Veröffentlicht: 23.06.2019
Kolumbien stand, besonders nachdem ich meine Reise allein fortsetzte, nicht auf meiner Liste. Denn was einem bei Kolumbien einfällt ist wohl Kriminalität, Drogen, Narcos. Auch was auf der Seite des deutschen Auswärtigen Amts steht, motivierte mich nicht gerade allein in das Land zu reisen.
ABER! Während meiner Zeit in Panama traf ich zahlreiche, auch weibliche, Reisende, die mir von dem Land vorschwärmten und mir verischerten, dass es sicher sei bzw. auch nicht gefährlicher als andere Länder in der Region. UND, soviel sei hier schonmal verraten, das Land ist wirklich atemberaubend, die Leute unglaublich nett und so viel mehr als das, was viele mit dem Land asoziieren. Ja, ich muss gestehen ich habe mich ein bisschen in das Land verliebt...
Aber jetzt nochmal von vorn: in der zweiten Aprilwoche landete ich in Bogotá. Wie so oft, hatte ich nicht wirklich einen Plan, wie lange ich in der Stadt bleiben würde und was genau ich im Land machen wollte. Mein erstes Hostel war nett, relativ leer (es war Nebensaison in Kolumbien) in einer Wohngegend mit ein paar netten Cafés in der Umgebung. Ich lernte schnell, dass Englisch auch unter jungen Leuten nicht weit verbreitet ist. Aber das gab mir eine gute Gelegenheit meine Spanischkenntnisse aufzubessern.
In den ersten Tagen in Bogogtá nahm ich an einer Free Walking Tour und einer Food Tour teil, um einen ersten Eindruck von der Stadt und auch vom Land zu bekommen. Um am ersten Tag zum Treffpunkt der Free Walking Tour zu kommen, fuhr ich mit dem Metrobus und lief dann noch ein Stück zu Fuß. Kurz vor dem Treffpunkt kam ich an eine Straßenecke, an der auf einem Platz viele Männer standen und sich in Paaren unterhielten. Ich war etwas irritiert und dachte erst, ich wäre in eine Kundgebung geraten. Später während der Tour lernte ich, dass dies der älteste Smaragdmarkt ist. Ich lernte außerdem jede Menge über die Unahängigkeitskämpfe und Nationalhelden (Bolivar und Santander), Kolumbiens großen Künstler Botero und was Justin Bieber mit den Graffitis in Bogota zu tun hat.
Unser Guide brachte uns auch zu einem Café, wo wir nicht nur sehr guten Kaffee bekamen, sondern auch Chicha probieren druften, ein alkoholisches Getränk, was es auch in anderen Ländern Mittelamerikas gibt, jedoch mit unterschiedlichen Zutaten gemacht wird. In Kolumbien wird es aus Mais gemacht. Es gibt keinen Großproduzenten für das Getränk, weil es lange Zeit veroten wurde. Stattdessen wird Chicha von Bauern hergestellt und man weiß nie so genau wie viel Alkohol das Getränk enthält. Die Sorte die wir probierten war aber recht schwach.
Nach der Tour ging ich noch mit ein paar Teilnehmern Mittagessen und ging mit einer Finnin in das Botero Museum. Dort wird die Kunstsammlung von Botero ausgestellt, die er an das Museum stiftete unter der Bedingung, dass der Eintritt frei sein müsse. Vorher gab es kein Museum, was für alle offen war.
Am Sonntag unternahm ich etwas, was wahrscheinlich das Highlight meines Aufenthalts in Bogotá war. Jeden Sonntag und Feiertag findet in der Stadt die Ciclovía statt. Dafür werden einige der großen Straßen in Bogotá gesperrt, damit die Menschen in der Stadt dort Fahrrad fahren, joggen oder skaten können. Und tatsächlich ist die halbe Stadt auf den Beinen. Ich lieh mir also ein Fahrrad in meinem (zweiten) Hostel und machte mich auf den Weg durch die Stadt in einen Stadtteil namens Usaquen, wo Sonntags ein Kunstahdwerksmarkt stattfand. Auf dem Rückweg stoppte ich für ein leckeres Mittagessen und einen Kaffee. Ich genoss den Tag, an dem auch das Wetter mitspielte, in vollen Zügen. Dass ich einmal mit dem Fahrrad durch Kolumbiens Hauptstadt fahren würde, hätte ich nie gedacht!
In meiner zweiten Woche in Bogotá nahm ich drei Tage einen Sprachkurs, um meinen Spanischkenntnissen auf die Sprünge zu helfen. Es war komisch und anstrengend wieder die Schulbank zu drücken, aber es hat wenigstens ein bisschen was gebracht.
Ansonsten war mein Aufenthalt wieder einmal von vielen netten Menschen geprägt. Ich traf einen Amerikaner, der an einer Fernuniversität in den USA studiert, aber in Kolumien wohnt, weil es dort günstiger ist, mit dem ich viele interessante Gespräche führte und zum ersten Mal Cocalätter kaute. Und ich traf ein paar Deutsche und einen Schweizer, mit denen ich nach Moserate hinauffuhr. Das ist eine Kapelle und ein Aussichtspunkt auf einem der Berge um Bogotá, von wo aus man einen atemberauenden Blick über die Stadt hat. Wir hatten wieder Glück mit dem Wetter und sahen einen schönen Sonnenuntergang und konnten beoachten, wie die Lichter in der Stadt langsam angingen.
Insgesamt war ich zehn Tage in der Stadt. Entgegen dem, was andere Reisende mir zuvor erzählt hatten, gefiel mir die Stadt sehr gut. Es gibt jede Menge guten Kaffee und immer wieder etwas Neues zu entdecken. Ich wäre nicht böse darum irgendwann einmal in zurückzukehren. Aber ich wollte ja noch mehr vom Land sehen und deshalb hieß es dann doch Aschied nehmen - vorerst...