Veröffentlicht: 16.03.2025
Irgendwie laufen mir in letzter Zeit viele Schachbretter über den Weg. Erst hab ich in Queenstown gespielt, dann in Christchurch in der Bibliothek eins entdeckt und am Ende starte ich am Flughafen in Christchurch ein kleines Gruppenschach, indem ich erst die Figuren korrigiere und dann, nachdem ein junger Mann das "Brett" intensivst betrachtet hat, den ersten Zug mache. Timo (so lerne ich, heißt er) hat in dem Moment nicht hingeschaut und sucht erst verzweifelt nach derjenigen Person, mit der er jetzt spielen könnte, das ist ein bisschen lustig. Am Ende sind zwei weitere Deutsche, ein Japaner und ein weiterer Mann unbekannter Herkunft am knobeln und tüfteln. So schnell können 2 Stunden am Flughafen vergehen.
Fast so schnell wie 3 Monate. Ich fühle mich auch schachmatt. Wie nach einem langen Spiel auf dem Schachbrett mit Längen, Risiken, Standardzügen uns vor allem unendlichen Möglichkeiten. Nun stelle ich meine Figuren neu auf, denn nach einem kleinen Zwischenstopp in Sydney (immerhin am St. Patricks Day Wochenende) geht es nach Hause.
Es war ein schönes Match. Ein gutes Spiel. Ich glaube, ich habe gewonnen. Nicht nur gegen Timo. Auch sonst so. Danke dass ihr mich begleitet habt und mir bei dem ein oder anderen Zug geholfen habt. Danke an so viele Menschen zu Hause und an diejenigen, die neu in mein Leben gekommen sind auf dieser Reise. Ich weine ein bisschen, weil man doch immer wehmütig ist, wenn etwas so schön war und ich auch nicht so richtig weiß, wie es nun zu Hause weitergeht. Zum Glück gibt es Rilke, den ich in solchen Situationen immer frage und der folgendes über die Geduld sagt (was auch auch ein bisschen zum Schachspielen passt):
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man
vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.
Ich glaube, das ist ein schönes Ende für diesen Reisebericht hier. Ich komm jetzt heim und lebe meine Fragen weiter.
