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27.10.2020-ich war früher ein Burgherr

Veröffentlicht: 28.10.2020

27.10.2020

Liebe Freunde,

wenn in einem Reiseführer nichts über eine Stadt drin steht, sondern nur die Strände in der Nähe erwähnt sind, dann hat das vielleicht auch einen Grund.

Mit einem viel zu frühem Start in den Tag ging es für uns heute morgen los. Die Uhr hatte noch nicht einmal eine sieben an erster Stelle und trotzdem war ich munter. Mit überraschend viel Energie haben wir feststellen müssen, dass die Italiener genau wie wir nur Gut-Wetter-Sportler sind, weil auf unserem Parkplatz noch kein einziges Auto zu sehen war und es am gestrigen Abend nur so von Sportlern oder Spaziergängern gewimmelt hatte. Entspannt wie die Morgensonne aßen wir unser Frühstück und konnten dabei den noch immer malerischen Himmel bewundern. Als langsam der Walkerverein einzutreffen begann, machten wir uns schon auf zu unserem ersten Ziel: Pescara.

Eine ziemlich große Stadt, was man an der freibefahrbaren Autobahn merkte und eigentlich wurden wir von solchen Städten noch nie enttäuscht, wenn es um Kultur ging. Aber heute haben wir doch tatsächlich eine vollkommen moderne Stadt entdeckt. Eine Stadt wie sie auch bei uns zu finden ist, ohne enggassige Altstadt oder große Steingebäude; einfach nur Hochhäuser, breite Straßen und schöne moderne Brücken. Doch was die Stadt uns nicht bieten konnte, gaben uns die umgebenden Berge. Ein einziger Tafelberg umgeben von hohen Spitzen und immer wieder ein paar kleine Wolkenlücken, die dafür sorgten, dass nur ein einziges Tal beleuchtet wurde.

Nachdem wir unseren Weg aus der Stadt wieder hinaus gefunden hatten, machten wir uns nun auf den Weg von der Küste weg nach Santo Stefano di Sessanio, ein kleines wunderschönes mittelalterliches Städtchen, welches in der Nähe einer alten Burgruine lag, die ich mir unbedingt anschauen wollte.

Die Berge, die mit jedem Kilometer höher zu werden schienen, schimmerten in allen Farben des Herbstes. Rostrote Hügelkappen oder sonnengelbe Steilhänge machten den Weg frei für scheinbar blutende Berge und flammendorange Täler, die Farbenpracht schien kein Ende zu nehmen, dabei leuchteten die Bergwände strahlend hell auf, immer wenn die Sonne sie traf. Auch die Straße war alles andere als schlecht. Nach unseren letzten Erfahrungen konnte es ziemlich eng auf den kleinen Pässen werden, aber hier waren wir fast allein und auch die Wege waren verhältnismäßig breit. Auch sind wir sprunghaft wieder in eine Gegend gekommen in der es Burgen ohne Ende gibt, so habe ich heute meine erste schräge Burg gesehen, die einfach mitten im Hang stand und trotzdem mit ihren Mauern einen großen steilen Vorhof einschließen wollte.

Unser erster Stopp in dieser malerischen Landschaft war Popoli (ja, Po) auch ein wunderschönes Dörfchen mit einer sehr interessanten Kirche. Von außen sah sie ganz normal aus aber innen hatte sie gar keine Verzierungen nur weißer Stein und dann waren alle Bilder in einem Goldton gehalten und die Statuen fügten sich perfekt in die Nischen ein, wobei selbst manche der modernen Bilder einfach fließend ins Gesamtbild übergingen, wirklich eine sehr gelungene Inneneinrichtung, die mal etwas ganz neues versucht, hat mir gefallen.

Danach kamen wir noch einem Dörfchen vorbei das den gesamten Berg vom Tal ausgehend einnahm, die Häuser reihten sich so nah aneinander und schienen dadurch den eigentlichen Hang einfach ein paar Meter über die Erde zu versetzten. Als wir dann endlich an unserem Zielort angekommen waren, machten wir uns sofort auf um in die Stadt zu gehen und die ist auf alle Fälle einen Stopp wert. Die Stadt besteht nur aus kleinen Gassen, einfach so im nichts endenden Wegen und leider auch super vielen Baustellen. Drei Kräne wurden ständig hin und her gedreht, um ein paar der Gebäude und auch das Wahrzeichen der Stadt, den Turm, wiederherzurichten. Dadurch haben wir ihn leider nicht wirklich sehen können, aber schon die Burg an sich, ist einfach nur wunderschön. Ich bin ein richtiger Fan. Als wir dann irgendwann aus dem Labyrinth der Gassen herausgefunden hatten, mussten wir uns jetzt nur noch den Wanderweg finden, der uns zum Rocco Calascio führen würde. Leichter gesagt als getan, aber irgendwann nach einem vollkommen falschen und einem sich im Wind drehenden Schild hatten wir es dann gefunden. Noch schnell etwas wärmeres anziehen und dann konnte es schon los gehen. Gut ausgerüstet auf Wind und eisige Kälte begannen wir den Aufstieg. Genau, mit Anorak den Berg hinaus. Ich habe geschwitzt, geflucht, Paps versucht meinen Schal zum tragen anzudrehen, die Dummheit von modernen Gedichten festgestellt, gleich noch zwei gedichtet und dann irgendwann die Aussicht genossen.

Nach ca. fünf Kilometern hatten wir unser Ziel erreicht und es war wirklich atemberaubend. Ich liebe Burgen. Mit Begeisterung habe ich jeden Winkel der Ruine erkundet nur um festzustellen, dass es noch viel größer war, als ich mir vorstellen konnte, weil man von oben noch viele weitere Teile sehen konnte, die ich bis dahin noch nicht gefunden hatte. Dann sind wir noch einem einsamen Hund begegnet, der bestimmt zum Schäfer im Tal gehörte und haben uns wieder auf den Rückweg gemacht, weil die Sonne jetzt schneller untergeht als man erwartet und wir keine Lust hatten im Dunkeln den Weg zu suchen. Aber genau die gleiche Strecke hin wie zurück konnten wir nicht machen, also mussten wir etwas Neues ausprobieren. Nachdem Paps schon fest davon überzeugt war, dass wir auf dem falschen Weg waren und ich ihm vorgeschlagen hatte, dann einfach den Hang runter zu gehen, weil runter ist einfach. Nahm die Straße eine Biegung und wir konnten hinter dem nächsten Berg schon Santo Stefano vermuten.

Fast eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang trafen wir dann bei unserem Wohnmobil ein und hatten immer noch genug Zeit um uns eine Stelle ganz in der Nähe auszusuchen um der Sonne zuzuschauen.

Bis bald und der Herbst kommt schneller als man vermuten würde.
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