Veröffentlicht: 23.06.2024
Hier in Santa Rosa kehrt langsam der Alltag ein. Ich helfe morgens meistens draussen mit und am Nachmittag arbeite ich dann am Compuert für die Choba Choba Foundation. Mir gefällt es sehr, dass ich so viel draussen sein und auch körperlich arbeiten kann. Hier ist am Schatten meistens 30 Grad, dementsprechend ist es in der Sonne um einiges heisser. Um Sonnenbrand muss ich mir aber kaum Sorgen machen, da wir fast immer mit langer Bekleidung unterwegs sind. Dies ist viel angenehmer, da wir so sowohl vor der Sonne, als auch vor den Moskitos und den kleinen, sehr agressiven Fliegen geschützt sind.
Der Tag hier beginnt meistens schon um 6.00 Uhr (oder noch früher?), da es dann bereits hell ist. Ich habe sowieso das Gefühl, dass die Menschen hier viel weniger schlafen als ich ;-). Irgendwie gehen immer alle später ins Bett als ich, aber sind am Morgen auch schon wieder irgendwo am Arbeiten, wenn ich um 6.30 Uhr bereit stehen. Meistens arbeiten dann alle bis 8.00-9.00 Uhr und danach gibt es Frühstück. Nach dem Frühstück sind dann alle wieder unterwegs bis 13.00-14.00 Uhr. Wenn wir Zeit haben, dann gibt es vor dem Essen ein kurzes Bad im Fluss. Dieser ist super erfrischend und weil er eine eher starke Strömung hat, hat es gemäss den Leuten vor Ort auch keine "bösen" Tiere im Fluss ;-). Nach dem Mittagessen gibt es eine kurze Siesta bis etwa 15.00-15.30 Uhr. Dann wird weiter gearbeitet bis es eindunkelt oder die Arbeit erledigt ist. Natürich gehört nach der Arbeit am Abend ein Bad im Fluss wieder dazu. Nach dem Abendessen sitzen meistens alle zusammen im "Wohnzimmer". Auch der Besuch, egal wer gerade da ist. Einige schauen Fussball (EM oder Copa America), andere spielen Bingo und andere geniessen einfach den Feierabend. Die Zeit ist hier viel weniger "genau". Das Essen wird eingenommen, sobald es fertig gekocht ist oder wenn die Arbeit erledigt wurde. Es gibt keine definierten Zeiten, ausser wenn man auf ein "Kursboot" nach Juanjui gehen muss oder wenn wir eine Sitzung bei Choba Choba haben. Trotz fehlenden Zeitangaben, scheint hier alles irgendwie zu funktionieren.
Die hier vor Ort agierende "Cooperativa Agraria Cacaotera Choba Choba", welche der Choba Choba AG in der Schweiz die Kakaobohnen verkauft, hat immer wieder einmal Besuch. Letzte Woche waren zum Beispiel Naturschützer von einem Nationalpark zu Besuch, welche sehen wollten, wie die Kooperative vor Ort Naturschutzmassnahmen umsetzt und wie grundsätzlich der Umgang mit der Natur ist. Alle 31 Kakaobäuerinnen und -bauern, welche an die Kooperative angeschlossen sind, bauen aussschliesslich biologisch an. Zudem führt die Kooperative regelmässig Workshops durch, um die Mitglieder zu schulen.
Solche Besuche sind immer sehr spannend für mich, da alle Tätigkeiten von der Kooperative, aber auch von den anderen Akteuren innerhalb des Choba Choba Universums, vorgestellt und erklärt werden (hier unter diesem Link gibt es mehr Infos zu den einzelnen Akteuren). Zudem werden dann immer auch Parzellen vor Ort angeschaut und natürlich, mit viel Stolz, der "Jardin de Conservacion" präsentiert. In diesem Garten wird die genetische Vielfalt des Kakaos "aufbewahrt". Zurzeit gibt es 89 Varianten, welche im Garten zu finden sind. Die Mutterbäume dieser Varianten befinden sich alle verstreut in den Parzellen der 31 Mitglieder. Die besten Varianten werden dann später selektioniert und in einem Klongarten weiter beobachtet.
In der Zwischenzeit war ich nochmals zwei Tage in Juanjui. In der Stadt ist es sehr heiss, zudem fehlt der Fluss zum Abkühlen. Ich fühle mich trotzdem schon wohl in Juanjui, da es eine sehr kleine Stadt ist und ich mich gut orientieren kann. Die Rückfahrt habe ich dann ganz alleine gemeistert. Sowohl den "Hafen", als auch das richtige Boot (alle helfen vor Ort :-)) habe ich gefunden. Dieses mal war die Fahrt zwar immer noch "abenteuerhaft", aber ich fühlte mich wohl zwischen den Leuten. Kein Wunder, denn schlussendlich wurde ich während der ganzen Fahrt mit Essen beschenkt ;-). Zudem habe ich mich dieses Mal auch getraut, am "Frühstücksort" etwas zu kaufen. Kaffe mit Milch in einer Flasche. Hier wird viel Essen ganz praktisch in Plastiksäcken verkauft: Poulet, Kochbananen (Plátano), Kartoffeln, Orangensaft... eigentlich alles. Auf dem Boot habe ich Santos kennengelernt. Ein älterer Herr, der den ganzen Weg mit mir über Gott und die Welt philosophiert hat. Bevor er aussteigen musste, hat er mir noch seine Nummer gegeben, damit ich ihn später in Tarapoto besuchen kann, wenn ich dann mit der Reise durch Peru beginne. So nett! :-)
Am Montag gibt es hier ein grosses Fest, denn San Juan wird gefeiert. Zudem kommt in der kommenden Woche auch Besuch aus der Schweiz vorbei. Regelmässig lädt die Choba Choba AG einige Partner (v.a. Chocolatiers) aus der Schweiz ein, damit sie die Kakaobäuerinnen und -bauern vor Ort kennenlernen können. Dies wird bestimmt auch wieder spannend, da ich überall mitgehen kann - juhui :-).