DoHaRad‘nRoll
DoHaRad‘nRoll
vakantio.de/doharadnroll

Andalusien und Extremadura

Veröffentlicht: 20.05.2024

EV-Radtag 11 (17. Mai): Isla Cristina - Valverde del Camino - Minas de Riotinto 105 km 

Am Morgen stellt Dominique fest, dass die Halterung des Lowriders sich auf den holprigen Schotterwegen gelöst hat. Nach kurzem Telefonat mit VeloGellert in Basel ziehen wir die Schellen neu fest, doch nach 20 km stellt sich das Problem erneut. Wir schaffen es bis Gibraleon, wo uns ein Automechaniker mit entsprechendem Werkzeug und Sachverstand fast alles neu justiert. Aber leider nur auf einer Seite, was am nächsten Tag erneut zu Problemen führen wird. Aber, alles der Reihe nach!

Die heutige Strecke führt vom Meer in die Hügel des Kupfererzabbaus, Riotinto.  Den größten Teil der Strecke fahren wir auf dem Seitenstreifen der N 431 bei starkem Verkehr. Dafür entschädigen uns 25 km auf gutem Weg, dem Via Verde Molinos del Agua, der Radfahrern und Wanderern vorbehalten und Teil des EV 1 in Spanien ist. Wunderschön! Es ist wie in einem Traum, was die Natur hier zu bieten hat: Pflanzenvielfalt, blühende und duftende Blumen. Nach einer stärkenden Pause in Valverde del Camino treffen wir auf die N 435 und viel Verkehr. Die ständigen Wechsel zwischen knackigen Anstiegen und den Abfahrten kosten uns die letzten Kräfte. Nach 20 km kommt endlich die Abfahrt nach Riotinto, doch wir müssen auf 5 km nochmals alles geben bis wir das große Hospital von Minas de Riotinto sehen. Es steht auch für die lange Geschichte des Bergbaus in Riotinto und wirkt deshalb überdimensioniert. Seit 1875 wurde durch die Engländer in großem Stil Kupfererz abgebaut und mit der neu erbauten Eisenbahnlinie nach Huelva transportiert. Wir sind heute 25 km auf der alten Trasse mit unseren Rädern gefahren. 2001 wurde die letzte Grube geschlossen, wegen der gestiegenen Rohstoffpreise ist die Mine seit 2016 wieder aktiv. Unser Freund Agustin weist uns auch darauf hin, dass Riotinto Ursprung.der spanischen Arbeiterbewegung ist. Die Minenarbeiter waren immer sehr kämpferisch und hatten die härtesten Streiks. Bei einer Protestkundgebung im Jahr 1888 ließen die Eigentümer 100 Zivilisten durch spanische Soldaten erschießen. 

Riotinto gilt auch als Wiege des spanischen Fußballs. Football“ wurde in Spanien erstmals in Minas de Riotinto gespielt, eingeführt durch die sich ab der Bergwerksübernahme 1873 dort niederlassenden Engländer. Die Engländer suchten nach getaner Arbeit Zerstreuung und Abwechslung in einem Dorf, das Freizeitvergnügen nicht zu bieten hatte, und so begannen sie, das in ihrer Heimat beliebte Fußballspiel zu beleben. Die Einheimischen wunderten sich über diesen seltsamen Zeitvertreib, eine Kugel mit Fußtritten zwischen zwei von einem sogenannten „goal-keeper“ bewachte Pfosten zu schießen – und entsetzte Mütter untersagten den Töchtern des Dorfes, diesem in kurzen Hosen ausgetragenen Spektakel zuzuschauen. Die Fußballbegeisterung steigerte sich mit der Zeit derart, dass in den Zwanziger Jahren mehr als 20 Fußballmannschaften bzw -vereine existierten. 

EV-Radtag 12 (18. Mai): Riotinto - Aracena - Segura de Leon 70 km

Wir fahren durch einsames Gebiet - es begleiten uns tausende von Olivenbäumen, ein paar Rinderherden und einige Stauseen, die wichtig für die Versorgung mit Trinkwasser und die  Bewässerung der Plantagen im Süden sind. Und wir haben viele Höhenmeter zu bewältigen, insgesamt 1300 hm. Dominique bewältigt dies im Stile eines Vuelta-Radlers, ich keuche als Hobby-Radler hinterher. Wir schaffen es aber beide, in bester Stimmung in Segura anzukommen. Dies liegt auch an der schönen Landschaft, wir genießen die Weite und die Einsamkeit. Auf den ersten 30 km hat es noch viel Verkehr, die Leute scheinen auf dem Weg ins Pfingstwochenende zu sein. Dominiques Lowrider macht wieder Probleme, offensichtlich sind die Taschen nicht richtig fixiert. In dem schönen Dorf Aracena legen wir eine Pause ein und stärken uns für die Weiterfahrt. Nach dem Einkauf im Supermarkt schauen wir nochmals nach den Fronttaschen und stellen dabei fest, dass eine Mutter an der Aufhängung des Lowriders fehlt. Zum Glück haben wir das jetzt festgelegt - unterwegs hätte das fatale Folgen haben können - und zum Glück gibt es eine Ferrateria um die Ecke. So können wir das Problem recht schnell beheben. 

Wir verlieren nach Aracena rund 300 Meter der schwer erarbeiteten Höhe, das ganz normale Schicksal der Radler! In einem kleinen Dorf schon wieder weiter oben gibt es nochmals eine Pause bevor die letzten 400 hm anstehen. Davor nochmals Justierung des Lowriders. Dank Haralds Werkzeug, fixieren wir nun das Ganze nochmals stärker und besser. Nun bin ich,Dominique wieder fahrtüchtig. Die letzten Anstiege und Kilometer fordern uns noch tüchtig und wir sind glücklich, endlich die 1400 hm geschafft zu haben. Segura liegt in einer Senke, wunderbar anzuschauen mit den weißen Häusern und dem Castello. Ein Glück, dass es hier ein Hotel gibt und uns trotz geschlossener Küche noch ein Nachtessen zubereitet wird. 

EV-Radtag 13 (19. Mai): Segura - Merida 125 km

Was haben wir im Vorfeld nicht alles über die Extremadura gehört. Einsam, heiß, bergig, abgelegen.. Man könnte meinen, dass man es mit extrem hart übersetzen kann, tatsächlich bedeutet es 'jenseits des Duero'. Manches Vorurteil können wir schnell bestätigen, die Region ist abgelegen, am nordwestlichen Rand Spaniens und es leben dort nur wenige Menschen. Wir empfinden das als schön und interessant, fahren durch die hügelige Landschaft bergauf und bergab, vorbei an unzähligen Olivenbäumen,  vereinzelt ein paar Pferde, Schaf- und Kuhherden. Dann hat es auch Stein- und Korkeichenhaine, in denen das schwarze Iberische Schwein (cerdo iberico) zu Hause ist, das sich hauptsächlich von den Eicheln ernährt. Nach 30 km kommen wir in die nächste größere Ortschaft, in der aber an diesem Pfingstsonntag alles geschlossen ist. Wir treffen einen Holländer, der seit Karfreitag unterwegs ist, demnach in Sevilla seine Frau trifft, die mit dem Auto kommt. Mit ihr fährt er gemeinsam bis Gibraltar, dann holen sie das Auto, womit der Randtransport nach Hause auch gelöst ist. Holländer sind da offensichtlich ziemlich erfindungsreich - wenig später treffen wir ein Paar, das die Räder bis Pau mit einem besonderen Bus mitnehmen könne. Mit dieser Organisation ist offensichtlich auch Bas gereist, den wir am nächsten Tag in Merida treffen. Er hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele europäische Hauptstädte mit dem Rad zu besuchen. Er ist auf dem Weg nach Lissabon, wo ein holländisches Busunternehmen sein Fahrrad wieder nach Hause transportiert.

 Da in Fuento de Cantos also nichts zu bekommen ist, müssen wir noch 25 km bis Zafra radeln. Wir merken, dass das spanische Frühstück für die Anstrengungen nicht ausreicht und kommen in Zafra mit einem Hungerast an. Danach kommen wir bald wieder auf die N 630, die aber kaum befahren ist. So kommen wir zügig voran, die dringend benötigte Pause in Almendralejo muss leider mangels Angebot ausfallen. Erst 15 km vor Mérida finden wir ein Café und sind darüber sehr froh. Mérida erreichen wir über die römische Brücke.

Montag, 20. Mai: Mérida (Ruhetag)

Es lohnt sich für uns, einen Tag in der Hauptstadt der Extremadura Pause zu machen. Zum einen können die Beine ruhen, zum anderen war Mérida zur Zeit des Römischen Reichs Hauptstadt der Provinz Lusitania und hat aus dieser Zeit noch einige beeindruckende Gebäude. Zu nennen ist das große Amphitheater, gleich nebenan das Römische Theater, eine beeindruckende Ausgrabung eines römischen Hauses mit  seinen Bodenmosaiken, der Arco de Trajano und der Tempel der Diana. Sehr beeindruckend auch das Alcazaba neben der Römerbrücke, eine muslimische Befestigungsanlage aus dem 9. Jahrhundert sowie die Basilica der Santa Eulalia. Unser Tag ist gut gefüllt.

Antworten (3)

Anke & Steffen
Bom Dia, Boenos tardes und Moin ihr Lieben, voller Freude, Neugier, Staunen und Bewunderung haben wir Eure Berichte bisher verfolgt. Tolle Leistung, ihr seid unsere Helden :-) Vielen Dank für die sehr eindrückliche Schilderung der Strecken, eurer Empfindungen und Gedanken sowie die schönen Bilder. Ab dem 09. waren auch wir auf den Sätteln von Kassel nach Cuxhaven. Nicht so lange Etappen und deutlich weniger hm. Als wir am Abend des 16.05. Euren Bericht vom 14.05. lasen, mussten wir an Eure Iron-Curtain-Trail Tour Teil 2 denken, als wir uns um 1 Tag in Lübeck verpasst hatten. So war es auch diesmal, wenn auch nur thematisch. Am Abend nach dem Check-in wollten wir nicht mehr weit laufen. So hatte Anke bei der Anfahrt zum Hotel ein Portugiesisches Restaurant gesehen, und meinte das läge am Nähesten. Nicht lange überlegt und hin. Der Name des Restaurants, "Sagres", gutes Essen, hilfsbereites portugiesisches Personal (Familie) und ein Pärchen am Nachbartisch, die Portugal lieben und uns die Story mit der "letzten Bratwurst vor Amerika" in Sagres erzählen. Wir waren Euch also wieder ganz nah. Ansonsten sind wir wohlauf und hoffen das gleiche von Euch. Genießt weiterhin die Tour. Wir freuen uns auf weitere spannende Berichte. Seid lieb gegrüßt von Anke & Steffen

Sie tun es wirklich gut … kuche auf die Karte ihre Etappen . Schone Bilder . Bin neidisch 😂😂 Grüße von Dirk und Ariane aus Belgiën

Harald
Danke! Es ist immer wieder erstaunlich, durch welche Landschaften wir fahren!