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Berichte aus meinem ersten Urlaub

Veröffentlicht: 22.11.2022


Vom 31.10. bis zum 04.11. war ich für fünf Tage meinem ersten Urlaub hier in Mexiko. Zusammen mit Carmen und ihrer Freundin Arcelia ging es in den Bundesstaat Oaxaca, der südlich unterhalb von Puebla liegt. Wir haben fünf wundervolle Tage verbracht, mit vielen imposanten Eindrücken von diesem vielfältigen Land, seiner Geschichte, seinen Traditionen und Menschen.

Am 31.10. ging es morgens gegen 7:30 Uhr mit dem Auto los. Zuerst haben wir Carmens Freundin Arcelia in Puebla abgeholt und uns dann auf den Weg nach Oaxaca begeben. Unser erstes Ziel war Oaxaca de Juárez, die Hauptstadt des gleichnamigen Bundestaates. Nach einem etwa fünfstündigen Trip mit viel Musik, Gesang und einer sich ständig ändernden Landschaft (die Farbe des Sandes der Berge änderte sich im Laufe der Fahrt von braun über rot bis hin zu grün und weiß und wir sind an "Wäldern" der verschiedensten Kakteenarten vorbei gefahren) kamen wir in der Stadt an. Wir haben uns zur Erkundung der Stadt aufgemacht, sind durch die bunt geschmückten Straßen gelaufen, waren auf Märkten, in Kirchen, einem Textilmuseum und haben entspannt ein Käffchen getrunken. Oaxaca ist eine sehr hübsche, künstlerische und internationale Stadt, mit einem historischem Zentrum und malerischen Gebäuden. Die gesamte Stadt war an diesen Tagen bunt geschmückt, da hier in Mexiko am 01. und 02.11. der "Día de Muertos (Tag der Toten)" gefeiert. An jeder Ecke waren "Catrinas", Blumendekorationen oder Altare zu finden. "La Catrina" ist eine elegant gekleidete Skelett-Dame und ist zu einem Symbol des Día de Muertos geworden.

Ein Altar bzw. "Ofrenda"

Der Día de Muertos ist ein Fest in Mexiko, an dem mit vielen Farben, Positivität und Freude den Toten gedacht wird. Der Tag basiert auf dem Glauben, dass zu Beginn des Novembers die Seelen der Verstorbenen auf die Erde zurückkehren um ihre Familien besuchen. Da die Seelen der Sage nach schon ein wenig debil sind und schlecht sehen können, gilt es ihnen mit der Farbe Orange den Weg zu zeigen.  Orange sei die einzige Farbe, die die Toten sehen können. Um einen Wegweiser für die Toten zu gestalten wird die orangene Blume "Cempasúchil" verwendet, die schon ein paar Tage zuvor überall in den Städten und Häusern zu sehen ist. Der angezeigte Weg führt die Toten zu einem für sie vorbereiteten Altar, den die Familien in ihren Häusern aufstellen. Der Alter wird "Ofrenda" genannt. Die Ofrendas werden verziert mit Blumen, Kerzen, Fotos der Toten und Heiligen und "Opfergaben" für die Toten. Darunter zum Beispiel ihr Lieblingsessen oder -getränke, da sie eine weite Reise auf die Erde hinter sich haben, ein spezielles, süßes Brot, das "Pan de Muertos (Brot der Toten)", das extra zum Día de Muertos verkauft wird, und Tequila oder Zigarren. In vielen Regionen Mexikos wird am 02.11. auf den Friedhof gegangen, um die Toten zu besuchen. Die Familien schmücken die Gräber mit Blumen, Kerzen und Trinken und Essen und der gesamte Friedhof erstrahlt an diesem Tag in bunten Farben. Zusammen wird der Abend auf dem Friedhof verbracht und es wird mit den Verstorbenen geredet, zusammen gegessen und getrunken und der gemeinsamen Zeit gedacht. Nach dem zweiten November endet der Besuch der Toten. Damit auch alle Seelen wieder zurück in das Jenseits kehren und es sich nicht auf der Erde gemütlich machen, verkleiden sich die Menschen als Skelette um die Verstorbenen dazu zu bewegen, dorthin zurückzukehren, wo sie hiergekommen sind. 

Insgesamt wird dem Tot hier also sehr anders begegnet als in Europa. Der Día de Muertos ist ein Fest der "Alegría" =, der Freude, um den Toten zu gedenken und sie zu feiern, anstatt ihrem Tot mit Trauer zu begegnen. Meiner Meinung nach eine sehr schöne Tradition.

Am ersten Tag haben wir also die Innenstadt von Oaxaca erkundet. Bevor wir abends in das Dorf unserer Bleibe gefahren sind, haben wir noch einen Abstecher in die Stadt Santa María del Tule gemacht, zum breitesten Baum der Welt: Die Sumpfzypresse "Árbol del Tule". Der Stamm des Baumes hat einen Umfang von knapp 42 Metern und der Baum ist fast 2.000 Jahre alt! Als ich vor ihm stand habe ich mich gefragt, was in diesen 2.000 Jahren wohl alles schon um den Baum herum passiert ist (und noch passieren wird).

Der Árbol del Tule

Nach einer kurzen Foto-Session an dem Baum sind wir dann aber tatsächlich in das Dorf gefahren, in dem wir die kommenden vier Tage unterkommen sollten. Eine Freundin von Carmen, Chrispi, wohnt in dem Dorf "Teotitlán del Valle", in der Nähe der Stadt Oaxaca, und hat uns super gastfreundschaftlich für die vier Tage unseres Urlaubes bei sich aufgenommen. Chrispi ist schon 62 Jahre alt, spricht spanisch und zapoteco, eine indigene Sprache Mexikos, und stellt Teppiche und Taschen her, die sie zusammen mit ihrer Familie auf den verschiedensten Märkten verkauft. Sie hat uns die vier Tage, die wir bei ihr gewohnt haben, gut umsorgt und uns auch zu Treffen mit ihrer Familie eingeladen. Jeden morgen gab es von ihr zubereitete Heiße Schokolade mit Pan de Muertos  (Oaxaca ist hier bekannt für die gute Schokolade) und auch zu den weiteren Mahlzeiten hat sie für uns gekocht, wobei ich mich meistens mit Tortillas begnügt habe, da hier doch sehr viele Gerichte mit Fleisch sind. 

Pan de Muertos (literally mit einem Toten verziert)

Nach unserer Ankunft in Chrispis Haus haben wir uns erst ein wenig mit Chrispi und ihrem Sohn Augustín, der auch in dem Haus wohnt, unterhalten und anschließend ging es für uns ins Bett, um uns von dem ersten, eindrucksvollen Tag zu erholen.

An unserem zweiten Tag sind wir morgens zur "Hierve el Agua" gefahren, über einen Weg, der uns in einer Spirale hoch über die Berge geführt hat, mit einer fantastischen Aussicht. Es war ein warmer, sonniger Tag, mit später knapp 28 Grad. An dem Ort "Hierve el Agua" bekamen wir beeindruckende Felstransformationen in Form von versteinerten Wasserfällen und natürliche Bäder zu Gesicht, sowie einem weitreichenden, wunderschönen Ausblick auf das Tal. 

Hierve el Agua

Nach dem Besuch der Hierve el Agua haben wir uns nach San Pablo Villa de Mitla begeben. Mitla ist eine archäologische Ausgrabungstätte. Es handelte sich vermutlich um eine religiöse Stätte der Zapoteken, eines der indigenen Völker Mexikos, die dort ca. bis 900 zugegen waren. Danach wurde das Gebiet bis 1500 von den Mixteken übernommen. (https://www.planet-mexiko.com/oaxaca/mitla/). Insgesamt sind fünf restaurierte Bauten auf dem Gelände zu finden, die mit einmaligen Ornamenten verziert sind. Hauptattraktion ist der erhaltene "Säulenpalast". Das Gelände mit den grünen Kakteen um die kunstvoll gestalteten, präkolumbianischen Bauten herum ist sehr eindrucksvoll und auf jeden Fall einen Besuch wert.

Die Stätte Mitla

Unser dritter und letzter Anlaufpunkt an diesem Tag war eine Mezcaleria, die auf unserem Weg lag. Eine Mezcaleria ist, ein Ort, an dem Mezcal hergestellt und verkauft wird. Ein Mitarbeiter hat uns eine kleine Führung auf dem Gelände gegeben und uns gezeigt, wie der Mezcal hergestellt wird. Mezcal ist ein Schnaps (40 Vol.-%) und wird aus Agaven hergestellt, genauer gesagt dem dem Herzen der Agaven, ihrem Stamm. Die Agavenstämme werden in einer Erdgrube voller heißer Steine gesammelt, mit Erde bedeckt und verweilen dann dort einige Tage unter der Erde, bis sie weichgekocht sind. Danach wird die Agave mit Hilfe eines Pferdes gemahlen und anschließend circa eine Woche lang fermentiert und danach zwei Mal gebrannt. Nach der kleinen Tour haben wir uns durch verschiedene Mezcalsorten durchprobiert und die besten mit nach Hause genommen (ausgeartet ist es aber natürlich nicht). 

Am Mittwoch sind wir zu der bekannten Pyramidenstätte "Monte Albán" gefahren. Monte Albán war die Hauptstadt der Zapoteken und hatte ihre Hochphase wohl zwischen 500 v.Chr. und 500 n. Chr. (https://mexiko.de/monte-alban/). Auf dem ausgegrabenen Gelände befinden sich Pyramiden, Paläste, unterirdische Tunnel und ein Ballsportplatz. Als wir über das Gelände blickten erzählte mir Arcelia, dass die Zapoteken Wettkämpfe in Form von Ballspielen veranstalteten, bei denen die Gewinner anschließend den Göttern geopfert wurden. Die Opferung an einen Gott galt hierbei als eine Ehre. In der Stätte sind außerdem verschiedene Reliefs ausgestellt, die "Dazantes" (Tänzer) genannt werden. Welche Bedeutung die auf den Reliefs dargestellten Motive haben ist umstritten und es entstehen immer wieder neue Theorien. Zum Teil zeigen die Reliefs wohl gar keine Tänzer, sondern Kriegsgefangene, die gefoltert werden und daher in ungewöhnlichen Köperpositionen dargestellt werden. Manchmal frage ich mich, ob die Völker damals tatsächlich so schreckliche Dinge getan haben, oder ob dies etwas ist, dass sich die Europäer ausgedacht haben, um rechtfertigen zu können, dass sie die Völker eroberten und ihnen ihre eigene Kultur und ihren Glauben aufzwangen. Der Besuch der Stätte war auf jeden Fall sehr interessant und unglaublich an einem so alten Ort mit so viel Geschichte zu stehen. 

Die Pyramiden in Monte Albán

Nach dem Besuch der Pyramiden sind wir zu dem Ort gefahren, an dem sich die Macher*innen des Disneyzeichentrickfilms "Coco- Lebendiger als das Leben!" inspiriert haben: Eine Werkstatt, in der  sogenannte "Alebrijes" aus Holz geschnitzt werden. Alebrijes sind aus Mexiko stammende Fantasiewesen, die aus Pappe oder Holz hergestellt und in den buntesten Farben beeindruckend bemalt werden. In dem Film Coco treten sie als Begleitwesen der Charaktere in der Geisterwelt auf. Wir haben einen Rundgang in der Werkstatt erhalten, wo wir den Mitarbeiter*innen beim schnitzen und bemalen der Alebrijes zusehen konnten, feinste Handarbeit. Außerdem wurde uns demonstriert, wie die kräftigen Farben aus natürlichen Materialien hergestellt werden, wobei Schildläuse, aus denen Karmin gewonnen wird, die Grundlage bilden. Die Werkstatt ist insgesamt wirklich schön gestaltet und die Arbeit sehr beeindruckend. Zum Teil sitzen die Arbeitenden über mehrere Monate an einem Alebrije, um es fertigzustellen.

Ein Alebrije

Auf die Besichtigung der Werkstatt folgte ein kurzer Abstecher in ein nahegelegenes Dorf, in dem es eine Reihe von Läden gibt, die Kunstwerke wie Vasen, Figuren und Geschirr aus "Barro Negro" verkaufen. Barro Negro ist ein schwarzer Ton, der nur in Oaxaca zu finden ist. Um den Ton schwarz glänzen zu lassen, wird vor dem Brennen eine bestimmte Poliertechnik verwendet, die eine Töpferin Namens Doña Rosa in den 50er Jahren entdeckte.

Totenkopf aus Barro Negro

Da dieser Tag Mittwoch der 02. November war, also der Tag der Toten, haben wir den Abend zusammen mit Chrispis Familie auf dem Friedhof verbracht. Die Familie hatte Stühle mitgebracht, um sich gemeinsam um das Grab von Chrispis verstorbenen Mannes Don Felix zu setzten. Dort haben wir uns unterhalten, gemeinsam Snacks gegessen und mit Bier und Mezcal angestoßen. Für jede neue Runde wurde auch ein wenig Mezcal oder Bier für Don Felix auf seinem Grab verschüttet, um ihn an dem Geschehen teilhaben zu lassen. Außerdem konnten wir beobachten, wie sich der bunt geschmückte Friedhof mit immer mehr Familien füllte. Als es langsam dunkel wurde, hat eine "Banda" (Musikgruppe) die Runde gemacht und auch für Don Felix um uns und sein Grab herum eines seiner Lieblingslieder gespielt. Das mag alles vielleicht ein wenig verrückt klingen, aber irgendwie auch schön, dass auf diese Art und Weise den Toten gedacht wird, sie so immer noch Teil des Lebens sind und mit positiven Gefühlen in Erinnerung bleiben.

Der bunt geschmückte Friedhof

An unserem letzten ganzen Urlaubstag, Donnerstag den 03.02., sind wir morgens durch das Dorf geschlendert und haben uns entspannt einen Kaffee und Kekse in einem Café gegönnt. Das Dorf Teotitlán ist ein kleines charmantes Örtchen, das bekannt ist für die Qualität und Schönheit der Wolltextilien, die dort mit großen Holzwebstühlen hergestellt werden. Dazu zählen Teppiche, Jacken, Taschen und Vorhänge in allen möglichen Formen, Farben und Mustern. Die Handwerke gibt es dort in vielen kleinen Läden oder auf den Märkten zu kaufen.

Der Holzwebestuhl in Chrispis Haus

Am Nachmittag sind wir zusammen mit der Familie von Chrispi für ein Picknick an einen ruhigen See in einem Naturpark gefahren. Zu essen gab es Früchte, Nüsse, Sandwiches und Tortillas. Es war ein sehr schöner und entspannter Nachmittag mit netten Unterhaltungen mit den Kindern und Enkelkindern von Chrispi. Ich habe mich von der gesamten Familie sehr willkommen gefühlt. Ich freue mich immer wieder darüber, wie gastfreundlich und offen die Menschen hier sind.Nach dem Picknick sind Carmen, Arcelia und ich noch einmal in die Stadt Oaxaca gefahren, um dort eine letzte Runde zu drehen und ein paar Souvenirs einzukaufen und damit war unser Urlaub auch schon fast zu Ende.

Wir Urlaubmachenden zusammen mit Chrispi

Am nächsten Morgen haben wir uns gegen 9 Uhr zurück auf den Heimweg gemacht. Hinter uns lagen vier aufregende Tage voller neuer Eindrücke: die Erforschung der Geschichte des Landes und den Traditionen und Lebensweisen alter Völker, die Entdeckung malerischer Landschaften, Naturwundern und Kunsthandwerken und nicht zu vergessen das Kennenlernen des Lebens auf einem weiteren mexikanischen Dorf, sowie den Traditionen, die sie an einem Feiertag wie den "Día de Muertos" nachgehen.

Ich habe mich über jede Sekunde dieses Urlaubes gefreut und bin sehr dankbar dafür, all diese Erfahrungen hier machen zu dürfen. Meine nächste Reise kann ich kaum abwarten!

Ich hoffe euch allen in Deutschland geht es gut, und dass ihr nicht eingeht bei der Kälte ;) Ich genieße hier immer noch jeden Tag Sonne bei um die 20 Grad und auch hierfür bin ich zur Zeit sehr dankbar.

Ich sende euch ganz liebe Grüße aus Mexiko, bis zum nächsten Mal

Sandy




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