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Tag 120-122 – Der trojanische Van

Veröffentlicht: 22.01.2019

Unser Plan dem schlechten Wetter zu entfliehen, klappte überraschend gut – vor allem deshalb, weil das Wetter in ganz Griechenland wieder deutlich besser geworden war. Immerhin hatten wir an drei von vier Tagen Sonne und in dicken Jacken, Handschuhen und Mützen waren die Temperaturen eigentlich ziemlich angenehm. Alles besser als Regen!


Ausblick von der Palamidi-Festung


Beste Voraussetzungen also, um unseren Weg nach Athen mit etwas Kultur zu säumen. Erfahrungsgemäß besteht die Besichtigung von historisch bedeutsamen Orten in Griechenland hauptsächlich in der Betrachtung von Ruinen. Das war auch in Nafplio, Epidauros, Mykene und Korinth überwiegend der Fall. Entsprechend groß war unsere Freude, diesmal ein paar antiken Stätten zu begegnen, die intakt genug waren, um ihre Erhabenheit nicht bloß unserer Vorstellungskraft zu verdanken.


Blick auf die Bühne des Theaters von Epidauros


Da wäre zum Beispiel das weithin bekannte Theater in Epidauros, das jahrhundertelang von Schutt und Bäumen begraben war und so nahezu vollständig erhalten blieb. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, das es bereits im vierten Jahrhundert vor Christus erbaut wurde. Noch beeindruckender ist aber die Bauweise, die dafür sorgt, dass jedes gesprochene Wort bis an die obersten von immerhin 14 000 Plätzen dringt (von uns für euch getestet).


In Epidauros ist die Restauration noch in vollem Gange.


Heute ist das Theater von Epidauros eine der bedeutensten erhaltenen Bauwerke der griechischen Antike, früher war es nur ein kleiner Teil der Kultstätte für den Heilgott Asklepios und dessen Vater Apollon. Tatsächlich war diese mehr als nur ein Tempel für eine Gottheit, sondern für viele kranke Menschen mit ihren Kurangeboten und Heilpriestern die letzte Hoffnung auf Heilung. 

Ein Besuch im Asklepios-Heiligtum begann mit einer kultischen Reinigung und einem Opfer an Apollon, bevor man während des Tempelschlafes darauf hoffte, Asklepios selbst möge einem im Traum erscheinen und die geeignete Heilmethode vorschlagen. Hierfür wurde später auch mit Hypnose gearbeitet. Das eigentliche Heilverfahren wurde dann von den Priestern geleitet und bestand aus Bäder- und Entspannunskuren, aber auch aus Operationen und Medikamenten. Ein wichtiger Teil der Therapie waren aber auch kulturelle Angebote, wie eben das Theater oder die Bibliothek. Also ein sehr fortschrittlicher Ansatz frei nach dem Motto: Ein gesunder Geist ruht in einem gesunden Körper und umgekehrt.


Überreste der Tempelanlage in Epidauros


Nicht mehr ganz so intakt, aber trotzdem sehr interessant waren die Ruinen von Mykene, denn die mykenische Kultur gilt immerhin als die erste Hochkultur des europäischen Festland. Entsprechend groß ist ihre Rolle in der griechischen Geschichte und Mythologie. Im Trojanischer Krieg zum Beispiel war der König von Mykene, Agamemnon, der Anführer der Griechen gegen Troja. Wer gerne Homer liest oder in der Schule gut aufgepasst hat, erinnert sich, dass (zumindest in der Mythologie) die Entführung der schönen Helena durch Paris (der Typ, nicht der Ort) nach Troja als Auslöser des Krieges gilt. Ihr zurückbleibender Ehemann Menelaos war zufällig der Bruder Agamemnons und so nahm eine zehnjährige Belagerung ihren Lauf. Nach einer siegreichen List kehrte Agamemnon schließlich zurück, nur um von seiner Frau Klytaimnestra und deren Geliebten erdolcht zu werden – übrigens Auftakt für eine neue dramatische Geschichte und Handlung einer ganzen Oper. Ist sicher allein wegen der klangvollen Namen sehenswert.


Der Sage nach halfen Zyklopen beim Bau der riesigen Mauern - die Bauart ist heute noch als „zyklopisch“ bekannt. 


Wir hoffen, mit diesen Ausführungen konnten wir unseren Bildungsauftrag erfüllen und haben euch mit so viel trockener Historik nicht verschreckt, denn abseits gibt es kaum etwas zu berichten.

Wir genießen es sehr, wieder wirklich zu reisen und die Mobilität von Gretchen voll auszunutzen. Außerdem fanden wir einen unserer absurdesten Standplätze, einen über den Winter geschlossenen Campingplatz mitten in der Stadt, dessen Tor wegen Handwerksarbeiten offen stand. Hat eine Weile gedauert, bis wir herausfanden, warum nie jemand an der Rezeption war..


Jans Lieblingsbeschäftigung bei der Besichtigung von Ruinen


Ansonsten pflücken und essen wir weiterhin so viele Orangen und Zitronen wie wir nur bekommen können und trinken massenweise Tee, weil wir nachts im Bett unseren Atem sehen können. Tatsächlich rächten sich die kühlen Temperaturen und der viele Regen der letzten Tage und wir schlagen uns nun beide mit einer Erkältung herum. Das ist doppelt ärgerlich, denn unser Ziel war eigentlich, während unseres gesamten Trips nicht krank zu werden und nun sind wir so kurz vor Ende doch gescheitert.

Aber wir sind zuversichtlich, dass der kurze griechische „Winter“ jetzt nahezu vorbei ist und wir die Sonne wieder öfter sehen werden. Die nächsten paar Tage verbringen wir dann tatsächlich endlich in Athen – also freut euch auf einen weiteren Blogeintrag voller schlecht recherchierter historischer Halbwahrheiten und unseren kleinen Alltags-Abenteuern.

Bis dahin, wikipedia on!

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