Veröffentlicht: 08.10.2020
08.10.2020
Liebe Freunde,
an die Wärme muss ich mich erst einmal gewöhnen.
Dabei ging unser Tag in einem ziemlich kalten Wohnmobil los, weil wir ja jetzt im Landklima zu Hause sind. Die Fahrräder abschnallen und wieder auf den Piazzale Michelangelo. Schließlich wollten wir uns heute die Stadt anschauen und da ist es einfach das Beste sich erst einen Überblick zu verschaffen. Ob die Stadt bei Tag oder bei Nacht schöner ist, kann ich euch nicht sagen, sie ist einfach wunderschön.
Über die Ponte Vecchio machten wir uns auf den Weg auf die andere Seite der Stadt, auch wenn wir schon davor einmal drüben waren, da das Fahrradwegnetz noch verwinkelter ist als die Gassen der Stadt und meine Navigationskünste an die Intelligenz einer gegen eine Scheibe fliegenden Bachstelze erinnert. Da es noch zeitig am morgen war, konnten wir gemütlich über die Brücke mit den Juweliergeschäften schlendern, die sich alle gegenseitig versuchten zu überstrahlen und begeistert in die glitzernden Schaufenster blicken. Als erstes kamen wir am Palazzo Vecchio vorbei, in der ein Museum war, dabei machte mich nur der Eingang schon sprachlos mit den wunderschönen Wandmalereien und verzierten Säulen. Es ist echt so schön hier, alles ist alt, klein, verwinkelt. Die Kathedrale di Santa Marie del Fiore ist von außen ein Wahnsinnsanblick, alles ist aus Marmor. Es wäre gar nicht mehr möglich, die Fassade weiter zu verschönern, da in jeder kleinen Ecke ein Bild, Wappen oder einfach nur die verschiedensten Muster verschnörkelt zu finden sind und dann sind wir rein gegangen.
Nix, überhaupt nix. Die Kathedrale ist zwar auch von innen echt groß, aber keine Wandmalereien, kein Gold oder Verzierungen nur ein paar Gemälde und Bänke, plötzlich also ganz schlicht. Hatten die Florentiner kein Geld mehr? Laut Paps kann es daran nicht gelegen haben, aber die Frage bleibt trotzdem, wieso?
Danach machten wir uns auf zu dem letztem großen Kirchengebäude, welches gestern Abend angestrahlt wurde. Was gar keine so leichte Aufgabe war mit meinem Albert-Einstein-Gedächtnis und Papas: „Ich fahre dir einfach nur hinterher“. Aber, meine Lieben, wir sind angekommen. Nachdem wir die Stadt jetzt wie unsere Westentasche kennen und jede kleinste Sackgasse von innen gesehen haben, lässt sich sagen: die dritte Kirche ist ein bisschen traurig. Die Basilica di Santa Maria war eingepackt in Gerüste konnte den anderen beiden nichts entgegen setzten, dafür sind wir überall lang gefahren und mussten auch noch gleich ein paar Punkte abfahren, die ich auf der Karte als interessant gewertet hatte.
Auf dem Piazza Santassima Annunziata hatten wir unsere erste Begegnung mit dem gefährlichen, schafzerfleischenden Tier, Wolf. Dabei schien der Ritter sich ziemlich gut zu schlagen und insgesamt waren sie alle ganz zahm und ließen sich sogar an die Nase und in den Mund fassen, doch das beste: man konnte sie reiten und keiner sah so aus wie der andere. Es war bestimmt eine Heidenaufgabe diese Eisenstatuen zu gießen und das erste, dass die Kinder ausprobieren mussten, als sie auf den Platz kamen, war, ob die Wölfe fest auf dem Boden stehen und nein, das tun sie nicht, denn die zwei Kinder auf dem Rücken der Statue schwankten gefährlich hin und her, als das ponk, ponk der eisernen Füße auf dem Boden erklang - nervige Kinder.
Unser Mittagessen war also gesichert, Pizza. Danach ging es zum letzten Punkt auf meiner Was-ich-sehen-will-Liste, der Giardino di Boboli. Ein riesig angelegter Park hinter dem Palazzo Pitti auf dessen Vorplatz uns überraschenderweise, die Wölfe wieder begrüßt haben. Nach reichlichem Überlegen, weil der Eintritt für einen Garten doch ganz schön heftig war, machten wir uns dann doch auf ins Innere des Gartens und ich wurde nicht enttäuscht, er ist wirklich wunderschön. Die Grotten und Springbrunnen, die nicht springen sondern höchstens fallen (ein schlauer Kommentar Papas) und diese verzweigten ewiggrünen Wege mit super vielen Eidechsen, die sind so süß. Meine Liebe ist total entflammt und ich habe bestimmt mehr Fotos von Kriechtieren gemacht als von der ganzen Stadt. Auch wenn ich nicht ganz verstehen konnte, weshalb das Schloss eine Orangerie brauchte, da die Zitronen- und Orangenbäume am Straßenrand wachsen und scheinbar kein Problem mit dem Wetter haben, sah es trotz allem wunderschön idyllisch aus, mit den unterschiedlichsten Blumen die in den Beeten zwischen den Bäumchen gepflanzt wurden.
Dann war unsere Zeit aber auch schon vorbei und wir fuhren zurück, leider hieß das auch wieder den Berg hoch und eigentlich war es viel zu warm um überhaupt Sport zu treiben. Meine Lunge und Schweißdrüsen haben mir auf alle Fälle keinen Dankesbrief für die unnötige Arbeit geschrieben, doch angekommen sind wir. Weil wir aber scheinbar immer noch stark motiviert waren, machten wir uns auf zu unserem nächsten Ziel: San Gimignano. Eine kleine Stadt, die einen sofort in der Zeit zurück katapultiert, wenn man durch die Stadttore schreitet. Der perfekte Ort für einen Mittelalterfilm, wenn nur nicht Leute wie wir da wären. Auch hier sind wir eigentlich nur den Schildern zu einer Aussicht gefolgt und haben dabei gleich die ganze Stadt gesehen, sie ist wirklich atemberaubend und die Umgebung mit den sanften Hügeln ist einfach wunderschön. Das wichtigste habe ich vergessen: das Städtchen hat unnatürlich symmetrische Türme die man schon von weiten sehen kann und die auch von nahem nicht weniger beeindruckend sind, dabei sind die süßen kleinen Läden die auf einen drei-Millionen-Touristen-Strom pro Jahr ausgelegt sind, auch zum Anbeißen.
Diese Nacht werde ich auf alle Fälle gut schlafen und versuchen alle Eindrücke zu verdauen.
Bis bald und die nächste Reiseplanung wird noch spannend.