Warum schreibst du gar nicht mehr? War schon ganz gespannt, wie es bei Dir läuft und weitergeht... Du hattest so einen tollen Einstieg und Dein Einstieg war vom Stil her echt toll! So schade :-(
Veröffentlicht: 17.09.2016
Noch genau 3 Wochen trennen mich nun von der Reise meines Lebens. Ein Moment, in dem einem so viele Dinge durch den Kopf gehen, dass es schwer ist alles geordnet aufzuschreiben – ein echter Pollock würde meinen Kopf gerade besser widerspiegeln.
Monate voller Planung liegen hinter mir und das Ergebnis: Ich hab ehrlich gesagt noch immer keinen Plan was auf mich zukommt. Alles begann an Weihnachten, als ich einen 75 l Backpack, einen Reiseführer mit fast 700 Seiten und ein Work & Travel Book geschenkt bekommen habe.
Darauf folgten der Reisepass, das Visum, der Flug, die Versicherung und was weiß ich nicht alles.
Dinge, die man nach und nach abhaken kann und das Gefühl hat, alles unter Kontrolle zu haben.
Doch langsam übertrete selbst ich – ein Freund der Planung und Ordnung – meine Komfortzone, ganz getreu dem Motto „Life begins at the end of your comfort zone“.
Ich wurde in den letzten Monaten oft gefragt „Aber waruum?“ „Warum denn so laaange?“ „Warum so weit weeg?“ Zusammengefasst: „Vreni bist du denn vollkommen waahnsinnig geworden?“
Und ehrlich gesagt konnte ich oft keine für die vernünftige Gesellschaft zufriedenstellende Antwort geben. Nein ich gehe dort nicht hin um mein Englisch zu verbessern (was soll ich denn da noch bitte verbessern? Just kiddin'.) und auch nicht um meinen Lebenslauf aufzuhübschen.
Abgesehen davon, dass ich seit ich 14 Jahre alt bin sage, dass ich nach Australien gehen will (ich fand's eben cool, don't judge me) mache ich das einfach nur – für mich.
Ich mach's genau aus dem Grund, weil ich selbst riesen Respekt davor habe, genau deshalb.
Ich habe in meinem Leben noch nie in einem Flugzeug gesessen – und dann gleich ein Langstreckenflug. Ich war noch nie so lange und so weit weg von Zuhause – und jetzt Australien für ein halbes Jahr. Ich war noch nie wirklich auf mich alleine gestellt – und hau' jetzt ab, nur mit meinem Travelbuddy, die ich noch nie live gesehen hab.
Ziemlich weird, aber geil!
In Momenten, in denen ich mir bewusst werde, welche Herausforderungen vor mir liegen, muss ich den Menschen in meiner Umgebung doch ein kleines bisschen Recht geben: Ja Vreni du bist wirklich nicht mehr ganz koscher.
Auf der anderen Seite erinnere ich mich dann an die weisen Worte meines Daddys (nicht schlecht Herr Specht) als er mich zum x-ten Mal ausgelacht hat in einem meiner Scheiße-Vreni-Was-Tust-Du-Hier-Moment: Vreni genieß diese Momente in denen du mal so richtig Angst hast, so richtig aufgeregt bist, denn diese Momente sind verdammt selten. Recht hat er! Wie oft hat man schon diese Momente, in denen man etwas zum ersten Mal macht, eine ganz neue Erfahrung macht und vom Scheitel bis in die Zehen merkt, dass man am Leben ist. Abenteuer nennt man das glaube ich.
Aber nicht nur mein erster Flug, die Tage in den Emiraten oder die Frage, wo schlafe ich eigentlich übermorgen sind spannend.
Spannend ist vor allem einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Ich lasse 90% meines Kleiderschranks (meines geliebten Kleiderschranks!!!) und meiner Beautysammlung (Jesus!) hinter mir. Ich verlasse mein Kuschelbett, tausche die roten Nikes gegen einfache Turnschuhe und die Faber Castell Sammlung gegen 2 Kulis.
Ich werde abends nicht mehr am Esstisch mit meinen Eltern sitzen und sie werden mir nicht mehr erzählen wie ihr Tag war. Ich kann Samstag abends nicht mehr zu meiner Freundin fahren und auf ihrem Balkon zu 2,3,4 oder 5 Gläschen (nennen wir es mal ganz generell) Alkohol Shisha rauchen. Keine in Jogginghose und mit dem Laptop auf dem Schoß, Filme schauende Couch mehr (war das ein deutscher Satz?). Kein voller Kühlschrank mehr. Keine 6 Steckdosen mehr nur für mich allein. Kein WLAN mehr, das sich automatisch verbindet.
All das tausche ich gegen einen 20 kg Backpack und einen Haufen neuer Erfahrungen.
Werde ich als ein neuer Mensch heimkommen? Ich denke nicht. Obwohl meine Eltern wahrscheinlich inständig darauf hoffen, werde ich wohl nicht als ein Bergschuhe- und Funktionsklamotten-tragender und Mode & Makeup als überflüssigen Luxus ansehender Naturfreak nach Hause kommen (Sorry an Mommy & Daddy)
Vielmehr werde ich hoffentlich als jemand nach Hause kommen, der innerlich daran gewachsen ist. Jemand, der voll und ganz an sich selbst glaubt. Als das mutige, starke Mädchen, das ich sein will. Und vor allem als jemand, der gesehen hat, mit wie wenigen Dingen das Leben trotzdem schön sein kann und dass es auch ohne den ganzen Heck-Meck geht. Und zu guter Letzt will ich mit Stories nach Hause kommen, bei denen selbst noch meine Enkel sagen „Hey Omi, starke Aktion!“.
Was ich mich manchmal frage ist, ob ich nach so einer Wahnsinnsreise überhaupt noch Lust auf mein „altes“ Leben habe. Nach einem halben Jahr Für-Den-Tag-Leben, vollkommener Unabhängigkeit und Abenteuer das ganze wirklich wieder gegen ein Studium, deutsches Wetter (eww) und das gewöhnliche Leben eintauschen?
Ja, eigentlich schon. Ehrlich gesagt vermisse ich mein kleines Reich bei dem Gedanken an angsteinflößende Hostels jetzt schon und natürlich wird mir der Abschied von meiner Familie und meinem Lieblingshund schwer fallen.
Aber trotzdem freue ich mich auch jetzt schon auf die Zeit nach Australien, schwer zu glauben. Ich freue mich darauf, Industriedesignerin zu werden und eventuell auszuziehen. Neue Herausforderungen, nur eben andere.
Aber erst einmal steht Down Under vor der Tür und verdammt, ich hab sowas von Bock darauf!
Was unsere Pläne angeht, gibt es doch relativ wenig Plan.
Am 8. Oktober hebt unser Flugzeug um 22:35 in München ab und wir werden gegen 7 Uhr in Abu Dhabi eintrudeln. Dann geht’s für 2 Tage nach Dubai und einen Tag zurück nach Abu Dhabi. Dann geht die Reise weiter über Melbourne nach Adelaide und Tada, Welcome to Australia! 15386 km Entfernung zum schönen Hammer. Das war's dann bisher aber auch mit den großen Plänen. Ein Hoch auf die Spontanität.
Wann immer es geht werde ich euch mit Zeilen und Fotos nerven, einfach weil ich's endlich kann! Spaß beiseite. Ich freue mich über jeden einzelnen von euch der meine Einträge liest und heiße Feedback herzlichst willkommen.
See you later alligator.
Eure Vreni