Veröffentlicht: 12.06.2023
Sonntag, 11.06.2023
Wir stehen früh auf und fahren zum Bauernmarkt nach Kopanaki. Das ist anscheinend der größte Markt in der Umgebung. Es gibt wieder viel tolles Obst und Gemüse, Kräuter (es duftet ganz herrlich), Olivenöl, Honig, Blumen, aber leider auch viele Stände mit Ramschklamotten und Plagiaten. Das finde ich ziemlich schade, es macht das Ganze so etwas billig und ist mir auch schon auf den anderen Märkten aufgefallen. Mittendrin vor einer Metzgerei steht eine Vitrine mit zwei fertigen Spanferkeln, der Geruch zieht uns magisch an und ein Mann ist damit beschäftigt, die Spanferkel in handliche Portionen zu zerlegen. Er benutzt ein riesiges Messer, fast schon ein Beil und lässt es aus einiger Höhe mit viel Geschwindigkeit heruntersausen und seine Finger sind immer nur ca. 1 cm von der Stelle, wo das Messer auftrifft, entfernt. Ich kann kaum hingucken. Natürlich kaufen wir auch ein Portiönchen und nachdem wir uns noch mit Obst, Gemüse und einem frischen Brot eingedeckt haben, gönnen wir uns ein zweites Frühstück: noch warmes Spanferkel auf frischem, warmen Brot. So lecker!
Danach fahren wir nach Kyparissia zur Alten (Wasser)Mühle. Sie ist die letzte erhaltene von insgesamt zehn Wassermühlen, die früher in dieser Region existierten. 1850 gebaut, wurde sie im Laufe der Zeit als Laden, Taverne und im zweiten Weltkrieg sogar als Hauptquartier der Rebellen benutzt. Sie wurde vor einigen Jahren aufwändig restauriert, nun mahlt sie wieder Getreide und dient gleichzeitig auch als kleines Museum, wo Geräte und Werkzeuge und andere Erinnerungsstücke zur Geschichte der Mühle zu sehen sind. Dort sind auch ein Café und ein Laden untergebracht, in dem lokale Produkte erstanden werden können. Die Mitarbeiter sind unglaublich freundlich, erklären uns alles ausführlich, wir bekommen eine kleine Privatvorführung der Wassermühle und sogar noch eine Tsipouro-Verkostung. Nach einem Kaffee in dem wunderschönen Garten, machen wir uns dann auf den Weg zur Burg von Kyparissia. Das Navi schlägt vor, erst runter in die Stadt und von dort dann zur Burg zu fahren. Unterwegs begegnet uns ein Wegweiser, der eine kürze Variante andeutet, kurz entschlossen wählt Martin diesen Weg, der sich allerdings für ein Wohnmobil mit 7m Länge und 3m Höhe als recht schwierig erweist. Es wird sehr schotterig und schmal, kurvig, einige Schlaglöcher, die Äste der Bäume kratzen am WoMo entlang und kurz vor Ende der Straße begegnet uns ein Auto, das ein ganzes Stück zurücksetzen muss, weil wir beide nicht aneinander vorbeikommen. Endlich geschafft, finden wir einen Parkplatz vor der Burg, um dann festzustellen, dass diese heute geschlossen hat. Laut Reiseführer soll es unterhalb der Burg eine kleine, aber feine Altstadt geben. Also machen wir uns auf den Weg und tappern (wieder mal in großer Mittagshitze) unterhalb der Burg recht steil treppab und finden aber weder klein noch fein. Wir beschließen zum Hafen zu fahren, der uns sehr empfohlen wurde, und auf dem Weg dorthin, kurz nachdem wir den Burgparkplatz verlassen haben, fahren wir tatsächlich durch eine kleine nette Straße mit vielen Tavernen (leider alle noch zu), hier ist also besagte Altstadt… Im Hafen angekommen sind wir uns nicht sicher, ob wir den richtigen Hafen gefunden haben, aber nach Blick auf die Karte stellen wir fest, dass es nur diesen einen gibt. Das Ganze wirkt sehr verlassen und etwas abgerissen, Müll liegt rum, einige Boote liegen im Wasser und es ist nichts los. Selbst die versprochenen Meeresschildkröten, die im Hafenbecken schwimmen sollen, lassen sich nicht blicken. Daraufhin beschließen wir, in die Innenstadt zu gehen, der Weg zieht sich ziemlich bergauf, wir finden einen Platz mit vielen Cafés, trinken erstmal etwas und finden dann doch noch einen Teil der Stadt, der uns ganz gut gefällt. Auf einer Kreuzung ist eine große Baustelle, hier sind Arbeiter auf einem Mast in ziemlicher Höhe anscheinend mit Arbeiten an der Telefonleitung beschäftigt, Martin ist sehr beeindruckt… Wir laufen wieder runter zum Hafen, wo unser Wohnmobil steht und ich gehe nochmal ans Hafenbecken und da sehe ich sie tatsächlich - eine riesige Meeresschildkröte, die so vor sich hin dümpelt. Ich schaffe es noch ein kurzes Video zu machen, bevor der Akku seinen Geist aufgibt. Wir bleiben eine Weile am Hafenbecken stehen und insgesamt sehen wir sieben Schildkröten. Leider sind sie ein Stück entfernt, man sieht nur kurz unter der Wasseroberfläche den braunen Panzer und ab und zu kommt mal ein Kopf aus dem Wasser, um Luft zu holen. Aber wir sind sehr beeindruckt von der Größe der Tiere.
Es geht weiter Richtung Elea, dort gibt es einen Stellplatz unter Bäumen, wo man wildcampt und es soll alles sehr ursprünglich und naturbelassen sein. In einschlägigen Apps sind seit kurzem die Bewertungen nicht mehr ausschließlich gut, angeblich haben hier Ende April Verhaftungen stattgefunden, ganz willkürlich wurden Menschen ausgewählt und dann wegen Wildcampens zu 30 Tagen auf Bewährung verknackt, außerdem sollen sich in den Büschen viele Fäkalien und Toilettenpapier befinden. Wir fahren den Platz von Norden her an (da hier die Taverne in der Nähe ist), es geht über eine staubige Straße vorbei an vielen urigen Bäumen, die Plätze darunter sind alle belegt, und die Bäume, die noch nicht belegt sind, sind zu niedrig für uns… Irgendwann gibt es nicht mehr so viele Bäume, sondern mehr so eine Art kratzige Steppe, auf der vereinzelt ein Baum steht und Blick aufs Meer hat man leider auch nicht, davor ist eine Düne. Das hatten wir uns irgendwie ganz anders vorgestellt… Wir entschließen uns, weiterzufahren und kommen schließlich in Palouki auf einem kleinen Campingplatz unter. Hier gibt es einen tollen Sandstrand fast für uns alleine! Abends packen wir unseren Omnia aus, Martin möchte „Ofen“Kartoffeln mit dem restlichen Spanferkel machen. Schmeckt richtig gut, allerdings dauern die Kartoffeln so 1 1/2 Stunden… Später gehen wir noch ein bisschen außerhalb vom Campingplatz spazieren, nebenan ist ein kleiner Hafen, der ganz nett angelegt ist. An der Straße dorthin ist ein kleines „Büdchen“, wo man sich Getränke und sonstige Dinge kaufen kann, dort ist schon einiges los, aber der Hafen scheint der absolute Szenetreff der Gegend zu sein. Die ganze Jugend (hauptsächlich männlich) ist zugegen und jeder versucht, den anderen mit der Lautstärke seines Autos zu übertrumpfen. Die Straße zum Hafen gleicht einer Rennstrecke. Unten am Hafen steht ein, nicht mehr ganz neuer, Imbisswagen und auch hier ist ziemlich viel los. Abends um halb zehn gehen die Griechen mit ihren kleinen Kindern hier noch etwas essen… Wir beschließen, das in den nächsten Tagen auch mal auszuprobieren…