn staunen ließ. Klar, es waren nicht die Victoria-Fälle, aber mehrere Stufen über Don Currys Erwartungen.

Er fuhr weiter nach Norden, genauer nach Nordosten. Allmählich näherte er sich dem Ziel. Die Reiseführer berichteten, dass er meist nur am frühen Vormittag gut sichtbar ist und später hinter Dunst und Wolken verschwindet. Es war längst jenseits der Mittagszeit. Als Don Curry um eine Kurve manövrierte, stand er plötzlich vor ihm - in voller Pracht im Funkeln der Sonne: der Ararat. Er gilt als der Heilige Berg der Armenier, liegt aber heute im Dreiländereck von Armenien, Iran und Türkei auf türkischem Gebiet. Zunächst sah Don Curry ihn noch hinter anderen Bergketten aufragen, doch als er in die Hochebene vor dem 5137 m hohen Berg einfuhr, konnte er die majestätische Gestalt des schneebedeckten Vulkans zur Gänze bewundern. Was für ein Anblick!

Durch die Stadt Dogubeyazit am Fuß des Ararat steuerte er jedoch einem anderen Ziel entgegen, das fast genauso spektakulär genannt werden kann: der Ishak-Pascha-Palast, den ein osmanischer Regionalfürst Ende des 17. Jhdts. in eine atemberaubende Berglandschaft hineinbauen ließ, ganz in der Nähe der mittelalterlichen Frstung. Bei Kämpfen und Erdbeben hat dieses architektonisch einmalige Bauwerk zwar schwer gelitten und fast vollständig sein Dach verloren, es kündet aber immer noch von orientalischer Prachtentfaltung und dem einstigen Stolz seiner Bewohner. Ein modernes Glasdach schützt die Räumlichkeiten inzwischen vor Regen und zu starkem Sonnenlicht, ohne die Optik des Palastes allzu sehr zu verschandeln. Don Curry hätte sich gern noch der Festung und einigen Grabmonumenten in der Umgebung gewidmet, doch er musste weiter. Schon jetzt stand fest, dass er sein Hotel wieder einmal im Dunkeln erreichen würde.

Während der Fahrt behielt er noch lange Zeit den Ararat im Blick, doch dann galt es Abschied zu nehmen und rund 180 km weiter Richtung Nordosten zu fahren. Kaum war die Sonne versunken, sank auch die Temperaturanzeige des Autos rapide. Bei 4° C kam Don Curry in Kars an, einer der abgelegensten Städte Anatoliens, kurz vor der amenischen Grenze. Gegen Ende des 19. Jhdts. gehörte die Stadt sogar mehrere Jahrzehnte zum russischen Zarenreich. Die für türkische Verhältnisse völlig untypische absolut geordnete Anlage der Straßen bewahrt dieses Erbe bis heute. Daneben haben auch zahlreiche Gebäude aus russcher Zeit überdauert, die meist aus schwarzem Basaltgestein errichtet wurden und einen trutzigen Charakter haben. 

Genau so ein Gebäude stellte das Hotel Cheltikov dar, das wohl bereits in der Zarenzeit als Hotel gedient hatte. Neben den schwarzen Steinen verstärken die antiken Möbel aus dunklem Holz fast ein Gefühl von Beklommenheit. Als Don Curry sein gut vorgeheiztes Zimmer bezog, musste er feststellen, dass das einzige winzige Fenster des Raumes in 3 m Höhe angebracht war. Eine Leiter aus dunklem Holz stand bereit, um das Fenster überhaupt öffnen zu können. Nur auf der obersten Stufe der Leiter konnte Don Curry etwas hinausblicken in die dunkle Stadt Kars.

Trotz der Kälte machte sich Don Curry auf den Weg Richtung Innenstadt. Nur 300 m von seinem Hotel entfernt erhebt sich die eindrucksvolle Burg von Kars, zu ihren Füßen weitere historische Gebäude, wie eine alte Brücke, eine armenische Kirche und mehrere Moscheen und Hammams. Auch Restaurants reihten sich hier aneinander. Don Curry wählte eher zufällig eines aus und stand in einer Wohnung, von der zwei Räume als Gästezimmer des Restaurants genutzt wurden, daneben Küche und Vorratsraum. Da die Speisekarte ausschließlich auf Türkisch existierte, fragte der Wirt einen Gast vom Nebentisch um Übersetzungshilfe. So konnte Don Curry mit dessen Beratung eine Gemüsesuppe und die Spezialität der Stadt Kars bestellen: Gans! Natürlich reichte der Wirt zusätzlich noch diverse Salate und Pasten, und Don Curry konnte sogar ein Bier bestellen. Als "Gans" wurde ihm dann ein Gänseschulterblatt mit Flügel auf einem Bett von würzigem Bulgur serviert. Das von den Knochen zu lösende Fleisch musste hart erkämpft werden, zeigte sich aber als ziemlich schmackhaft. Besondere Spezialitäten sind aber auch in Anatolien teuer: für sein sättigendes Mahl zahlte Don Curry 14 €.

Danach eilte er schnell zum Hotel zurück. Das Thermometer zeigte 1° C. Das warme Zimmer ließ ihn das bald vergessen, und der Gedanke, dass er sein Ziel tatsächlich erreichen konnte. Er hatte den Ararat gesehen - in voller Pracht!


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