Die ersten Schritte in Kalifornien

Guten Morgen, guten Mittag oder auch guten Abend. 

Seit ich ein Kind war, war für mich klar: Ich will die Welt sehen ! 

Nach zahlreichen Urlauben im Teenageralter war ebenso klar: "Nur" in diesen Ländern Urlaub machen reicht mir nicht. Es reicht mir auf Dauer nicht "nur" ein Tourist zu sein, der seine 2 Wochen im Hotel absitzt, in dieser Zeit 2 -3 Touren durch die nächstgelegenen Orte macht und dann Zuhause prahlt: "Also ich kenne ja schon (Marokko, Spanien, Italien etc.) !" Nein, tust du nicht. Du kennst das Hotel, den Flughafen und 3 Restaurants im nächsten Ort. Manche unternehmen vielleicht etwas mehr und haben vielleicht 4 Restaurants und was weiß ich gesehen, allerdings "kennen" tun sie nichts wirklich. 

Und daran ist nichts falsch ! Im Gegenteil !

Die nächsten bereisen die Welt wochenlang mit ihrem riesigen Deuter - Rucksack. Das geht schon stark in die Richtung, was ich unter "Erleben" verstehe. Man sieht viel in relativ kurzer Zeit und bekommt deutlich mehr Einblicke in fremde Kulturen und Menschen als der typische Tourist. 

Allerdings war für mich immer klar, dass ich einmal von mir behaupten will, an einem fremden Ort für einige Zeit GELEBT zu haben und als im November nach gefühlt 568 Jahren Bewerbung die Zusage für 2 Auslandssemester an der California State University kam, war klar: Jetzt wird ein neues Kapitel aufgeschlagen und zwar das Kapitel, was ich seit ich ein kleiner Junge war, schreiben wollte. 

Nach gefühlt nochmal 7465 Bewerbungen, Nachweisen, Gesprächen und Anmeldungen, gab Mitte August 2017 zuerst der Pilot des Airbus A330 in München und dann der der Boeing 777 in Istanbul vollen Schub auf die Turbinen. Das Adrenalin stieg genauso wie die Flughöhe und am 16. August stand ich mit Sack und Pack todmüde und mit Todesblähungen vom Fliegen am LAX und wartete auf meinen Uberdriver Che, der mich nach Venice Beach brachte. 

Los Angeles an sich ist hässlich. Wer was anderes behauptet war noch nie da. 

Die Strandgemeinden wie Santa Monica oder Venice Beach sind dafür umso nicer. Durch den Jetlag war ich am ersten Morgen schon um 6:00 wach. So nutzte ich die Gelegenheit und schlich mich aus dem Zimmer, wo besoffene Engländer und Franzosen ihren Rausch ausschliefen. 50 Meter weiter erwartete mich der Strand und ich sah zum ersten Mal die Szenerie wie man sie aus zahlreichen Serien und Filmen kennt. 

Mit meiner Kommilitonin Pauline, die schon einen Tag früher angereist war, mietete ich ein Fahrrad und wir fuhren den Strand entlang zum Santa Monica Pier. Die Stimmung und das Wetter waren einfach abartig. Jeder am Strand war entweder Fitnessmodel oder Ernährungsberater. Kaum Eine oder Einer machte keine Sport, sah nicht braun und durchtrainiert aus, hatte keinen messerscharfen und stylischen Haarschnitt oder hatte nichts Gesundes wie Rohkost oder einen Proteinshake in der Hand und nicht zu vergessen: Kaum einer zeigte nicht sein makelloses Colgate Super White - Lächeln. Die Stimmung steckte einen sofort an und ich beschloss ein zweites Mal meinen von unzähligen Litern Bier und tonnenweise Döner gezeichneten Körper wieder auf Hochglanz zu polieren. Und das wird klappen, ihr werdet sehen ! 

Am nächsten Tag führen wir mit dem Bus 3 Stunden nach Süden Richtung Mexiko in unsere Heimat für die nächsten 10 Monate: San Diego. Da ich erst nach einer Woche ca. das Auto einer Freundin kaufen kann, die San Diego nach einem unfassbar geilen Jahr wieder verlässt, besorgte ich mir für die erste Woche einen abgerantzten, schwächlichen aber billigen Hyundai und fuhr zum Haus meines Vermieters Matt (33) mit dem ich mir für die nächsten 10 Monate sein Haus teilen werde. Er ist eher ruhiger, aber meeega netter und cooler Typ und sein Hund Maverick (Mischung aus Golden Retriever und noch irgendetwas, Matt hat auch kein Plan was) ist der süßeste und glücklichste Hund, der je auf diesem Planeten gelebt hat. 

Das wars erstmal. Nächstes mal wieder einschalten wenn es heißt : Stories from California...