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44°C im Schatten!

Veröffentlicht: 04.08.2022


Zappas kleine Reiseskizzen

Wir bummeln im hohen Norden Frankreichs ganz schön herum und Gibraltar ist noch weit entfernt. Daher tut sich unverhofft die Gelegenheit auf, mal wieder eine Pyrenäen-Etappe der Tour de France mitzuerleben. Also beschließen wir, die bevorstehenden heißen Tage für die Weiterreise in das Gebirge ganz im französischen Süden zu nutzen.

Ausgiebige Siestas werden eingeplant, bevorzugt an Plätzen mit Wasserzugang. Gegen 13:00 Uhr suchen wir uns einen entsprechenden Ort und bleiben dort wenigstens bis 17:00 Uhr. So finden wir z.B. im Schatten der Bäume am Nantes-á-Brest-Canal kurzfristige, leichte Kühlung. Das Thermometer klettert auf stolze 40°C, der Wind bläst warme Backofenluft über unsere erhitzten Körper, das Wasser im Kanal ist pipiwarm und wir können so lange darin verweilen, bis sich das nächste Penichette nähert.

Wo die Sonnenblumen und die...

Bedauerlicherweise ist in den kommunalen, oft künstlich angelegten Plan d'Eau das Baden verboten. Doch manchmal hast du Glück, die Schatten unter den Platanen an diesen Orten laden zum Picknick und Verweilen ein und wenn du über den Deich kletterst und dabei in Kauf nimmst, dir Beine, Arme und Gesicht am dornigen Gestrüpp zu zerkratzen, kannst du mit dem klaren und kühlenden Nass eines Flüsschens belohnt werden. Darin kommst du wieder halbwegs auf Betriebstemperatur und wirst mit frischen Brombeeren belohnt.

Im Schatten!

Leider ist die Kletterei zurück zur Räuberhöhle sehr schweißtreibend, die Temperatur ist in der Zwischenzeit noch einmal um 2-3°C gestiegen, der Schatten weitergewandert. Das Wasser, das deiner Dehydrierung vorbeugen soll, hat die Wärme des heißen Wüstenwindes angenommen und irgendwann musst du wohl oder übel ins geheizte Auto steigen und weiterreisen.

...und die Kiwis reifen!

Im Vorland der Pyrenäen machen wir letzte Station für die Nacht. Es herrschen auch um 21:00 Uhr noch 36°C, gefühlte 45°C. Jegliches im Minicamper ist heiß, die Catering-Kiste, das Bettzeug, die Klamotten, die Lebensmittel. Wir haben keinen Kühlschrank und verstauen alles in dicken Schichten Decken, Kissen, Handtücher. Doch heute ist jeder Versuch zwecklos. Obendrein kaufe ich Weglaufkäse, der Camembert und der äußerst schmackhafte Brie de Meaux haben jede Form verloren und erinnern an Fondue.

Der Fluß Adour kommt aus den Bergen, wird hier aber angestaut und fließt nur mässig und träge dahin.

Wir haben für die Nacht einen kleinen Parkplatz ausgewählt, hier herrscht noch reges Treiben. Fahrzeuge voller großer und kleiner Familien kommen und gehen, man kennt sich, schwatzt und ist trotz der immer noch herrschenden Hitze fröhlich.

Parkplatz am Adour

Wir folgen den lärmenden Menschen und kommen aus dem Staunen nicht heraus!

Die Flüsse in Frankreich werden in den meisten Fällen stark reguliert. Sie sind angestaut, eingedeicht und dienen der Stromversorgung. Nicht selten bleiben am Ende nur Rinnsale mit wenig Wasser übrig. Doch der Staat versucht sich inzwischen in Renaturierungsmaßnahmen. Hier am Adour wurde zum Beispiel eine gigantische Fischgasse angelegt, die den Tieren die Überwindung des Staudamms erleichtern soll.

Baden streng verboten! Mehrere eindeutige Schilder weisen nachdrücklich darauf hin.

Baignade interdit!

In der Fischgasse tummeln sich heute jedoch die Familien der Umgebung, wer will es ihnen verdenken. Jede hat ihr eigenes Badebecken und es ist auch noch eins für uns übrig! Hurra, rein in den Pool. Der Adour führt klares, kühlendes, sprudelndes Nass. Ich werde im Strudel sofort herumgerissen, wild im Kreis gedreht, die guten Gummi-Crocs ziehen die Füße an die Oberfläche, der Kopf wird gnadenlos unter Wasser gedrückt. Was für ein Spaß! Irgendwann wird mir schwindlig und Zappa muss mich herausziehen, allein schaffe ich nicht, mich aus dem Wirbel zu befreien.

Abgekühlt, erfrischt und glücklich kehren wir zu unserem immer noch heißen mobilen Heim zurück. Lange warten wir auf eine erquickende Brise, die setzt gegen 3:00 Uhr Nachts ein. Immerhin.

Badewanne im Adour

Der nächste Morgen ist erstaunlicherweise grau und frisch, wir nehmen noch ein verbotenes Bad in der Fischgasse, freuen uns, dass wir heute unsere Siebensachen kühlen können und machen uns erwartungsfroh an die letzten Kilometer zur 17. Tour-Etappe am Col d'Aspin.

Disteln blühen...


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