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Slowenien: Maribor, Ljublana, Bled

Veröffentlicht: 16.07.2022

Tag 34 - 9. Juli: Szentgotthard - Grenze nach Slowenien - Bad Radkersburg - Mureck - Maribor 105 km - Gesamt: 3160 km

Es ist der letzte Tag für uns auf dem EuroVelo 13, denn nach 17 km und einer kraftraubenden Steigung mit 13 % erreichen wir die Grenze zu Slowenien und biegen rechts ab Richtung Kuzma.  Der IronCurtainTrail macht einen Schlenker nach links in Richtung Hodos. Nächstes Jahr sehen wir uns hoffentlich wieder. Der Grenzübertritt nach Slowenien ist der sechste auf dieser Reise, und nirgends war ein Schlagbaum und niemand kontrollierte uns. Unseren Ausweis haben wir nur hin und wieder in den Unterkünften vorzeigen müssen. Wir waren beide noch nie in Slowenien und sind gespannt, was uns erwartet. Ganz sicher Berge und Seen, wobei uns die Anstiege  mehr beschäftigen werden als die Bademöglichkeiten. Slowenien ist ein Musterschüler der EU, der es seit 2004 angehört. Niedrige Arbeitslosigkeit und ein hohes Wirtschaftswachstum sorgen für Wohlstand, vor kurzem wurde die rechtspopulistische Regierung abgewählt, und es ist ein Vorbild im Bereich nachhaltige Entwicklung. Unser erster Ausblick erinnert uns  ein wenig an das Baselbiet, hügelig und üppig grün. Bis Kuzma geht es bergab und dann auf kleinen Nebenstraßen zügig wieder auf die österreichische Seite und ins beschauliche Bad Radkersburg mit schöner Altstadt. Die nächsten 30 km fahren wir eben auf dem Murradweg, der hier Teil des EV 9 ist. Mit einer kleinen Fähre setzen wir über auf die slowenische Seite. Dort erwartet uns gleich ein happiger Anstieg mit 16%, der uns alles abverlangt. Belohnt werden wir damit, dass es bis kurz vor Maribor stetig leicht bergab geht. Für Maribor haben wir uns dafür entschieden, mal wieder das Zelt auf dem Campingplatz aufzustellen, was Dominique sehr freut und mich die Qualen der Anstiege ( mit Zelt im Gepäck!) besser nachvollziehen lässt.

Tag 35 - 10. Juli: Ruhetag in Maribor

Es ist Sonntag und am Morgen regnet es kräftig - ideal für einen Tag Radpause und den Besuch von Maribor, der zweitgrößten Stadt Sloweniens. Von unserem Campingplatz, direkt am Pohorje, dem Hausberg Maribors, an dem auch Ski-Weltcuprennen veranstaltet werden, radeln wir zur Altstadt. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen, und im Verlauf des Tages zeigt sich mehr und mehr die Sonne.     Als erstes besuchen wir den Hauptplatz mit dem schön renovierten spätbarocken Rathaus und den herausgeputzten Bürgerhäusern. Maribor war 2012 Kulturhauptstadt Europas und hat offensichtlich einiges in den Erhalt der alten Bauten investiiert und diese auch mit ansprechenden Infotafeln versehen. Gleich um die Ecke ist die Kathedrale im gotischen Stil mit langem, hohem Hauptschiff. Durch schöne Gassen kommen wir zum Stadtschloss, das der Stadt den Namen gab (Marburg). Es beherbergt heute das Stadtmuseum, das am Sonntag leider geschlossen hat. Gleich nebenan ist der Platz der Befreiung mit dem Befreiungsdenkmal, das an die mehr als 700 Todesopfer erinnert, die von den Nazis wegen angeblich kommunistischer Umtriebe ermordet wurden. Es ist gestaltet wie ein alter Helm und zeigt in den Helmöffnungen große, stilisierte Fotos der Opfer. 

Wir spazieren über eine der Brücken über die Drau, von wo man einen schönen Blick auf die Altstadt hat. Dort direkt am Ufer findet man die alte Weinrebe, die seit 400 Jahren immer wieder Reben tragen soll. Wir lassen uns dadurch zu einem Glas Weißen in der Bar nebenan animieren. 

Tag 36 - 11. Juli: Maribor - Celje - Šempeter 80 km

Den Weg nach Ljubljana teilen wir auf zwei Tage auf und fahren auf gut ausgebauten Nebenstraßen durchs Hinterland, das uns häufig an die Schweiz oder den Schwarzwald erinnert. Trotz ein paar Anstiegen kommen wir gut voran und sind nach einer Pause in Celje, das nicht viel zu bieten hat, am späten Nachmiittag auf dem Campingplatz, wo wir herzlich und in gutem Deutsch begrüsst werden. Es fällt uns auf, wie gut die Bevölkerung Englisch und Deutsch spricht , v.a. im Tourismussektor. 

Tag 37 - 12. Juli: Šempeter - Kamnik - Ljubljana 65 km 

Bei idealem Wetter fahren wir gut gelaunt los und kommen auch gut voran. Auf einer kleinen Straße müssen wir auf 650 m hoch und dürfen uns dann bis Kamnik treiben lassen, denn es geht fast nur bergab. Kamnik liegt am Fuße der Steiner Alpen, die auch Grenzgebirge zwischen Österreich und Slowenien sind. Wir sind schon kurz nach 14 Uhr in Ljubljana und haben nun Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang durch die beeindruckende Altstadt. Wir treffen gleich auf den Prešeren-Platz mit der Franziskanerkirche in rosa und den Drei Brücken, die Schlüssel- und Treffpunkt der Stadt sind. Sie verbinden die Waldhügel mit der Burg und alle wichtigen Gassen der Altstadt. Schon im Mittelalter stand dort eine strategisch bedeutende Brücke, die Nordosteuropa mit dem Balkan verband. Die später gebaute Steinbrücke wurde durch zwei Fußgängerbrücken ergänzt und mit Steinbalustraden versehen, ein genialer architektonischer Schachzug. Heute sind alle drei nur noch für Fußgänger geöffnet und strahlen eine ganz besondere Atmosphäre aus. Von dort geht auch die Ulica Čopova ab, in der sich prachtvolle Häuser im Jugendstil wie das Kaufhaus Urbanc befinden. Wir spazieren am Fluss Lubljanica entlang durch die malerischen Gassen und besichtigen dann den barocken Dom aus dem frühen 18. Jahrhundert. Von dort ist es nicht mehr weit zum Aufstieg zur Burg, die seit rund 900 Jahren auf dem Hügel über der Stadtmitte thront. Von dort hat man eine wundervolle Aussicht auf die Altstadt und die Hügel der Umgebung. Wieder in der Altstadt überqueren wir die Schusterbrücke und kommen zum großen Kongressplatz mit dem prächtigen Universitätsgebäude. Unweit entfernt steht das Gebäude der Slowenischen Philharmonie. In den Gassen laden unzählige Bars und Cafés zu einem Apéro ein, was wir gerne annehmen. 

Tag 38 - 13. Juli: Ljubljana - Kranj - Radovljica 55 km

Wieder strahlt die Sonne und schnell lassen wir die lärmende Stadt hinter uns. Bis Kranj ist der Weg gut zu finden und auch leicht zu fahren. Danach gibt es noch ein paar Hügel zu überwinden bis wir in Radovljica ankommen, einem kleinen Ort am Rande des Triglav Nationalparks. Hier machen wir für zwei Tage Halt, um die Umgebung, insbesondere den Nationalpark mit den Rädern ohne Gepäck zu erkunden. Von unserem Zimmer hat man einen herrlichen Blick auf die Karawanken und die Julischen Alpen mit dem Triglav, den mit 2864 m höchsten Berg Sloweniens. Wir erkunden Radovljica, eine schöne Kleinstadt mit Häusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert sowie einem Schloss im Barockstil.  

Gesamt: 3360 km 

Tag 39 - 14. Juli: Tour auf die Pokljuka im Triglav Nationalpark (ohne Gepäck) 60 km 

Ziel heute ist die Pokljuka, eine alpine Hochebene, mit dem Biathlonstadion auf 1345 m. Da unser Startort Radovljica auf rund 500 m liegt, erwartet uns ein langer und mühsamer Anstieg, der durch die schöne Umgebung etwas erleichtert wird. Ganz hart wird es allerdings mental, als eine Bergläuferin mit Hund mich im ersten Anstieg überholt. Da gilt nur, nicht überlegen und weiter in die Pedale treten. Und das noch eine ganze Weile. Und wie so oft eröffnet sich der Blick auf eine schöne Hochebene mit kleinen Hütten, Wiesen und einigen Kühen. Kurz durchschnaufen und dann die letzten sechs Kilometer bis zum Stadion in Angriff genommen. Außer einem Hotel und dem Schießstand gibt es dort im Sommer nicht viel zu sehen. Der Parkplatz ist allerdings voll, da man von hier aus verschiedene Wanderungen machen kann, u.a. auch zum Triglav. 

Für den Rückweg wählen wir enge Sträßchen, die zum Glück kaum von Autos befahren sind. Es geht sehr steil ins Tal über Weiden und Wälder und wir sind froh, dass unsere Bremsen immer noch gut funktionieren. Von oben sieht man tief im Tal schon unseren Zielort, Bohinjska Bistrica, doch wir machen noch einen Schlenker zum größten slowenischen See, dem Bohinjsko jezero auf 530 m. Jetzt im Hochsommer ist er ein beliebter Badesee. Von dort sind es nur noch ein paar Kilometer bis Bohinjska Bistrica, wo wir den Zug nach Bled nehmen und vom Bahnhof am Bleder See zurück nach Radovljica radeln. Am Abend spielt vor dem Schloss eine südamerikanische Combo - wir genießen es sehr, mal wieder Musik live zu hören.

Tag 40 - 15. Juli: Tour zum Fuße der Karawanken (ohne Gepäck) 60 km

Heute entscheiden wir uns für getrenntes Programm und treffen uns dann in Begunje. Dominique besucht dort das Museum des berühmten slowenischen Volksmusikers Slavko Avsenik, der mit seinen Original Oberkrainern, einer der ganz großen Stars der Volksmusik war. Seine Familie betreibt ein großes Gasthaus in Begunje, an das das Museum angegliedert ist. Als ich schließlich dort ankomme, habe ich wieder einige Höhenmeter in den Beinen, aber auch schöne Ausblicke in Erinnerung. In Begunje ist ein Besuch des Alpinmuseums der Skifirma Elan Pflicht. Die Firma entstand gleich nach dem II. Weltkrieg und stellte zunächst jährlich 400 Holzskier für Alpin, Skispringen und Langlauf her. Der Markt wurde dann in Absprache mit der sozialistischen Regierung auf Belgien und die USA erweitert. Eng verbunden ist der Name Elan mit Ingemar Stenmark, der während seiner ganzen Karriere nur Elan-Ski fuhr.  Zu dieser Zeit war es noch möglich, dass jemand die gesamte Saison mit dem gleichen Paar Ski bestritten hat. Heute ist Elan aus dem Renngeschäft ausgestiegen und stellt nur noch Ski für den Freizeitbereich her. 



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