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13.10.2020-Strände und Investmentruinen

Veröffentlicht: 13.10.2020

13.10.2020

Liebe Freunde,

die drastische Veränderung zwischen Reich und Arm geschah heute so häufig und so kurz nacheinander, dass es schon Fragen aufwirft weshalb der eine Ort bevorzugt und der andere vollkommen vernachlässigt wird.

Aufgestanden bin ich heute Morgen überraschend spät und selbst Paps saß ganz ruhig vorne im Fahrersitz und hat gelesen. Unser tiefenentspannter Aufbruch wurde nur kurz aufgewühlt, als ich herausfand, dass es auf unserem Campingplatz nicht nur eine Katze, sondern gleich drei gibt und die waren alle so süß getigert. Leider konnten wir keine mitnehmen, weil der böse Papa sie nicht in die Wohnung lassen wollte, aber so ist er nun mal. Auch meinen Vorschlag Speck zu braten, fand er ganz schlimm, weil es dann hier drin nach Frittenbude riechen würde, dabei kann er nicht einmal riechen, aber das frittiertes schlecht sein muss, hat er auf alle Fälle schon gewusst (enttäuschtes Kopfschütteln meinerseits).

Trotz allem gut abgestimmt, kamen wir in einem zügigen Tempo vom Platz runter und mussten uns den Autobahnen stellen, die nur dafür gemacht wurden, um arme Leute wie uns zu verwirren. Doch hört was ich euch sage: wir sind nur mit einem einzigen gefährlich nah an der Bande vorbeischrammendem Schlenker auf die Straße gekommen, die uns in Richtung Neapel und unserem heutigen Ziel führt.

Nachdem wir Latina durchquert und endlich am Meer waren, mussten wir natürlich anhalten und erstmal ein bisschen direkt am Strand entspannen. Viele Fischer waren unterwegs oder besser auf einem Stuhl und haben gewartet und auch ein Reiter hat versucht sein Pferd an die Wellen zu gewöhnen. Mit einem erfolgreichen eingraben von irgendeinem Keimling im Sand war ich auch so zufrieden, dass es meinen nassen Füßen keine Sorgen mehr bereitete, als es Paps ohne Sonne zu kalt wurde und wir wieder aufbrachen. Da irgendein höheres Wesen uns draußen sehen wollte, konnten wir schnell wieder die warmen Strahlen auf unseren Beinen merken und deshalb machten wir an einer winzigen Einfahrt zum dazugehörigem Hafen Rast und sahen den beiden Fischern mit den interessanten Netzen dabei zu, wie sie jedes Mal aufs Neue ihre Konstruktion im Wasser versenkten, um sie dann in einem glücklichen Moment hoch zu ziehen. Dabei konnten wir sogar einmal sehen, wie einer der Männer einen Fisch fing, welcher überraschend groß war, im Gegensatz zu dem Fang der Fischer, die es auf normale Art und Weise mit einer Angel versuchten.

Unser nächster Stopp war wieder an einem Strand, bloß konnte man hier ganz eindeutig sehen, dass es im Sommer nur so von Touristen wimmelt. Die schiere Menge an Parkplätzen war schon beeindruckend, doch zum Glück waren die Schranken und auch die Automaten abgebaut und so konnten wir einfach auf unserer Lieblingsstelle parken und die Leere des Sandstrandes bewundern, der sich vor uns erstreckte. Nur ein einsamer Leut von der Wasserwacht musste die angespülten Plastik- und Holzüberbleibsel des vergangen Sturmes zusammenkehren. Er tat mir schon echt leid, vor allem, weil er noch keinen allzu großen Abschnitt des Strandes geschafft hatte, eher gerade erst angefangen und jetzt schon total ausgelaugt schien.

Eigentlich hätten wir den Tag jetzt als vorbei ansehen und einfach unseren Platz direkt am Strand genießen können, doch irgendwas zog uns weiter und brachte uns wieder zur Lektion eins zurück: Gebe dich zufrieden mit dem was du hast. Denn die Gegend die darauffolgte, war alles andere als einladend. Heruntergekommene Häuser, verwilderte Gärten und überall Müll und wenn wir dachte, dass es zum Meer gehen würde, landeten wir in einer halb zerstörten Feriensiedlung mit einzelnen Gartenhäusern und auf jeder Straße eine Schranke, die uns am weiterfahren hinderte. Wirklich sehr toll und als Paps, dann auch noch mehrere hundert Meter rückwärts fahren musste, weil der Weg vor einem Zaun endete, konnte man unsere Begeisterung förmlich schneiden.

Doch hört, hört, wir sind wieder raus gekommen mit der Eskorte eines Gartenbesitzers der nicht einmal daran dachte seine Hunde zurückzurufen, als sie auf die Straße rannten und mich von allen Seiten anbellten, als ich versuchte Papa beim rückwärtsfahren Hilfe zu leisten. Naja hier kommt man eh nur weiter, wenn man sich aufregt und genauso wie er dann eingeschüchtert seine Kläffer doch zu sich ran holte, fanden wir dann auch einen Parkplatz. Doch die Gegend hatte sich nicht gebessert und so einigten wir uns doch auf einen Stellplatz in der Stadt, der überwacht ist.

Perfekt in den Berufsverkehr hineinkommend, fuhren wir an Neapel vorbei und sahen wie Paps es so treffend beschrieb „Investmentruinen“, halb fertiggestellte, verlassene Gebäude und vollkommen abmontierte Tankstellen. Die Tatsache, dass ich so etwas noch nie gesehen hatte, sagt genauso viel über mich aus wie über die Gegend, doch trotz dieses kleinen Schocks konnten wir in unserem sicheren Hafen einen wunderschönen Sonnenuntergang bewundern.

Bis bald und hoffentlich geht es den Leuten hier bald besser.

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